ADS-Wocheninformation vom 04.03.2019

ADS-Wocheninformation vom 04.03.2019

DPR: Verhandlungspartner müssen Gesetzesauftrag erfüllen

Eine bessere Finanzierung der Pflege und die Abkoppelung von Fallpauschalen müssen umgesetzt werden

Berlin (27. Februar 2019, Nr. 04/2019) – „Die Pflegepersonalkosten in der Patientenversorgung im Krankenhaus sind besser und unabhängig von Fallpauschalen zu vergüten. Das ist die Intention des Gesetzgebers und dieser haben die Verhandlungspartner zu folgen“, weist Franz Wagner, Präsident des Deutschen Pflegerats e. V. (DPR) aktuell hin.

Hintergrund ist, dass sich Hinweise auf eine Regelung mehren, die den Zielen des Pflegepersonal-Stärkungsgesetzes zuwiderlaufen würde. Das hat jetzt ein breites Bündnis, zu dem auch der Deutsche Pflegerat gehört, zum Anlass genommen, eine sachgerechte Regelung der Finanzierung der Pflegepersonalkosten anzumahnen. Das gemeinsame Papier der Bündnisorganisationen zum Thema „Bessere Finanzierung der Pflege und Abkopplung von Fallpauschalen müssen umgesetzt werden“ liegt der Anlage bei.

Eine weitere gesetzliche Regelungslücke bestehe zudem darin, dass kein einheitlicher und fachlich anerkannter Maßstab für eine bedarfsgerechte und wirtschaftliche Personalbesetzung vorgesehen sei oder entwickelt werde, heißt es seitens der Bündnisorganisationen weiter. Ein Instrument der Pflegepersonalbedarfsermittlung sei jedoch die notwendige Grundlage für die Vereinbarung des krankenhausindividuellen Pflegebudgets.

Zudem müsse die Dokumentation auf das unbedingt notwendige Maß reduziert werden, insbesondere durch die Streichung der Pflegekomplexmaßnahmen-Scores.

Die Bündnisorganisationen gehen davon aus, dass auf der Grundlage der aktuell absehbaren Umsetzung des Pflegepersonal-Stärkungsgesetzes dessen Ziele nicht erreicht werden. „Der Gesetzgeber muss schnell und präzise nachjustieren“, so Wagner abschließend.

 

Ansprechpartner: Franz Wagner, Präsident des Deutschen Pflegerats

Deutscher Pflegerat e.V. (DPR), Bundesarbeitsgemeinschaft Pflege- und Hebammenwesen, Alt-Moabit 91, 10559 Berlin, Telefon: (0 30) 398 77 303, Telefax: (0 30) 398 77 304, E-Mail: presse@deutscher-pflegerat.de, Internet: www.deutscher-pflegerat.de


Gemeinsame Erklärung der Organisationen Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS), Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB), Deutscher Pflegerat (DPR) und Organisationen der Patientenvertretung (BAGP, vzbv)

Bessere Finanzierung der Pflege und Abkoppelung von Fallpauschalen müssen umgesetzt werden

Berlin, 22. Februar 2019 – Die Bündnisorganisationen begrüßen sehr, dass das Pflegepersonal-Stärkungsgesetz (PpSG) vorgibt, das Pflegebudget auf der Grundlage der tatsächlichen krankenhausindividuellen Personalbesetzung und – kosten festzulegen. Die neue Finanzierungslogik birgt große Chancen für eine deutliche und nachhaltige Verbesserung der Situation. Allein: Die Wirkung dieser Vorgaben hängt von der Umsetzung ab. Aktuell finden Verhandlungen zwischen den Vertragspartnern auf Bundesebene hierzu statt. Die Bündnisorganisationen nehmen dies zum Anlass, nachdrücklich auf die Intention des Gesetzgebers hinzuweisen, die „Pflegepersonalkosten in der Patientenversorgung besser und unabhängig von Fallpauschalen zu vergüten“ (Vgl. BT 19/4453 http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/19/044/1904453.pdf, S. 41) und eine neue Pflegepersonalkostenvergütung zu entwickeln (§ 17 b Abs. 4 KHG). Es mehren sich die Hinweise, dass diese Intention nicht erfüllt wird ( Vgl. BibliomedManager 23.01.2019 https://www.bibliomedmanager.de/news-des-tages/detailansicht/37267-drg-umbau-soll-nicht-zu-komplex-werden/ ).

Wenn die Pflegepersonalkosten unabhängig von Fallpauschalen über eine neue Pflegepersonalkostenvergütung finanziert werden sollen, dann:

  • muss der Pflegekostenanteil vor der Kalkulation der DRG-Fallpauschalen ausgegliedert werden,
  • darf das Pflegebudget nicht auf Grundlage des Pflegepersonalkostenanteils der DRG-Fallpauschalen festgelegt werden,
  • darf die Schweregraddifferenzierung der Pflegepersonaluntergrenzen nicht auf Grundlage des Pflegepersonalkostenanteils der DRG-Fallpauschalen (Pflegelastkatalog) vorgenommen werden und
  • darf der Pflegepersonalquotient nicht auf Basis des Pflegekostenanteils der DRG-Fallpauschalen (Pflegeaufwandskatalog) ermittelt werden.

Wenn die Pflegepersonalkosten zukünftig nicht unabhängig von Fallpauschalen finanziert werden, läuft dies den Zielen des PpSG zuwider. Die Bündnisorganisationen kritisieren zudem das hochkomplizierte Verfahren zur Abzahlung des Pflegebudgets über einen krankenhausindividuellen Pflegeentgeltwert. Das Verfahren folgt deutlich erkennbar der Grundlogik des DRG-Systems, was der Herauslösung der Pflegepersonalkosten aus dem DRG-System widerspricht.

Bei der Vereinbarung der Pflegebudgets dürfen keinesfalls die Aufwendungen gerechnet werden, die als Sach-kosten für den Einsatz von Leiharbeitnehmern entstehen. Das würde die falschen Anreize setzen: Der Anteil der Leiharbeit würde unter diesen Umständen weiter steigen, die Stammbeschäftigten zusätzlich belasten, weitere Qualitätsabstriche bei der Patientenversorgung wären die Folge.

Eine weitere gesetzliche Regelungslücke besteht zudem darin, dass kein einheitlicher und fachlich anerkannter Maßstab für eine bedarfsgerechte und wirtschaftliche Personalbesetzung vorgesehen ist oder entwickelt wird. Ein Instrument der Pflegepersonalbedarfsermittlung ist die notwendige Grundlage für die Vereinbarung des krankenhausindividuellen Pflegebudgets. Ein solches Pflegepersonalbemessungsinstrument ist darüber hinaus für die weitere Ausgestaltung der PPUGs sowie des Pflegepersonalquotienten geeignet.

Die Dokumentation ist auf das unbedingt notwendige Maß zu reduzieren, insbesondere durch die Streichung der Pflegekomplexmaßnahmen-Scores. Die Ausgliederung des Pflegebudgets darf nicht mit einer Ausweitung, sondern muss mit einer Reduzierung des Dokumentationsaufwandes einhergehen. Ziel ist, dass mehr Zeit für die Pflege der Patientinnen und Patienten zur Verfügung stehen muss.

Die Bündnisorganisationen gehen davon aus, dass auf der Grundlage der aktuell absehbaren Umsetzung des PpSG dessen Ziele nicht erreicht werden. In diesem gesellschaftlich so wichtigen Bereich muss der Gesetzgeber schnell und präzise nachjustieren.

Für Rückfragen stehen die beteiligten Organisationen gerne zur Verfügung.


18. Nationales DRG-Forum

Spahn will Arbeitsbedingungen in der Pflege „spürbar“ verbessern

26.02.2019 / News – Mit den Pflege-Gesetzen will das Bundesgesundheitsministerium dafür sorgen, dass es ein Sparen zulasten der Pflegenden künftig nicht mehr geben wird. Das kündigte Minister Jens Spahn (CDU) in seinem Gastbeitrag für den Bibliomed Verlag an.

Obwohl in den vergangenen Jahren immer mehr Beschäftigte in der Pflege gearbeitet hätten, habe die Zahl der Pflegenden mit dem wachsenden Bedarf in Krankenhäusern und Pflegeheimen nicht Schritt halten können, moniert der Minister.

„Mit dem Pflegepersonal-Stärkungsgesetz wollen wir die Arbeitsbedingungen in der Pflege spürbar verbessern. Dabei geht es um den weiteren Ausbau von Pflegepersonaluntergrenzen und die bessere Finanzierung von Pflegepersonal. Jede zusätzlich geschaffene Pflegestelle in der unmittelbaren Patientenversorgung bettenführender Stationen wird vollständig finanziert“, so Spahn. Auch Tarifsteigerungen in der Pflege würden voll finanziert. Eine Obergrenze gebe es nicht mehr. Kein Geld für Pflege sei also keine Ausrede mehr. Dank Weiterentwicklung und Verbesserung des Pflegestellen-Förderprogramms wirke diese Verbesserung schon seit Anfang dieses Jahres. (…)

Quelle: https://www.bibliomed-pflege.de/alle-news/detailansicht/37534-spahn-will-arbeitsbedingungen-in-der-pflege-spuerbar-verbessern/?utm_source=CleverReach&utm_medium=email&utm_campaign=BibPflege_20190226&utm_content=Mailing_11256918


Qualitätsberichterstattung in der Langzeitpflege:

Was bei der Heimsuche wichtig ist

Bei der Wahl einer Pflegeeinrichtung sind pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen auf verlässliche Informationen über deren Qualität angewiesen. Der Gesetzgeber hat daher festgelegt, dass das aktuelle Verfahren der Qualitätsmessung und -darstellung weiterentwickelt wird. Im Herbst 2019 soll das neue System an den Start gehen. Bislang war aber wenig bekannt darüber, welche Qualitätskriterien Verbraucherinnen und Verbrauchern wichtig sind und welche Qualitätsdarstellung für sie geeignet ist. Ein Kooperationsprojekt des ZQP mit dem AOK-Bundesverband und der Charité – Universitätsmedizin Berlin, in dem über 5.000 Personen an einer Befragung teilnahmen, bietet nun neue Erkenntnisse unter anderem über Informationsbedürfnisse von Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen bei der Suche nach einer Pflegeeinrichtung.

Zentrale Ergebnisse des Forschungsprojektes sind in einem frei zugänglichen Artikel von Daniela Sulmann, Simon Eggert, Adelheid Kuhlmey und Ralf Suhr im Bundesgesundheitsblatt veröffentlicht worden. Pflegepersonalbezogene Aspekte haben demnach für Verbraucherinnen und Verbraucher eine besonders große Bedeutung, etwa ein respektvolles Verhalten des Personals, gut ausgebildete Pflegekräfte, eine ausreichende Pflegepersonaldichte, ein seltener Personalwechsel innerhalb der Pflegeeinrichtung und eine sorgfältig durchgeführte, an individuelle Bedürfnisse angepasste Pflege. Die Relevanz dieser Kriterien wird sowohl von Pflegebedürftigen als auch von Angehörigen mit am höchsten eingeschätzt. Entsprechend benötigen sie für die Auswahl einer Pflegeeinrichtung Informationen zu dessen Personalausstattung, etwa zum Personalschlüssel und zu Qualifikationen. Des Weiteren sollten unter anderem auch die Kosten der Pflegeangebote und Informationen zur medizinischen Versorgung transparent dargestellt werden.

Lesen Sie hier mehr: Sulmann, D., Eggert, S., Kuhlmey, A. et al. Bundesgesundheitsbl (2019). https://doi.org/10.1007/s00103-019-02885-2

Hier finden Sie weitere Informationen zum Kooperationsprojekt sowie den Abschlussbericht und eine Zusammenfassung der Studie Qualitätskriterien Verbraucher. (https://www.zqp.de/portfolio/studie-qualitaetskriterien-verbraucher/?utm_source=ZQP+Newsletter&utm_campaign=437761009a-EMAIL_CAMPAIGN_2019_02_27_07_52&utm_medium=email&utm_term=0_08b9f0520e-437761009a-141109013)

Quelle: ZQP-Newsletter, 27.02.2019


Zehn wichtige Merkmale:

Was gute Beratung zur Pflege ausmacht

Für die etwa dreieinhalb Millionen pflegebedürftigen Menschen in Deutschland und ihre Angehörigen kann Beratung zum Thema Pflege – insbesondere dezidierte Pflegeberatung – sehr hilfreich sein. Denn gute Beratung unterstützt Pflegebedürftige, selbstbestimmt über die Pflege zu entscheiden. Sie hilft bei der Organisation von Pflege und trägt zur Prävention von Gesundheitsproblemen Pflegebedürftiger und pflegender Angehöriger bei.

Doch die Qualität einer Beratung ist für Angehörige und Pflegebedürftige oftmals nur schwer einzuschätzen. Basierend auf dem Qualitätsrahmen für Beratung in der Pflege hat das ZQP daher den Einblick Beratung zur Pflege erstellt. Dieser liegt nun in aktualisierter Fassung vor. Der Einblick enthält wichtige Informationen zum Anspruch auf kostenlose professionelle Beratung und zu möglichen Beratungsthemen zum Thema Pflege. Weiterhin bietet er als Orientierungshilfe eine Liste mit zehn wichtigen Merkmalen guter Beratung.

Hier können Sie den Einblick Beratung zur Pflege kostenlos als PDF-Datei herunterladen . (https://www.zqp.de/portfolio/gute-beratung-zur-pflege/?utm_source=ZQP+Newsletter&utm_campaign=437761009a-EMAIL_CAMPAIGN_2019_02_27_07_52&utm_medium=email&utm_term=0_08b9f0520e-437761009a-141109013).

In der frei zugänglichen Beratungsdatenbank des ZQP können Sie nach einer Beratungsstelle in Ihrer Nähe suchen (https://beratungsdatenbank.zqp.de/?utm_source=ZQP+Newsletter&utm_campaign=437761009a-EMAIL_CAMPAIGN_2019_02_27_07_52&utm_medium=email&utm_term=0_08b9f0520e-437761009a-141109013#/home).

Quelle: ZQP-Newsletter, 27.02.2019


Deutscher Pflegetag: Warum der Klimawandel auch die Pflege betrifft

„Geht es der Pflege gut, geht es uns allen gut!“

Diese Meinung vertrat Dr. Eckart von Hirschhausen 2017 als er im Rahmen des Deutschen Pflegepreises mit dem Freundespreis der Pflege, verliehen von der Schlüterschen Verlagsgesellschaft, ausgezeichnet wurde. Beim Pflegetag 2019 ist der bekannte Mediziner und Moderator gleich an mehreren Tagen in der Station Berlin zu Gast. Zum Beispiel am 14. März mit der Keynote: „Gepflegt in die Zukunft – warum der Klimawandel auch die Pflege betrifft“.
Foto: www.steffen-jaenicke.de

» Jetzt Ticket sichern, unter: https://deutscher-pflegetag.de/tickets?utm_source=DPT_newsletter&utm_medium=newsletter&utm_content=deutscher-pflegetag.de&utm_campaign=190227


pluss-Symposium: „Wir haben ein massives Führungsdefizit in der Pflege“

28.02.2019 / News – Mitarbeiter an einer Klinik oder Einrichtung zu halten, ist angesichts des sich immer stärker abzeichnenden Mangels an Pflegefachpersonen unentbehrlich. Doch gute Mitarbeiterbindung sei viel zu lange vernachlässigt worden, sagte der Präsident des Deutschen Pflegerats (DPR), Franz Wagner, am Mittwochabend auf einem Symposium des Personaldienstleisters pluss in Bielefeld. Viele Imagekampagnen von Häusern griffen ins Leere, da sie einen „Pflegehimmel“ suggerierten, den es de facto nicht gebe. „Wir haben keinen Mangel an Pflegefachpersonen, sondern einen Mangel an gut ausgebildeten Pflegenden, die unter den aktuellen Bedingungen noch bereit sind, zu arbeiten“, betonte Wagner.

Dienstplangestaltung ist ein „Mega-Reizthema“

Um Pflegende in ihrem Beruf zu halten, seien vor allem 2 Dinge entscheidend:

  1. Dienstplanverlässlichkeit und
  2. gute Führung.

Viele Einrichtungen hätten kein Konzept für eine gute Dienstplangestaltung. „Kein Wunder, dass der Dienstplan das Mega-Reizthema unter den Pflegenden ist“, so Wagner weiter.

Auch in Führungsfragen gebe es Defizite. So sei Pflege beispielsweise nicht immer Teil der Klinikleitung. Wie viel Durchsetzungskraft habe eine Pflegedienstleitung dann qua Struktur überhaupt?, fragte Wagner kritisch und betonte gleichzeitig: „Wir haben ein massives Führungsdefizit in der Pflege.“ Die Professionalisierung von Führung müsse neu gedacht, Pflegedienst- und Stationsleitungen müssten intensiver und umfangreicher auf ihre Aufgaben vorbereitet werden.

Magnet-Krankenhäuser als Lösung

„Wir können es uns nicht leisten, durch schlechte Führung Mitarbeiter zu verlieren“, verdeutlichte der DPR-Präsident. Diesbezüglich sei das Konzept des Magnet-Krankenhauses ein gelungenes Modell, um die fachliche Kompetenz von Pflegenden in die strategische Ausrichtung von Kliniken zu integrieren und Pflegenden damit die Anerkennung zuteilwerden zu lassen, die sie verdienten, so Wagner.

Von der Politik erhofft sich der DPR-Chef mehr Mut. „Ich wünsche mir eine Revolution.“ Denn Politik mache derzeit zwar viel für die Pflege, scheine aber auch hilflos angesichts der Komplexität der Thematik. „Es gibt durchaus gute Ansätze, aber wenn ich an deren Umsetzung denke, habe ich große Sorgen“, sagte Wagner und bezog sich dabei auf die „Konzertierte Aktion Pflege“.

Auch pluss-Geschäftsführer Christian Baumann kritisierte, dass die bisher geschaffenen Gesetze und Anreizsysteme die Probleme nur verschieben statt wirkliche Lösungen zu sein. Pflege wandele sich und mit ihr das Ungleichgewicht zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Dennoch wachse die Pflegebranche und verzeichne steigende Mitarbeiterzahlen. Die aktuelle Situation spiegele deshalb keine Mangelerscheinung wider, sondern sie stelle vielmehr Wachstumsschmerzen dar, wie es Baumann formulierte. „Und das erfordert ein anderes Management.“ Er stellte infrage, ob angesichts dessen Führung noch richtig verstanden und gelehrt werde.

Quelle: https://www.bibliomed-pflege.de/alle-news/detailansicht/37569-wir-haben-ein-massives-fuehrungsdefizit-in-der-pflege/?utm_source=CleverReach&utm_medium=email&utm_campaign=BibPflege_20190228&utm_content=Mailing_11261307


Neue Studie:

Pflegefachkräfte aus dem Ausland: Zahl hat sich versechsfacht – nicht selten Konflikte wegen Unterschieden in Ausbildung und Berufsverständnis

01.03.2019 – Krankenhäuser und Altenpflegeeinrichtungen stellen zunehmend Pflegerinnen und Pfleger ein, die ihren Berufsabschluss im Ausland erworben haben. So ist die Zahl der Fachkräfte für Gesundheits- und Krankenpflege, die jährlich aus dem Ausland nach Deutschland kommen, zuletzt auf fast das Sechsfache gestiegen: Von knapp 1 500 im Jahr 2012 auf gut 8 800 im Jahr 2017. Größtenteils stammen sie aus ost- und südeuropäischen Staaten außerhalb der EU oder von den Philippinen.

Die meisten der zugewanderten Pflegekräfte kommen im Arbeitsalltag zurecht, trotzdem ist die „nachhaltige betriebliche Integration eine große Herausforderung“, der sich die Arbeitgeber stellen müssen. Das ergibt eine neue, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie. Sowohl neu migrierte als auch einheimische Beschäftigte – von denen selbst etliche einen Migrationshintergrund haben – sind oft unzufrieden mit der Zusammenarbeit. Differenzen und Missverständnisse, die häufig auf Unterschieden in der Ausbildung und der gewohnten Arbeitsteilung zwischen medizinischem Personal, Pflege- und Hilfskräften beruhen, werden nicht selten stereotyp mit „kulturellen Unterschieden“ erklärt. Das kann Konflikte ebenso verschärfen wie die generell oft schwierigen Arbeitsbedingungen. Die Leitungen von Kliniken und Pflegeeinrichtungen stehen daher vor der Aufgabe, Foren und zeitliche Freiräume für einen besseren fachlichen Austausch und mehr Verständnis zwischen neu zugewanderten und etablierten Fachkräften in der Pflege zu schaffen. Dabei können Betriebsräte eine wichtige Moderatorenrolle einnehmen. Im besten Fall ergeben sich daraus Anregungen für Verbesserungen in Bereichen, in denen die Arbeitsorganisation im deutschen Gesundheits- und Pflegesektor hinter der in anderen Ländern zurückbleibt.

Pflegefachkräfte im Ausland anzuwerben, gilt insbesondere in der Politik als wichtiger Beitrag, um die großen Personallücken in Deutschland zu reduzieren. Zwar ist die Bundesrepublik laut der neuen Untersuchung im internationalen Vergleich „noch weit davon entfernt, als etabliertes Zielland der globalisierten Pflegefachkräftemigration zu gelten“: 2010 hatten knapp 6 Prozent der Pflegerinnen und Pfleger ihre Ausbildung im Ausland absolviert. In Großbritannien oder der Schweiz lag der Anteil zwei bis dreimal so hoch. Die Vielfalt habe aber bereits in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, schreiben die Studienautorinnen und -autoren von der Goethe-Universität Frankfurt/Main. Dabei kommen die meisten neuen Pflegerinnen und Pfleger bislang aus der europäischen Nachbarschaft: Rumänien, Kroatien, Polen und Ungarn stellten 2017 die wichtigsten EU-Herkunftsländer; hinzu kamen Bosnien-Herzegowina, Serbien und Albanien als die benachbarten Drittstaaten. Die ebenfalls hohe Anzahl von Pflegefachkräften aus den Philippinen resultiert aus dem Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und den Philippinen. Oft sind die Neueinstellungen Ergebnis gezielter Anwerbeaktionen. In den Herkunftsländern haben sich professionelle Agenturen auf die Vermittlung von qualifiziertem Gesundheitspersonal spezialisiert, das mit Sprachkursen auf die Arbeit in Deutschland vorbereitet wird.

Wie die Zusammenarbeit in Kliniken und Pflegeeinrichtungen im Alltag funktioniert, leuchten die Wissenschaftler über knapp 60 ausführliche Interviews aus. Dabei wurden neben Pflegerinnen und Pflegern, die nach 2008 in die Bundesrepublik gekommen sind, auch einheimische Pflegefachkräfte und Vorgesetzte nach ihren Erfahrungen befragt. Hinzu kamen Interviews mit Arbeitgebervertretern, Vermittlern und Migrationsexperten. In ausführlich dokumentierten Gesprächen beschreiben Leitungskräfte und ein Betriebsrat aus Frankfurter Kliniken, wie in ihren Häusern Konflikte entstanden sind und entschärft werden konnten.**

Die Befragung offenbart auf beiden Seiten erhebliche Differenzen bei Ausbildung, beruflichem Selbstverständnis und gewohnter Arbeitsorganisation: In vielen der Herkunftsländer werden Pflegefachkräfte an Hochschulen ausgebildet. Eine hochqualifizierte schulisch-betriebliche Ausbildung wie in Deutschland ist dort unbekannt. Gleichzeitig übernehmen Pflegefachkräfte etwa in Südeuropa in der Tendenz mehr Management- sowie Behandlungsaufgaben, die in Deutschland Medizinerinnen und Medizinern vorbehalten sind. Tätigkeiten der so genannten „Grundpflege“ auszuüben, also etwa Patientinnen und Patienten beim Essen oder der Körperpflege zu unterstützen, ist dort für Pflegefachkräfte ungewöhnlich. Dafür gibt es, mehr noch als in Deutschland, teils spezielle Service-Kräfte, teilweise müssen Angehörige einspringen.

Dass sich bei derart unterschiedlichen Ausgangssituationen Spannungen ergeben können, ist nach Analyse der Wissenschaftlerinnen nicht überraschend. Problematisch sei vielmehr der Grad, in dem solche Differenzen „kulturalisiert“ würden. Als Auseinandersetzung zwischen „Einheimischen“ und „Ausländern“ spitze sich der Konflikt nicht selten stark zu, die Unzufriedenheit ist groß: So haben viele der befragten zugewanderten Pflegekräfte das Gefühl, „unter Wert“ arbeiten zu müssen, sie fühlen sich häufiger von Informationen ausgeschlossen, von Vorgesetzten schlechter behandelt. Deutsch als Arbeitssprache werde als „Hierarchisierungsmittel“ eingesetzt, wodurch sie in eine Außenseiterposition gedrängt würden.

Die in Deutschland ausgebildeten Pflegefachkräfte kritisieren wiederum, dass neu zugewanderte Kolleginnen und Kollegen schon wegen mangelnder Sprachkenntnisse im verantwortungsvollen und eng getakteten, stressigen Arbeitsalltag nicht voll einsetzbar seien. Die akademische Ausbildung im Ausland wird oft nicht als Vorteil gesehen, sondern als „praxisfern“ kritisiert. Dafür fehlten grundsätzliche Kompetenzen, etwa bei der Körperpflege von Patienten und im „Sozialverhalten“. Aus der Sicht der befragten einheimischen Beschäftigten können die Fachkräfte aus dem Ausland daher zumindest für einen längeren Einarbeitungszeitraum allenfalls als „Schüler“ beschäftigt werden.

Die neu migrierten Pflegefachkräfte reagierten auf die Konflikte mit „systematischem Lernen“, einer „ambivalenten Anpassung“ – bei fortwährender Unzufriedenheit – und, wenn die Spannungen nicht gelöst werden, oft mit einem „Exit“, schreiben die Studienautoren. Darunter fassen sie einen Wechsel der Abteilung oder des Krankenhauses, einen Ausstieg aus dem Pflegeberuf oder die enttäuschte Rückkehr ins Herkunftsland. Wohl die schlechteste Lösung nach dem hohen Aufwand auf beiden Seiten.

Die Forscher halten es für unerlässlich, dass Kliniken und Altenpflegeeinrichtungen ihre Beschäftigten – neu zugewanderte wie einheimische – mit den Herausforderungen nicht allein lassen. Sie empfehlen, den Pflegekräften genug Zeit für fachlichen Austausch und Konfliktlösung einzuräumen und dazu geeignete Foren einzurichten. Kompetente, unabhängige Coaches sollten dabei helfen, Kommunikationsbarrieren zu überwinden. Eine besondere Rolle spielen dabei jene Pflegekräfte, die schon lange in Deutschland arbeiten, aber selbst einen Migrationshintergrund haben: Manche von ihnen sind laut der Studie sensibel gegenüber vermeintlichen „Bevorzugungen“ der neu migrierten Kolleginnen, weil sie sich ihren Status als etablierte Fachkraft auch selbst erarbeiten mussten. Andererseits können sie als „Mentorinnen“ bei Konflikten vermitteln – gerade, wenn sie die gleiche Muttersprache sprechen.

Entscheidend für eine erfolgreiche Integration ist dabei aber auch, dass genug Ressourcen zur Verfügung stehen: „Wenn man permanent unterbesetzt ist und die Patienten nicht vernünftig versorgen kann, dann ist die Bereitschaft für zusätzliche zeitaufwändige Aufgaben nicht so ausgeprägt. Dieses ist aber ein generelles Problem, das nicht nur Fachkräfte betrifft, die aus dem Ausland neu zu uns kommen“, sagt ein befragter Betriebsrat.

Im besten Fall, betonen die Wissenschaftler, könnten die Erfahrungen, die Pflegefachkräfte aus dem Ausland mitbringen, bei notwendigen Reformen in Arbeitsorganisation und Aufgabenteilung helfen. Denn: „Hier bestehen nicht nur grundsätzlich andere Formen zwischen Deutschland und den meisten anderen Ländern, sondern es handelt sich auch um jene Bereiche, an welchen sich der Innovationsstau in der Pflege in Deutschland festmacht.“ In den vergangenen Jahrzehnten hätten Kliniken und Pflegeeinrichtungen auf zunehmenden ökonomischen Druck mit Rationalisierung und Arbeitsverdichtung reagiert, aber nicht mit grundlegenden Reformen bei Zuständigkeiten, Delegation von Tätigkeiten und Regeln der Zusammenarbeit. Dadurch seien „alle Pflegekräfte permanent mit Widersprüchen zwischen ihren fachlichen Ansprüchen und der Arbeitswirklichkeit konfrontiert.“ Sowohl die Beschäftigten als auch Arbeitgeber und Patienten könnten davon profitieren, wenn neu zugewanderte und einheimische Fachkräfte gleichberechtigt „aufgrund ihrer unterschiedlichen Vorerfahrungen innovative Lösungen für Arbeitsorganisation und -teilung, soweit diese im Rahmen der Organisation gestaltbar sind, gemeinsam entwickeln.“

Weitere Informationen:

Robert Pütz, Maria Kontos, Christa Larsen, Sigrid Rand, Minna-Kristiina Rukonen-Engler: Betriebliche Integration von Pflegefachkräften aus dem Ausland (pdf). Study der Hans-Böckler-Stiftung Nr. 416, Februar 2019.

Sigrid Rand, Christa Larsen: Herausforderungen und Gestaltung betrieblicher Integration von Pflegefachkräften (pdf). Working Paper Forschungsförderung, Nr. 114, Februar 2019.

Quelle: Pressemitteilung Hans-Böckler-Stiftung, 01.02.2019; https://www.boeckler.de/117819_118702.htm


Tarifabschluss ist ein Signal der Anerkennung an die Pflegenden

Berlin, 04.03.2019 – Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) begrüßt  die am vergangenen Samstag erzielte Tarifeinigung für den öffentlichen Dienst der Länder – Gehaltszuwächse von ca. 8% in drei Stufen bei einer Laufzeit von 33 Monaten und rückwirkend ab 1. Januar 2019. Für Pflegekräfte gibt es zusätzlich 120,- Euro pro Monat.

„Das ist zwar ein überfälliges Signal der Anerkennung an die beruflich Pflegenden, in der Höhe aber nicht spektakulär. Die sozialen Berufe haben, was das Gehaltsniveau angeht, noch immer viel aufzuholen, und in etlichen Industriebranchen sind vergleichbare Tarifabschlüsse in den letzten Jahren deutlich höher ausgefallen“, sagt DBfK-Präsidentin Prof. Christel Bienstein. „Die Zugeständnisse der Arbeitgeberseite sind in erster Linie dem immensen Fachkräftemangel in der Pflege geschuldet. Ohne einen deutlichen Zuwachs in der Lohntüte hätten die Pflegeberufe noch mehr an Attraktivität eingebüßt, das kann sich eine alternde Gesellschaft auf gar keinen Fall leisten. Mehr Gehalt allein wird jedoch keine qualifizierte Pflegefachperson an ihren Arbeitsplatz binden oder in ihren Beruf zurückholen. Dreh- und Angelpunkt und deutlich verbesserungswürdig bleiben weiterhin die spürbare Arbeitsbelastung in der Pflege, der tägliche Umgang mit den Fachkräften und die Unternehmenskultur, die Qualität und Nachhaltigkeit der Ausbildung, die Durchsetzung geltenden Arbeitsrechts sowie die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf. Dass Betriebe außerhalb des öffentlichen Dienstes bei ihren Gehältern für Pflegende jetzt schnellstens nachziehen und sich dabei mindestens an dem neuen Tarifabschluss orientieren, muss selbstverständlich sein. Angesichts des bevorstehenden Weltfrauentags und des Lohnrückstands der Frauenberufe darf gern auch noch etwas draufgelegt werden“, bekräftigt die DBfK-Präsidentin.

Johanna Knüppel, Referentin, Sprecherin, Redakteurin

Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V. (DBfK), Alt-Moabit 91, 10559 Berlin, Tel.: 030-2191570, Fax: 030-21915777, presse@dbfk.dewww.dbfk.de


Interessante Tagungen, Kongresse und Veranstaltungen

 

Europäischer Gesundheitskongress München: Faszination Gesundheitswesen: Auch für die nächste Generation!

26. und 27. September 2019

Anmeldemöglichkeit unter: www.gesundheitskongress.de