ADS-Wocheninformation 27.03.2023

ADS-Wocheninformation 27.03.2023

Holzklasse statt Goldstandard

Deutscher Pflegerat mahnt vor Einsparungen auf dem Rücken der beruflich Pflegenden

Berlin (23. März 2023, Nr. 14/2023) – Die jüngste Forderung des Arbeitgeberverbandes Pflege e.V. nach einem „Abschied vom Goldstandard beim Personal“ in der Langzeitpflege kommentiert Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats e.V. (DPR): „Wir können uns von nichts verabschieden, was wir nicht haben. Davon zu sprechen, dass es aktuell einen Goldstandard beim Personal in der Langzeitpflege gebe, ist irreführend falsch. Das verkennt die nachhaltig schlechten Arbeitsbedingungen der Beschäftigten in der Pflege. Holzklasse statt Goldstandard beim Pflegepersonal wäre die treffendere Bezeichnung. Diese Klasse sind wir gerne bereit zu verlassen.

Dazu benötigen wir gute Arbeitsbedingungen und gute Arbeitsabläufe sowie ein Klima in den Einrichtungen, das das Personal wertschätzend mitnimmt. All dies kann wesentlich durch jeden Arbeitgeber beeinflusst werden. Einsparungen zulasten der Versorgung der Pflegebedürftigen und auf dem Rücken der Profession Pflege sind dabei jedoch niemals ein gutes Mittel.

Geboten ist ein bedarfsnotwendiger Personalaufbau beim Pflegepersonal der Langzeitpflege. Zum 1. Juli 2023 akzeptiert der Gesetzgeber einen solchen von rund 40 Prozent in der stationären Langzeitpflege. Notwendig sind nach den Ergebnissen des Projektes zur Personalbemessung gemäß § 113c SGB XI (PeBeM) jedoch im deutschlandweiten Schnitt 3,5 Prozent mehr Pflegefachpersonen und 69 Prozent mehr Assistenzkräfte. Das muss vollumfänglich umgesetzt werden.

Erforderlich ist zudem ergänzend eine Organisationsreform in den Einrichtungen. So könnte laut der o.g. Studie die Fachkraftzeit für Fachkrafttätigkeiten mit einem anderen Personalmix mehr als verdoppelt werden. Dazu müssen die Rollen neu definiert werden. Notwendig ist eine kompetenzorientierte Pflege.

Gute Arbeitsbedingungen bedürfen vor allem auch leistungsgerechter Entgelte und Vergütungen, für die die Kassen und Sozialhilfeträger zuständig sind, wie auch eines gesetzlichen Rahmens, der vor finanzieller Überforderung der Pflegebedürftigen schützt. Gefragt sind daher auch der Bund und die Länder. Angepasst werden müssen das Leistungserbringungsrecht wie auch das Ordnungsrecht. Benötigt wird ein Goldstandard für gute Arbeitsbedingungen.“

Ansprechpartnerin: Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats

Deutscher Pflegerat e.V. (DPR), Bundesarbeitsgemeinschaft Pflege- und Hebammenwesen, Alt-Moabit 91, 10559 Berlin, Telefon: (030) 398 77 303, Telefax: (030) 398 77 304, E-Mail: presse@deutscher-pflegerat.de, Internet: www.deutscher-pflegerat.de


Übergabe – Pflegeupdate

PU43 – Leiharbeit in der Pflege / Neues von der Pflegereform

Und was es sonst so Neues gibt…


Leiharbeit: Lauterbach plant Eindämmung per Gesetz

Um die Leiharbeit in der Pflege wird heftig diskutiert. Jetzt will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Fakten schaffen und die Leiharbeit per Gesetz eindämmen.

23.03.2023 – Nach Informationen des RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) hat Lauterbach einen überarbeiteten Entwurf des Gesetzes für eine Pflegereform vorgelegt. Dieser sieht nun vor, dass Pflege­einrichtungen die Mehrkosten für den Einsatz von Leiharbeitenden nicht den Pflegekassen in Rechnung stellen dürfen. Auf diese Weise wolle der Minister wirtschaftliche Anreize für den Einsatz von Leiharbeit streichen.

Zuvor kamen vor allem aus dem Arbeitgeberlager Rufe nach einer Begrenzung oder einem generellen Verbot der Leiharbeit in der Pflege. Von Seiten beruflich Pflegender wird indessen häufig betont, dass Leiharbeit für attraktivere Arbeitsbedingungen, bessere Entlohnung und selbstbestimmte Arbeitszeiten sorge.

Quelle: https://www.altenpflege-online.net/leiharbeit-lauterbach-plant-eindaemmung-per-gesetz


DKG unterstützt Positionen des Marburger Bundes

Klinik-Reform darf Versorgung nicht verschlechtern

23.03.2023 Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) unterstützt Positionen des Marburger Bundes zur geplanten Krankenhausreform der Bundesregierung. Dazu erklärt der Vorstandsvorsitzende Dr. Gerald Gaß: „Die Ärztegewerkschaft liegt völlig richtig, wenn sie absehbare Probleme in der flächendeckenden Versorgung infolge der Krankenhausreform anspricht. Dass viel zu viele Krankenhäuser in die Level-Kategorie 1i fallen und damit faktisch keine Krankenhäuser mit üblicher stationärer Versorgung mehr wären, wird vor allem in der Fläche zu Versorgungsengpässen führen. Im Sinne gleichwertiger Lebensverhältnisse in Stadt und Land muss das Gesundheitsministerium hier dringend nachbessern. Zurecht kritisiert der Marburger Bund auch, dass Aussagen zur Kooperation zwischen den Kliniken unscharf sind. Wenn nur in einem Umkreis von fünf Kilometern Luftlinie kooperiert werden darf, verschärft das die Situation noch einmal und ignoriert, dass Zusammenarbeit zwischen Standorten gerade eines der Erfolgsrezepte zur Bewältigung der Corona-Pandemie war. Wir unterstützen den Marburger Bund auch in seiner Forderung nach Abbau von Bürokratie. Ein Bürokratie-Stopp gehört schon lange zu den Forderungen der DKG. Nicht nur Ärztinnen und Ärzte, sondern auch Pflegekräfte sind von stundenlanger und oft medizinisch und pflegerisch unnötiger Schreibarbeit betroffen. Wir können nicht Fachkräftemangel und Überarbeitung beklagen, und gleichzeitig unser hervorragend qualifiziertes Personal für ausufernde Bürokratie statt für die Patientinnen und Patienten einzusetzen. Für die Gesundheitspolitik gibt es nun viel zu tun: eine Krankenhausreform, die Versorgung und unterschiedliche Bedingungen in Deutschland in den Blick nimmt, und ein Vorgehen, das natürlich nicht nur die Länder und ihre Hoheit über die Krankenhausplanung respektiert, sondern auch Krankenhäuser und Ärztinnen und Ärzte in die Reformen einbezieht.“

Quelle: PM DKG, 23.03.2023


VdK befürwortet Lauterbachs Pläne:

Pflege ist Beziehungs- und nicht Zeitarbeit

  • VdK-Präsidentin Verena Bentele: „Leih- und Zeitarbeit in der Pflege sind aus menschlicher Sicht sehr kritisch zu sehen“
  • Pflegeeinrichtungen müssen Anreize bieten, um ihre Mitarbeiter zu halten

Berlin, 23.3.2023 – Gesundheitsminister Karl Lauterbach will die zunehmende Leiharbeit in der Pflege eindämmen. Dazu soll es eine Ergänzung im Gesetzentwurf für die Pflegereform geben. Die Pflegeeinrichtungen sollen dann Mehrkosten von Zeit- und Leiharbeitsfirmen nicht mehr uneingeschränkt über die Pflegekassen abrechnen können. VdK-Präsidentin Verena Bentele kommentiert dies wie folgt: „Der Sozialverband VdK befürwortet die Initiative zur Eindämmung von Leiharbeit in der Pflege. Den Einsatz von Leih- und Zeitarbeitskräften in der stationären Pflege sehen wir sehr kritisch, sowohl aus menschlicher als auch aus wirtschaftlicher Sicht. Häufig wechselndes Personal ist ein großer Unruhefaktor für die Pflegebedürftigen. Gerade bei der Betreuung von Demenzkranken ist dies nicht zumutbar, denn diese benötigen kontinuierliche Bezugspersonen und verlässliche Betreuung. Pflege ist Beziehungs-, nicht Zeitarbeit.

Der Praxis, dass auf Kosten der Solidargemeinschaft überhöhte Abrechnungen für teures Leihpersonal bei der Pflegeversicherung abgerechnet werden, muss ein Riegel vorgeschoben werden. Stattdessen muss der Weg sein, dass Pflegeeinrichtungen ihren langjährigen und erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Anreize bieten, zu bleiben. Wenn sie dort gute und faire Arbeitsbedingungen und ein attraktives Gehalt geboten bekommen, werden sie nicht zu Leiharbeitsfirmen abwandern.

Leiharbeit darf in der Pflege, wenn überhaupt, nur eine Rolle spielen, um personelle Engpässe für einen kurzen Zeitraum zu überbrücken und die gute Versorgung der Pflegebedürftigen zu gewährleisten. Andernfalls wird der Fachkräftemangel in der Pflege noch dramatischer werden, als er jetzt schon ist. Die Eindämmung der Zeit- und Leiharbeit muss im Übrigen auch im Krankenhaussektor Thema werden, sonst stehen wir hier vor denselben Problemen.“

Quelle: PM VdK, 23.03.2023


Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) startet neues Zertifizierungsverfahren:

Mobile Palliativdienste im Krankenhaus werden dringend gebraucht
Auf diversen Krankenhausstationen haben schwerstkranke Patient:innen palliativen Unterstützungsbedarf I DGP-Geschäftsführer: Multiprofessionelle Palliativteams im Rahmen der Krankenhausstrukturreform sichern

Berlin, 23.03.2023 I Die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) startet ein neues Zertifizierungsverfahren für Palliativdienste im Krankenhaus. DGP-Präsidentin Prof. Dr. Claudia Bausewein betont: „Mobile multiprofessionelle Teams betreuen – ergänzend zur spezifischen Versorgung auf Palliativstationen – auch viele weitere Patient:innen mit palliativmedizinischen Bedürfnissen auf anderen Stationen eines Krankenhauses.“

Der Auf- und Ausbau dieser spezialisierten stationären Palliativdienste wurde durch das 2015 in Kraft getretene Hospiz- und Palliativgesetz (HPG) explizit gestärkt. „Auch im Rahmen der aktuellen Krankenhausstrukturreform muss diese für Schwerstkranke wie für ihre Familien wesentliche Leistung gesichert werden.“ unterstreicht DGP-Geschäftsführer Heiner Melching.

„Damit haben wir eine hervorragende Möglichkeit, palliativmedizinische Versorgung noch mehr in die Breite zu tragen und Menschen mit palliativmedizinischem Versorgungsbedarf früher zu erreichen.“ erklärt die Direktorin der Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, LMU Klinikum München. Die DGP sieht Palliativdienste als zentrale Säule der spezialisierten Palliativversorgung im Krankenhaus. Neben der Verbesserung der Behandlungsqualität für Patient:innen sind sie zudem gut geeignet, um die allgemeine Palliativversorgung im Krankenhaus durch Edukation und Sensibilisierung erheblich zu befördern.

Zertifizierungen und die damit verbundene Überprüfung und Sicherung von Strukturen, Abläufen und Ergebnissen sind wirkungsvolle Instrumente, um die Qualität der Behandlung von schwerstkranken und sterbenden Menschen zu definieren und zu sichern. Sowohl die allgemeine als auch die spezialisierte Palliativversorgung ist in Deutschland nicht flächendeckend geregelt, so dass häufig standardisierte Abläufe und Vorgehensweisen fehlen.

Vor diesem Hintergrund war es für die wissenschaftliche Fachgesellschaft ein weiterer notwendiger Schritt, 2023 auch für Palliativdienste ein eigenes Zertifizierungsverfahren einzuführen. Palliativstationen können bereits seit 2017 nach den Anforderungen der DGP zertifiziert werden.

Nähere Informationen finden sich auf der Website der Zertifizierungsstelle ClarCert GmbH, Internationales Zertifizierungsinstitut für Management und Personal:
ZERTIFIZIERUNG PALLIATIVDIENSTE IM KRANKENHAUS

Quelle: PM Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin e.V. , 23.03.2023


Gemeinsamer Aufruf

Berlin braucht eine Pflegekammer – Jetzt!

Abgeordnetenhaus berät – Pflege demonstriert für eine Pflegekammer in Berlin

Berlin (22. März 2023, Nr. 13/2023) – Am Donnerstag (23. März 2023) berät das Abgeordnetenhaus in Berlin über den Antrag der Fraktion der CDU für ein Gesetz über die Errichtung einer Pflegeberufekammer Berlin (Drucksache 19/0698).

Zur Unterstützung dieses für die Profession Pflege und die Versorgungssicherheit in Berlin enorm wichtigen Gesetzesvorhaben demonstrieren beruflich Pflegende am Donnerstag von 09:00 Uhr bis 10:30 Uhr vor dem Abgeordnetenhaus von Berlin, Niederkirchnerstraße 5, 10117 Berlin.

Wir setzen uns für die Errichtung der Pflegekammer in Berlin ein, für eine Berufsordnung und Berufsethik, für die Sicherstellung von Fort- und Weiterbildung, für das Recht bei der Mitgestaltung von Gesetzen, für Sachverständigkeit. 58,8 Prozent der befragten Pflegefachpersonen haben sich 2015 für eine Kammer in Berlin ausgesprochen. Das Ergebnis wurde bis jetzt nicht umgesetzt. Zur Entscheidung steht nun, was der Politik eine gute Pflege in Berlin wert ist.

Wir haben genug davon, dass Pflegende nicht wirklich gehört werden, nicht ernstgenommen werden und über die Köpfe der Profession hinweg entschieden wird, was für die Pflegebedürftigen und die professionell Pflegenden wichtig ist und was nicht. Das Denken der Politik, für die Berufsgruppe Pflege alles (besser) zu wissen, ist nicht mehr zeitgemäß.

Wir wollen tatsächliche Wertschätzung und die Verantwortung dafür übernehmen, dass Patienten und Pflegebedürftige in Berlin auch in Zukunft noch gut versorgt und gepflegt werden. Dass dies sichergestellt ist, kann nur gemeinsam mit uns und nicht ohne uns gelingen. Die Profession Pflege muss gestärkt werden. Sie muss mitberaten und auch mitentscheiden können. Die Errichtung einer Pflegekammer ist dafür die entscheidende Basis und Anziehungspunkt zugleich.

Eine Pflegekammer in Berlin wird das Ansehen des Pflegeberufs verbessern. Sie wird für Versorgungssicherheit sorgen. Mit ihr werden wir die enormen Herausforderungen, die an die medizinische und pflegerische Versorgung gestellt sind, besser bewältigen können. Mit ihr werden bessere Lösungen möglich sein, bei denen die Kompetenzen der beruflichen Pflege aufgegriffen und fortentwickelt werden.

Wir rufen das Berliner Abgeordnetenhaus und alle dort sitzenden Parteien dazu auf, der Profession Pflege das zu geben, was andere Berufsgruppen schon längst haben: Selbst darüber zu entscheiden, was für sie wichtig ist und mitsprechen und mitentscheiden zu dürfen, wo man betroffen ist.

Die Versorgungssicherheit in den Berliner Krankenhäusern, Rehabilitationseinrichtungen und Pflegeheimen und durch die ambulanten Pflegedienste wird mit einer Berliner Pflegekammer auf wesentlich solidere Pfeiler gestellt als sie es heute ist. Das Abgeordnetenhaus in Berlin und alle dort vertretenen Politiker:innen müssen sich ihrer Verantwortung für die Pflege bewusst sein. Berlin braucht eine Pflegekammer. Berlin braucht die Pflegekammer jetzt!

Berlin, den 23. März 2023

 

Unterstützende/ Unterstützer des Aufrufs „Berlin braucht eine Pflegekammer – Jetzt!“:

  • Allianz Pflegekammer
  • Anbieterverband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen e.V. (AVG)
  • BochumerBund
  • Bundespflegekammer e.V.
  • Bundesverband Pflegemanagement e.V.
  • Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe | DBfK Nordost e.V.
  • Deutscher Pflegerat e.V. (DPR)
  • Landespflegekammer Rheinland-Pfalz
  • Landespflegerat Berlin-Brandenburg (LPR)
  • Pflegekammer Nordrhein-Westfalen

Ansprechpartnerin für den Deutschen Pflegerat: Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats

Deutscher Pflegerat e.V. (DPR), Bundesarbeitsgemeinschaft Pflege- und Hebammenwesen, Alt-Moabit 91, 10559 Berlin, Telefon: (030) 398 77 303, Telefax: (030) 398 77 304, E-Mail: presse@deutscher-pflegerat.de, Internet: www.deutscher-pflegerat.de


Pflegeversicherung in der Krise:

Aktuelle Reformpläne greifen zu kurz

  • DAK-Gesundheit, Diakonie Deutschland und Deutscher Landkreistag präsentieren aktuelle Forsa-Befragung
  • Drei Viertel der Befragten erwarten Stabilisierung der Pflegeversicherung aus Steuern
  • 96 Prozent der Befragten wünschen sich mehr Unterstützung für pflegende Angehörige
  • Große Mehrheit (85 Prozent) findet, die Pflegeversicherung sollte weiterhin alle wesentlichen Pflegekosten übernehmen

Hamburg/Berlin, 22. März – Die große Mehrheit der Deutschen erwartet deutlich größere Anstrengungen, um die Pflegeversicherung aus der Krise zu führen. Das geht aus einer Forsa-Befragung im Auftrag der DAK-Gesundheit hervor. Gemeinsam mit dem Deutschen Landkreistag und der Diakonie Deutschland fordert die drittgrößte deutsche Krankenkasse weitreichende Änderungen an dem vom Bundesgesundheitsministerium vorgelegten Entwurf eines Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetzes (PUEG).

„Der Referentenentwurf sieht trotz massiver Kostensteigerungen für Pflegebedürftige und Heime keinen zusätzlichen Cent aus Bundesmitteln vor. Dabei steht die Pflegeversicherung an einem Scheideweg“, sagt DAK-Chef Andreas Storm. Die Menschen wünschen sich laut Forsa-Befragung eine faire Lastenverteilung, die Bundesregierung setzt dagegen einseitig auf Beitragserhöhungen. „Wenn Minister Lauterbach keine Steuermittel zur Stabilisierung der Pflegeversicherung einsetzt, ist die Pflegereform zum Scheitern verurteilt“, so Storm.

Auch der Deutsche Landkreistag verfolgt die Entwicklung mit Sorge. „Der Gesetzentwurf enthält lediglich lange überfällige Reparaturmaßnahmen“, sagt Dr. Irene Vorholz, Stellvertreterin des Hauptgeschäftsführers. „Diese sind zwar für sich genommen richtig, werden aber nur zu kurzzeitigen und punktuellen Entlastungen führen. Der große Wurf, den wir eigentlich brauchen, ist das nicht. Es bedarf einer grundlegenden Reform, um die Pflege zukunftsfest zu machen. Das betrifft sowohl die Finanzierung als auch das erforderliche Personal und die Unterstützung der häuslichen Pflege. Steuert die Politik nicht entschlossen gegen, haben wir in wenigen Jahren den Pflegenotstand.

„Die Diakonie Deutschland sieht erheblichen Verbesserungsbedarf am vorliegenden Gesetzesentwurf. Vor allem die Finanzierung steht auf einem brüchigen Fundament. Maria Loheide, Vorständin Sozialpolitik der Diakonie Deutschland: „Die Ergebnisse der Forsa-Befragung müssen ernstgenommen und eine grundlegende Pflegereform auf den Weg gebracht werden. Die große Mehrheit der Bevölkerung wünscht sich eine starke solidarische Pflegeversicherung, die die wesentlichen Pflegekosten übernimmt. Alle Leistungen der Pflegeversicherung müssen entsprechend der Kostensteigerungen der letzten Jahre angepasst werden. Es darf nicht zu einer noch stärkeren Entwertung der Pflegeleistungen kommen.“ Zur Finanzierung seien ergänzend Steuermittel einzusetzen, insbesondere zur Finanzierung der versicherungsfremden Leistungen. „Dazu zählen die Ausbildungskosten in der Pflege und die Rentenbeiträge für pflegende Angehörige, die ihre Erwerbstätigkeit einschränken. Die Zeit drängt: Nötig ist eine grundlegende Pflegereform. Ansonsten steht die Langzeitpflege vor dem Kollaps“, so Loheide.

Mehrheit sieht Pflegevorsorge kritisch

Die Pflegeversicherung in Deutschland befindet sich in einer großen Krise. Enorme Kostensteigerungen in der stationären wie in der ambulanten Pflege können immer weniger gedeckt werden, so dass die Belastungen der Pflegebedürftigen und der kommunalen Sozialhilfe weiter steigen. Zugleich nimmt die Finanzlücke in der Pflegeversicherung zu. Das führt zu einem weiteren Anstieg der Beiträge. Der GKV-Spitzenverband warnte bereits: „Aufgrund der offensichtlich innerhalb der Regierungskoalition bestehenden gegenläufigen Prioritätensetzungen entsteht eine Situation, in der ein ganzer Sozialversicherungszweig in Bezug auf die finanzielle Ausgestaltung zusehends nicht mehr angemessen seinem Auftrag zur Absicherung eines zentralen Lebensrisikos (…) nachkommen kann.

„Vor diesem Hintergrund hat Forsa im Auftrag der DAK-Gesundheit repräsentativ erfragt, wie die Deutschen die aktuelle Pflegepolitik und ihre eigene Absicherung für den Pflegefall beurteilen. Die Studie kommt zu eindeutigen Ergebnissen: Die Bürgerinnen und Bürger sehen kritisch auf die Pflegeversicherung in Deutschland. Knapp zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten sind der Ansicht, dass die Pflegeversicherung im Allgemeinen eher (52 Prozent) oder sehr (13 Prozent) schlecht für den Pflegefall absichert.

Auch ihre persönliche Pflegevorsorge sehen sie mit Sorge: Eine Mehrheit von 54 Prozent der Befragten macht sich große oder sogar sehr große Sorgen für den Fall, dass sie selbst einmal pflegebedürftig werden. Besonders groß sind diese persönlichen Sorgen im Osten: Hier sind es fast zwei Drittel (64 Prozent).

Häusliche Pflege muss stärker unterstützt werden

Dass pflegende Angehörige finanziell stärker unterstützt werden, halten 96 Prozent der Befragten für wichtig oder sehr wichtig. Das sehen vor allem Frauen so, die in Deutschland wesentlich stärker in die Angehörigenpflege involviert sind als Männer. Die vorgesehene Erhöhung des Pflegegelds um fünf Prozent im Jahr 2024 finden die Befragten vor diesem Hintergrund nicht angemessen: Die große Mehrheit (79 Prozent) der Bürgerinnen und Bürger empfindet die Erhöhung als zu niedrig.

„Pflegende Angehörige können nicht streiken“

Die aktuellen Reformpläne für die Pflegeversicherung gehen an den Realitäten vorbei, kritisiert vor diesem Hintergrund der DAK-Vorstandschef Storm. „Das zeigt die große Kritik in allen Altersgruppen. Wenn Minister Lauterbach keine Steuermittel zur Stabilisierung der Pflegeversicherung einsetzt, ist diese Pflegereform von vornhinein zum Scheitern verurteilt“, so Storm. Er warnt: „Viele Menschen sind selbst pflegebedürftig oder pflegen ihre Angehörigen, sie sehen die Probleme jeden Tag. Und auch allen anderen ist mit Blick auf ihre eigene Pflegevorsorge bang“, so Storm. „Insbesondere bei der Erhöhung des Pflegegelds muss die Politik nachbessern. In nahezu allen anderen Bereichen kommt es angesichts der massiven Preissteigerungen aktuell zu Lohnerhöhungen. Aber das Pflegegeld, das seit 2017 nicht mehr angepasst worden ist, soll nur um fünf Prozent erhöht werden – und das erst 2024. Die pflegenden Angehörigen, Deutschlands größter Pflegedienst, finden das völlig unzureichend, können aber nichts dagegen unternehmen. Denn pflegende Angehörige können nicht für die Interessen der Pflegebedürftigen streiken.

„Die Diakonie Deutschland sieht in der erstmals seit 2017 vorgesehene Erhöhung des Pflegegeldes um fünf Prozent eine fehlende Wertschätzung der enormen Pflegeleistungen von Angehörigen. „Wenn wir weiterhin wollen, dass Angehörige in großem Maße Pflegeaufgaben übernehmen, ist eine deutliche Erhöhung des Pflegegeldes und die finanzielle Absicherung der Pflegenden erforderlich. Außerdem muss ein begleitendes und entlastendes Pflegesystem weiter ausgebaut werden“, stellt Loheide fest.

Sozialhilfeabhängigkeit wächst

Ebenso deutlich zu wenig ist die in der Pflegereform (PUEG) vorgesehene geringfügige Erhöhung der Zuschüsse bei den Eigenanteilen in der stationären Pflege. Sie trägt nicht einmal der Preisentwicklung Rechnung.

Eine sehr große Mehrheit (83 Prozent) der Befragten ist der Ansicht, dass Menschen, die ihr Leben lang Beiträge an die Pflegeversicherung gezahlt haben, nicht zu Sozialfällen werden sollen. Der Deutsche Landkreistag erinnert: „Die Pflegeversicherung war eingeführt worden, um die Sozialhilfeabhängigkeit vieler Pflegebedürftiger zu beenden. Mittlerweile bezieht wieder über ein Drittel der Heimbewohner Sozialhilfe. Die Kosten für die kommunale Sozialhilfe steigen von Jahr zu Jahr. Auch hier muss deutlich nachgelegt werden“, kritisiert Vorholz.

Statt höhere Beiträge für Kinderlose Entlastung aus Steuermitteln

Bei den Beiträgen für die Pflegeversicherung sieht die Pflegereform (PUEG) zur Umsetzung eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts zum 1. Juli 2023 eine Entlastung für Versicherte vor, die mehrere Kinder haben. Dazu sollen die Beiträge für Kinderlose erheblich steigen. Eine Mehrheit von 54 Prozent der Befragten findet dagegen, dass die Entlastung der Familien aus Steuermitteln erfolgen sollte. Insbesondere Jüngere sehen das so.

Dabei setzt eine große Mehrheit weiterhin auf ein umlagefinanziertes Solidarsystem: Die Aussage „Jeder Mensch hat hier eine Eigenverantwortung und sollte durch private Zusatzversicherungen selbst für den Pflegefall vorsorgen“ lehnen 70 Prozent der Befragten ab. „Private Vorsorge kann einen Beitrag leisten, aber sie ist nicht der Schlüssel zur Lösung der Finanzierungsprobleme der Pflegeversicherung“, sagt DAK-Chef Storm.

Reform muss Zukunft der Pflegeversicherung sicherstellen

Drei Viertel (75 Prozent) der Befragten sind vor diesem Hintergrund der Meinung, dass die zusätzlichen Kosten zukünftig (auch) durch Zuschüsse aus Steuern finanziert werden sollten. Die derzeit vorgesehene Lösung, wonach lediglich die Beiträge erhöht werden sollen, befürwortet nur ein Fünftel (22 Prozent), eine Reduzierung der Leistungen will nahezu niemand (4 Prozent). Diese deutliche Positionierung zeigt sich über alle Parteipräferenzen hinweg. 85 Prozent der Deutschen meinen, dass die gesetzliche Pflegeversicherung weiterhin alle wesentlichen Pflegekosten übernehmen sollte. Im Rahmen der Untersuchung hat Forsa 1.004 Bürgerinnen und Bürger ab 18 Jahren online befragt. Die Erhebung wurde vom 10. bis 14. März 2023 durchgeführt.

Weitere Informationen:www.dak.de/dak/bundesthemen/pflegeversicherung-in-der-krise-aktuelle-reformplaene-greifen-zu-kurz-2613264.html#/

Quelle: PM Diakonie Deutschland Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e.V., 22.03.2023


Spiritual Care als Teil ganzheitlicher Pflege verstehen

Spirituelle Bedürfnisse wahrzunehmen ist Teil des Berufsbildes von Pflegenden. In der Praxis gibt es jedoch vielfältige Herausforderungen, die einer Umsetzung von Spiritual Care im Weg stehen können. Wege aus diesem Dilemma wollen Expertinnen und Experten aus den Bereichen Medizin, Pflege, Sozialarbeit, Psychologie, Pädagogik und Theologie im Rahmen des Projektes „Spiritual/Existential Care interprofessionell“ (SpECi) aufzeigen. Das Projekt wird von der Stiftung Wohlfahrtspflege gefördert und läuft noch bis Herbst 2023. Inzwischen wurde ein 40-stündiges Curriculum zur Weiterbildung entwickelt und auf seine Eignung im Rahmen wissenschaftlicher Begleitforschung evaluiert.
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Quelle: PM Pflegenetzwerk Deutschland, 22.03.2023


Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitswesen und die Pflege veröffentlicht

Das Bundesministerium für Gesundheit hat die über mehrere Monate gemeinsam mit zahlreichen Akteuren aus dem Gesundheits- und Pflegewesen entwickelte Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitswesen und die Pflege vorgestellt. Mit zwei konkreten Gesetzesvorhaben werden ohne Zeitverzug kurzfristige Umsetzungsschritte angestoßen: Das Digitalgesetz, das den Versorgungsalltag mit digitalen Lösungen, z.B. einer weiterentwickelten elektronischen Patientenakte (ePA) verbessert und das Gesundheitsdatennutzungsgesetz, mit dem Gesundheitsdaten insbesondere für die Forschung erschlossen werden. Beide Vorhaben werden auch Auswirkungen und Mehrwerte für die Akteure in der Pflege mit sich bringen. Ein wesentliches Ziel der Strategie ist unter anderem die erleichterte Nutzung der elektronischen Patientenakte (ePA), durch die Patientinnen und Patienten sowie pflegebedürftige Menschen beispielsweise ihre digitale Medikationsübersicht speichern und mit relevanten Akteuren, z.B. Leistungserbringern, teilen können. Darüber hinaus sind die Gründung eines Kompetenzzentrums Digitalisierung und Pflege sowie das Vorantreiben der Etablierung einer interoperablen digital unterstützen Pflegedokumentation vorgesehen. Auch soll künftig die Durchführung telemedizinischer Leistungen durch nicht-ärztliches Personal erlaubt sein, z.B. von Pflegefachpersonen im Rahmen einer „assistierten Telemedizin“.
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Quelle: PM Pflegenetzwerk Deutschland, 22.03.2023


Zufriedenheit mit deutschem Gesundheitswesen sinkt

Nur noch 57 % der Bürger:innen zählen das deutsche Gesundheitswesen zu den drei besten der Welt. Wie bewerten sie die Krankenkassen? Und wie die Versorgung in den Krankenhäusern? Das und mehr erfahren Sie im neuen PwC Healthcare-Barometer 2023. Die gesamte Studie finden Sie hier

Quelle: PM BibliomedManager, 22.03.2023


Niedersachsen

Ethikkommission für Berufe in der Pflege gegründet

20.03.2023 / News – Als erstes Bundesland hat das Sozialministerium in Niedersachsen eine Ethikkommission für Pflegeberufe eingerichtet. Die Kommission soll Anlaufstelle für Pflegende bei ethischen Fragen sein.

Pflegewissenschaftler Lutz Schütze übernimmt Vorsitz

Die konstituierende Sitzung der Ethikkommission fand vergangenen Freitag statt. Zum Vorsitzenden wurde der Pflegewissenschaftler Lutz Schütze von der Hochschule Hannover gewählt. Seine Stellvertretung übernimmt die Medizin- und Pflegeethikerin Sabine Wöhlke von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Schütze sagte:

„Ethik in der Pflege ist keine Nebensache. Sie bietet beruflich Pflegenden Orientierung und konkrete Hilfestellungen, um ihren anspruchsvollen, gesellschaftlichen Auftrag wahrnehmen zu können.“

So würfen zum Beispiel der Umgang in der Pflege mit demenziell veränderten Menschen, mit Sterbe- und Suizidwünschen oder die pflegerische Versorgung in Zeiten des Pflegefachpersonalmangels ethische Fragen auf, mit denen Pflegende in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen oder ambulanten Diensten häufig konfrontiert seien.

17 Mitglieder für vier Jahre berufen

Die Arbeit der Ethikkommission solle Pflegenden Sicherheit in der täglichen Praxis geben. Unabhängig von verbandlichen und politischen Interessen brächten sie ihre individuelle Sichtweise auf die Pflege in die interdisziplinäre Diskussion ein, erläuterte der Niedersächsische Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, Andreas Philippi (SPD).

Die 17 Mitglieder der interdisziplinär besetzten Ethikkommission sind auf Vorschlag von Berufs- und Fachverbänden für vier Jahre berufen. Zu den Mitgliedern gehören Personen aus Pflegepraxis, Pflegewissenschaft, Philosophie, Theologie, Rechtswissenschaften und Gesundheitsökonomie. Menschen mit Pflegebedarf oder Behinderung sowie deren Angehörige sind ebenfalls in der Kommission vertreten.

Die Ethikkommission wird durch das Land Niedersachsen finanziell getragen und von einer Geschäftsstelle unterstützt, die bei der Akademie für Ethik in der Medizin an der Universitätsmedizin Göttingen angesiedelt ist.

Quelle: https://www.bibliomed-pflege.de/news/ethikkommission-fuer-berufe-in-der-pflege-gegruendet


ICN-Report:

Mangel an Pflegepersonal ist ein globaler Gesundheitsnotfall

Wenn es nach dem International Council of Nurses (ICN) geht, sollte der weltweite Mangel an Pflegefachpersonen als globaler Gesundheitsnotfall behandelt werden. Die Gesundheitssysteme müssten mehr in das Pflegepersonal investieren.

20.03.2023  – Dem Report nach zeigt sich der Notstand im Gesundheitswesen durch Stress, Burn-out, Arbeitsausfälle und Streiks in der Pflege. Die Regierungen der Länder müssten Verantwortung dafür übernehmen und Wiedergutmachung dafür leisten, den Pflegenotstand durch fehlgeleitete und unzureichend geplante Politik herbeigeführt zu haben.

„Wir brauchen koordinierte politische Antworten, sowohl innerhalb der Länder als auch auf internationaler Ebene, die das globale Pflegepersonal schützen und unterstützen, damit es seine wichtige Rolle beim Wiederaufbau unserer Gesundheitssysteme wirksam wahrnehmen kann“, so James Buchan, Co-Autor des Reports.

Der ICN fordert deshalb unter anderem, Pläne aufzustellen, wie die inländischen Ausbildungskapazitäten in der Pflege überprüft und gegebenenfalls erweitert werden können. Jedes Land müsse seine Fähigkeit, Pflegefachpersonen in ausreichendem Umfang auszubilden, überprüfen und die Karrierechancen in der Pflege zu verbessern.

Quelle: https://www.altenpflege-online.net/icn-report-mangel-an-pflegepersonal-ist-ein-globaler-gesundheitsnotfall