ADS-Wocheninformation 07.06.2022

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Übergabe – Pflegeupdate

PU027 – Tag der Pflegenden 2022 / Stimmrecht im Gemeinsamen Bundesausschuss


Pflegestärke

Der Kammer_Podcast für NRW

NEUE EPISODE – WIR CHECKEN DIE FAKTEN

Über die Kammer kursieren einige Mythen und Falschbehauptungen, die insbesondere in den sozialen Medien zu finden sind. Zum Beispiel:
der Errichtungsausschuss verhindere aktiv die Urabstimmung; „normale“ Pflegekräfte könnten nicht in den Kammervorstand gewählt werden; die Registrierung erfolge über den Arbeitgeber. REINHÖREN

Quelle: NL Pflegekammer NRW, 03.06.2022


Eine Million Euro für Ideen gegen Personalmangel ausgelobt

3. Jun 2022 | Nachrichten – Das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration in Baden-Württemberg will einen Ideenwettbewerb zum Verbleib und Wiedereinstieg in den Pflegeberuf ausloben. Eine Millionen Euro stehen dafür nach Ministeriumsangaben zur Verfügung. Der Ministerrat stimmte einem entsprechenden Vorschlag von Gesundheitsminister Manne Lucha (Bündnis 90/Die Grünen) in seiner jüngsten Sitzung am 31. Mai zu.

„Viele Kolleginnen und Kollegen in der Pflege waren in der Pandemie derart belastet, dass sie ausgestiegen sind oder zumindest über einen Jobwechsel ernsthaft nachdenken“, sagte Lucha. „Das müssen wir unbedingt verhindern, denn der Fachkräftemangel ist eines der größten Probleme in der Pflege. Zugleich gibt es in den Pflegeeinrichtungen und Kliniken sehr viele kreative Köpfe, die mit motivierenden und nachahmenswerten Konzepten und Ideen auf diesen wichtigen, verantwortungsvollen und unverzichtbaren Beruf aufmerksam machen. Das wollen wir mit diesem Wettbewerb sichtbar machen und damit zum Nachahmen anregen.“

Gesucht werden gut durchdachte, kluge und zündende Konzepte, die einen Beitrag zur Wiedergewinnung von Pflegekräften für und deren Bindung an den Beruf leisten, wie z. B. verlässliche Arbeitszeitmodelle, Fortbildungsprogramme oder Maßnahmen zur Entlastung und besseren Wertschätzung der Pflegekräfte. Das Land belohnt die besten Ideen mit einem Preisgeld von bis zu 80.000 Euro.

„Selbstverständlich sind bessere Arbeitsbedingungen und eine bessere Finanzierung in der Pflege durch den Bund ganz wichtig. Aber auch jede kleine, feine Idee zur Verbesserung der Wertschätzung ist sehr willkommen – dazu dient unser Landeswettbewerb“, so Lucha.

Die Ausschreibung zu diesem Ideenwettbewerb, der sich an Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen richtet, werde nach der Entscheidung des Ministerrats „nun finalisiert“ und soll zeitnah auf der Website des Sozialministeriums veröffentlicht werden.

Quelle: https://www.haeusliche-pflege.net/artikel/2022/6_2022/eine-million-euro-fuer-ideen-gegen-personalmangel-ausgelobt?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=AHI_HP_NL_20220607


Studie zur Personalnot auf Intensivstationen macht Probleme der Gesundheitsversorgung deutlich

Berlin, 03. Juni 2022Der Personalmangel auf Intensivstationen ist noch gravierender als befürchtet, zeigt die aktuell veröffentlichte Studie „Pflegenotstand auf Intensivstationen. Berechnungen zum Ausmaß der Unterbesetzung im Pflegedienst der Intensivstationen deutscher Krankenhäuser“ von Michael Simon im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) betrachtet die Studie vor dem Hintergrund europäischer Vergleichszahlen und leitet zwei Hauptforderungen ab: Die sofortige Einführung der Pflegepersonalbemessung im Krankenhaus und eine Neuausrichtung des Gesundheitssystems, um den Ursachen des überdurchschnittlich hohen Bedarfs an Intensivversorgung langfristig zu begegnen.

„Die Personalnot in der Pflege und deren Auswirkungen sind mittlerweile in der Gesellschaft angekommen“, sagt DBfK-Präsidentin Christel Bienstein zu den Studienergebnissen. „Die neue Studie zeigt nun exemplarisch für die Intensivstationen, wie groß der Personalmangel tatsächlich ist. Für eine fachgerechte und sichere Pflege brauchen wir doppelt so viel Personal.“ Mit dem aktuellen Personalbestand dürften laut Studie nur 40 Prozent der vorhandenen Intensivbetten betrieben werden, um die Verordnung zu Pflegepersonaluntergrenzen einzuhalten, die die rote Linie einer sicheren Versorgung markiert. „Diese Unterbesetzung ist fahrlässig und gefährlich für die Patient:innen! Wir brauchen daher sofort eine verbindliche Personalbemessung für alle pflegerischen Bereiche“, so Bienstein.

Die Studie wirft aber noch eine grundsätzlichere Frage zur Gesundheitsversorgung in Deutschland auf. Laut Studienautor Simon stehen im internationalen Vergleich in Deutschland überdurchschnittlich viele Intensivbetten zur Verfügung, die auch ausgelastet sind. Der DBfK weist auf OECD-Zahlen[1] hin, die zeigen, dass Deutschland im EU-Vergleich die höchsten Gesundheitsausgaben hat. „Der Krankenhaussektor ist in Deutschland sehr groß und wir haben in der EU die höchste Bettendichte, die zugleich mit einer der niedrigsten Personalquoten für die Pflege einhergeht“, so Bienstein. Außerdem zeigen die europäischen Vergleichsdaten, dass Deutschland in den Werten für Lebenserwartung und vermeidbare Sterbefälle hinter den Spitzenreitern liegt. „Diese Vergleichszahlen deuten auf eine Überversorgung hin, die aber nicht zu besserer Gesundheit in der Bevölkerung führt. Die Versorgung geht also offenbar in manchen Bereichen am Bedarf vorbei und dieser Zustand muss auf den Prüfstand.“

Der DBfK fordert daher eine Diskussion über das Gesundheitssystem, in dem die Menschen mit ihren Bedarfen im Zentrum stehen. „Wir haben überdurchschnittlich viele Krankenhauseinweisungen von Menschen mit chronischen Erkrankungen“, so Bienstein mit Verweis auf die OECD-Daten. „Krankenhausaufenthalte und insbesondere intensivmedizinische Versorgung sind für Patient:innen sehr belastend. Das kann durch gute Gesundheitsförderung und Prävention sowie einer individuell stabilisierenden Betreuung von Menschen mit chronischen Erkrankungen in ihrem Umfeld vermieden werden. Dazu brauchen wir flächendeckend eine tragfähige Primärversorgung und eine bedarfsgerechte Aufgabenverteilung im Gesundheitswesen.“ Community Health Nurses, die laut Koalitionsvertrag auch in Deutschland eingesetzt werden sollen und international längst etabliert sind, spielen dabei laut DBfK eine zentrale Rolle.

„Die Zeit für eine notwendige Trendumkehr ist längst gekommen“, sagt Bienstein. „Wenn nicht schnell nachhaltige Maßnahmen umgesetzt werden, wird unsere Gesellschaft in einen Versorgungsmangel stürzen.“

[1] https://www.oecd-ilibrary.org/docserver/33663583-de.pdf?expires=1654158172&id=id&accname=guest&checksum=B1795ED3EE0A141EEC3A6C1AB2094A17; Abruf 02.06.2022

Die vollständige Studie steht hier zum Download bereit: https://www.boeckler.de/de/faust-detail.htm?sync_id=HBS-008331

Die ausführliche Position des DBfK zur Primärversorgung finden Sie hier: https://www.dbfk.de/media/docs/download/DBfK-Positionen/Weiterentwicklung-Primaerversorgung-2021-11.pdf

Anja Kathrin Hild | Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe – Bundesverband e. V.
hild@dbfk.de | www.dbfk.de | Alt-Moabit 91 | 10559 Berlin | Fon 030-219157- 30 | Fax 030-219157-77


Deutscher Pflegerat fordert umgehende Einführung der PPR 2.0

Studie der Hans-Böckler-Stiftung sieht Versorgung in den Krankenhäusern gefährdet

Berlin (02. Juni 2022, Nr. 15/2022) – „Auf deutschen Intensivstationen fehlen bis zu 50.000 Pflegekräfte in Vollzeit.“ Zu diesem Ergebnis kommt eine neue, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie des Gesundheitssystemforschers Prof. Dr. Michael Simon.

Hierzu unterstreicht Irene Maier, Vize-Präsidentin des Deutschen Pflegerats e.V. (DPR):

„Der Pflegenotstand auf Deutschlands Intensivstationen ist gewaltig und gefährdet die medizinische und pflegerische Versorgung. Wie viel an Beweisen, Studien und Analysen benötigt die Bundesregierung noch, um endlich umfassend und vor allem schnell zu reagieren und den Worten Taten folgen zu lassen?

Wir brauchen eine bundeseinheitliche Personalbemessung für die Intensiv- und Normalstationen unserer Krankenhäuser. Der Deutsche Pflegerat fordert daher wiederholt die zügige Umsetzung der Pflegepersonalregelung PPR 2.0., die die Kindermedizin und den Intensivbereich einschließt. Verantwortlich hierfür ist die Politik.

Diese Maßnahme allein wird allerdings nicht ausreichen, um die prekäre Personalsituation in unseren Krankenhäusern und deren Normal-, Kinder- und Intensivstationen bewältigen zu können. Wir brauchen eine Analyse der komplexen Ursachen für den massiven Personalmangel im Pflegebereich und darauf aufbauend einen Gesamtplan, wie die pflegerische Versorgung der Bevölkerung in der Zukunft unter dieser verheerenden Ausgangslage aufrechterhalten werden kann. Auch hierzu liegen die Erkenntnisse bereits auf dem Tisch. Politisch muss jetzt endlich schnell und richtig reagiert werden.“

Deutscher Pflegerat e.V. (DPR), Bundesarbeitsgemeinschaft Pflege- und Hebammenwesen, Alt-Moabit 91, 10559 Berlin, Telefon: (0 30) 398 77 303, Telefax: (0 30) 398 77 304, E-Mail: presse@deutscher-pflegerat.de, Internet: www.deutscher-pflegerat.de


Die Studie der Hans-Böckler-Stiftung ist abzurufen, unter: https://www.boeckler.de/pdf/Study_474_Simon_Intensivpflege_.pdf


Grünen-Gesundheitspolitikerin fordert verpflichtende Fortbildung von Ärzten zu Long Covid

Berlin (ots) – Um die ärztliche Versorgung von Long Covid-Patienten in Deutschland zu verbessern, hat die Grünen-Gesundheitspolitikerin Linda Heitmann im Interview mit Team UPWARD, dem Reportage-Format des ARD-Mittagsmagazins, verpflichtende Fortbildungen für Ärzte gefordert.

Die Versorgung der Betroffenen dürfe nicht davon abhängen, „wo jemand wohnt, ob da vielleicht ein Arzt oder eine Ärztin gerade in der Nähe ist, die von dem Thema schon mal was gehört haben“. Deshalb brauche es „einfach die Verpflichtung, das speziell zu diesem Thema jetzt auch innerhalb der nächsten zwei Jahre regelhaft in der Breite Fortbildungen stattfinden“. Dies sei notwendig, damit Long Covid richtig erkannt werde und keine Fehldiagnosen passierten, sagte die Grünen-Politikerin am Freitag.

Laut einer britischen Studie erkranken rund acht bis zehn Prozent aller Covid 19-Patienten an Long Covid. Experten gehen davon aus, dass in Deutschland schätzungsweise zwischen 500.000 bis 1 Million Menschen betroffen sind. Das Krankheitsbild ist neu, die Behandlung erfolgt symptomorientiert. Patienten sowie Patientenvertreter beklagen immer wieder, dass Long Covid-Beschwerden von Ärzten psychologisiert und als psychosomatisch abgetan würden. Zudem reichten die derzeitigen Mittel für die Versorgung der Patienten nicht aus. Laut Heitmann versucht die Bundesregierung aktuell die Forschung zu Long Covid zu intensivieren. „Dazu haben wir es jetzt auch geschafft, im Bundeshaushalt Geld zu verankern, sowohl im Forschungshaushalt 10 Millionen für die Forschung, jetzt auch konkret an Medikamenten für Long-Covid-Betroffene“. Gleichzeitig betonte sie, es sei wichtig mit anderen Ländern bei der Erforschung von Long Covid zusammen zu arbeiten.

Die Reportage mit dem Interview mit Linda Heitmann finden Sie hier: https://www.youtube.com/watch?v=UlCfxwrcU7E

Quelle: rbb – Rundfunk Berlin-Brandenburg , ARD-Mittagsmagazin, Tel.: 030 – 97993 – 55504, mima@rbb-online.de, www.mittagsmagazin.de


Neues Onlineangebot informiert zu Long COVID

Noch Wochen und Monate nach einer Erkrankung an COVID-19 können gesundheitliche Langzeitfolgen bestehen. Welche Symptome treten bei Long COVID auf? Wer kann betroffen sein? Wie lassen sich Spätfolgen vermeiden? Zu diesen und weiteren Fragen hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) ein neues Informationsportal erstellt. Unter www.longcovid-info.de finden Betroffene und Angehörige, Arbeitnehmende und Arbeitgebende sowie alle Interessierten verlässliche Informationen rund um die Langzeitfolgen einer Ansteckung mit dem Coronavirus SARS-CoV-2.

Prof. Dr. Karl Lauterbach, Bundesminister für Gesundheit: „Patientinnen und Patienten brauchen wissenschaftlich fundierte Auskünfte. Gerade bei neuen Krankheitsbildern ist die Verunsicherung und der Informationsbedarf enorm. Ich bin daher sehr froh, dass es uns in kürzester Zeit gelungen ist, das Long COVID-Portal aufzubauen. Die Pandemie ist noch nicht vorüber, und die Zahl der Long COVID-Betroffenen steigt. Politik und Wissenschaft müssen Hand in Hand arbeiten, damit eine bestmögliche Versorgung sichergestellt ist. Das tun wir in verständlich aufbereiteter Form.“

Prof. Dr. Martin Dietrich, Kommissarischer Direktor der BZgA: „Bei Long COVID handelt es sich um ein neuartiges Krankheitsbild, zu dem es erst wenig gesichertes Wissen gibt. Für Betroffene und Angehörige ist es oft schwer, passende Informationen und Unterstützungsangebote zu finden. Das neue Onlineangebot setzt hier an: Es ist Informationsquelle und Wegweiser zu Hilfs- und Beratungsangeboten zugleich. Zudem soll es die öffentliche Aufmerksamkeit für Long COVID erhöhen, damit Betroffene schneller geeignete Hilfe finden.“

Long COVID kann den Lebensalltag der Betroffenen stark beeinflussen. Häufige Beschwerden sind starke Erschöpfung, Konzentrationsprobleme oder Kurzatmigkeit. Auch Personen mit einem ursprünglich leichten Verlauf von COVID-19 können von Long COVID betroffen sein.

Die Website www.longcovid-info.de bietet Interessierten qualitätsgeprüfte Informationen. Neben Antworten auf gängige Fragen finden Long COVID-Betroffene und Angehörige auch Hinweise auf Unterstützungsmöglichkeiten und Empfehlungen für den Alltag.

Darüber hinaus gibt die Seite Informationen zum Thema „Long COVID am Arbeitsplatz“ sowohl für Arbeitgebende als auch für Arbeitnehmende. Ein wichtiger Themenkomplex ist dabei die berufliche Teilhabe, denn Long COVID kann sich auf die Leistung und Arbeitsfähigkeit auswirken. Deshalb beinhaltet www.longcovid-info.de unter anderem Informationen zu Unterstützungsangeboten im Arbeitskontext und speziell für Arbeitgebende.

Die zentrale Lotsenfunktion der Website wurde in Kooperation mit 13 Organisationen aus dem Gesundheitswesen, der Arbeitswelt und der Wissenschaft entwickelt:

  • Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR)
  • Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA)
  • Deutscher Behindertensportverband (DBS)
  • Deutsche Krankenhausgesellschaft e. V. (DKG)
  • Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV Bund)
  • Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB®)
  • GKV-Spitzenverband (GKV-SV)
  • Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV)
  • Long COVID Deutschland (LCD)
  • Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS)
  • Robert Koch-Institut (RKI)
  • Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG)
  • Unfallkassen und Berufsgenossenschaften (UK / BG)

www.longcovid-info.de ergänzt das Online-Angebot der BZgA zu COVID-19 und Long COVID unter www.infektionsschutz.de/coronavirus/.

Quelle: PM BZgA, 02.06.2022


Studie zum Pflegepersonalbedarf auf Intensivstationen

Bis zu 50.000 Intensivpflegende fehlen

01.06.2022 / News – Bundesweit fehlen bis zu 50.000 Vollzeitkräfte in der Intensivpflege der Krankenhäuser. Das zeigt eine neue, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie des Gesundheitssystemforschers Michael Simon. Damit gehe die Unterbesetzung „weit über die bisher diskutierte Zahl“ von bundesweit ca. 3.000 – 4.000 fehlenden Pflegefachpersonen in Vollzeit hinaus, schreibt Simon in seiner am Mittwoch veröffentlichten Studie und urteilt:

„Es besteht dringender Handlungsbedarf. Unterbesetzung und Arbeitsüberlastung des Pflegepersonals auf Intensivstationen sind eine Gefahr für die Gesundheit der Intensivpatienten und auch für die Gesundheit des Pflegepersonals.“

Würden nicht „sehr bald“ Maßnahmen ergriffen, mit denen eine für Pflegefachpersonen „direkt spürbare und nachhaltig wirkende Entlastung“ erreicht werde, drohe eine weitere Verschlechterung der Lage. Denn zunehmend mehr Pflegende würden dann aufgrund chronischer Arbeitsüberlastung, wachsender Unzufriedenheit und „tiefer“ Enttäuschung über die Untätigkeit der Politik kündigen und ihren Beruf verlassen.

Verdreifachung des Personalbestands nötig

Zwar existiert laut Simon für die Intensivpflege zurzeit kein verbindliches Verfahren der Personalbedarfsermittlung, dafür liegen aber Empfehlungen der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) vor. Seit 2019 gibt es zudem eine bundesweit geltende Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung (PpUGV), die Mindestbesetzungen auch für Intensivstationen vorgibt. Mit diesen Maßstäben – den Daten der Krankenhausstatistik, die bis 2020 vorliegen, sowie des Intensivregisters, das seit März 2020 zentrale Daten der intensivmedizinischen Versorgung in Krankenhäusern erfasst – hat Simon gerechnet und stellt fest:

  • Nach der PpUGV wären für 21.000 Intensivbetten bundesweit 50.800 Vollzeitkräfte erforderlich – deutlich mehr als die vorhandenen 28.000. Um die Pflegepersonaluntergrenzen einhalten zu können, wäre also eine Verdoppelung des gegenwärtigen Personalbestandes notwendig.
  • Um die Empfehlungen der DIVI zu erfüllen, seien sogar 78.200 Vollzeitkräfte nötig. Daraus ergebe sich für das Jahr 2020 eine Unterbesetzung von 50.000. Um diese auszugleichen, wäre eine Verdreifachung des Personalbestands nötig.

Mit dem aktuellen Personalbestand dürften nach Vorgaben der PpUGV nur 11.700 der 28.000 Intensivbetten genutzt werden, so Simon. Folglich seien ca. 60 % der vorhandenen Betten zu „sperren“.

Rd. 75 % der Betten dürften nicht belegt werden, weil Personal fehlt

Den DIVI-Empfehlungen folgend, seien angesichts der aktuellen Personallage sogar nur rd. 7.500 Intensivbetten belegbar. Rd. 75 % der vorhandenen Betten dürften somit nicht belegt werden. Simon mutmaßt, dass die Zahl an Pflegefachpersonen inzwischen sogar noch niedriger liegt als 2020, weil es während der Pandemie zahlreiche Kündigungen gegeben habe. Als Beleg verweist der Wissenschaftler auf das Intensivregister: Ende Dezember 2020 hätten die Krankenhäuser bundesweit 26.700 belegbare Intensivbetten gemeldet, von denen seien 22.000 belegt gewesen. Anfang April 2022 seien nur noch 24.400 Intensivbetten gemeldet worden, davon 20.600 belegt.

Zahl der Intensivbetten um knapp 9 % geschrumpft

Die Zahl der Intensivbetten sei somit um knapp 9 % geschrumpft und die der tatsächlich belegten Betten um knapp 7 %. „Zwar können Bettensperrungen kurzfristig eine Entlastung für das Pflegepersonal bewirken, das grundsätzliche Problem der massiven Unterbesetzung können sie nicht lösen.“ Der Experte sieht jetzt v. a. die Bundesregierung in der Pflicht: Der Bund könne die intensivmedizinische Versorgung verbessern mit

  • Änderungen der PpUGV
  • der von Fachleuten seit Langem geforderten Einführung eines von allen zugelassenen Krankenhäusern verbindlich anzuwendenden Verfahrens zur Personalbedarfsermittlung
  • einer Umgestaltung des Intensivregisters
  • Änderungen der Krankenhausfinanzierung.

„Ankündigungen“ im Koalitionsvertrag der Ampelkoalition machten zwar Hoffnungen, dass die Regierung „bereit ist, ein konsequentes und wirksames System zur Sicherstellung und Überwachung einer bedarfsgerechten Personalbesetzung“ in Angriff zu nehmen, attestiert der Forscher. Doch das müsse konsequent und zügig auch umgesetzt werden.

Quelle: https://www.bibliomed-pflege.de/news/bis-zu-50000-intensivpflegende-fehlen


ZQP-EINBLICK: Rechte pflegebedürftiger Menschen

Pflegebedürftige Menschen haben das Recht auf eine gute, würdevolle Pflege. Doch entscheidend für sie und ihre Angehörigen ist die Frage, ob und wie dieses Recht im konkreten Fall gewahrt wird. Eine Antwort darauf ist jedoch nicht immer einfach, denn Pflegebedürftige, Angehörige, Pflegende und Ärztinnen oder Ärzte können eine Situation durchaus unterschiedlich bewerten. Allerdings ist gute Pflege nicht allein persönliche Ansichtssache, sondern weist verschiedene, nachvollziehbare Merkmale auf, die sich zum Beispiel aus Gesetzen oder fachlichen Leitlinien und Standards ergeben. Pflegebedürftige Menschen können erwarten, dass diese bei der Pflege beachtet werden.
Um ihnen und ihren Angehörigen, Orientierung zu Merkmalen guter professioneller Pflege und ihren Rechten in der Praxis geben, hat das ZQP dies in seinem Kurz-Ratgeber Rechte pflegebedürftiger Menschen der EINBLICK-Reihe in zehn Punkten zusammengefasst.
Der ZQP-EINBLICK kann kostenlos heruntergeladen oder als Printversion bestellt werden: Zum EINBLICK

Quelle: NL ZQP, 01.06.2022


Altenpflege

Corona-Expertenrat plädiert für gesetzliches Hygienemanagement

30.05.2022 / News – Der Corona-Expertenrat der Bundesregierung hat spezifische Empfehlungen für die im kommenden Herbst/Winter zu befürchtende erneute COVID-19-Welle in Pflegeeinrichtungen angeraten. Dazu gehört u. a. ein gesetzlich verpflichtendes Hygienemanagement. Dieses könne etwa im Infektionsschutzgesetz vorgeschrieben werden, heißt es in der 10. Stellungnahme des Gremiums aus der Vorwoche. Die Regelungen sollen „mit der Schaffung von Hygienebeauftragten und damit der Erhöhung der Hygienekompetenzen der Beschäftigten“ einhergehen.

Hygienebeauftragte in Pflegeheimen sollen unterstützen

Außerdem seien „hygienerelevante Inhalte“ stärker in Fortbildungen zu berücksichtigen und regelmäßige Nachweise darüber von Pflegeheimen auszustellen – „dies auch vor dem Hintergrund erheblicher Personalfluktuationen“. Zur Verhinderung und Eindämmung von COVID-19-Ausbrüchen seien ferner zusätzliche Präventions- und Managementmaßnahmen nötig, z. B. regelmäßige Testungen von Beschäftigten, Besuchenden und Bewohnenden sowie niederschwellige aufsuchende Angebote für Impfungen.

„Präventive Heimbesuche“ von Gesundheitsämtern

Weiterhin hat sich der Rat für „präventive Heimbesuche“ über die Gesundheitsämter ausgesprochen. Eine regelmäßige Kontrolle und Beratung sowie eine enge Abstimmung und der systematische Austausch seien „dringend erforderlich“ im Hinblick auf die Eindämmung von COVID-19-Ausbrüchen sowie der damit verbundenen Einleitung entsprechender Maßnahmen. „Dringend empfohlen“ seien auch Regelungen zur Verbesserung der Qualität in der Pflege, etwa „zur Verstärkung der Personaldecke“ oder „durch höherqualifizierende Ausbildungen“. Notwendig sei neben einer angemessenen Vergütung eine spezielle Aus- und Weiterbildung zur Qualifizierung von „kompetentem Personal“. Auch die Einbindung von speziell ausgebildetem Pflegefachpersonal als Community Health Nurses könne helfen, die Lebensbedingungen der Bewohnenden zu verbessern.

Forschung ausweiten

Der Expertenrat sieht zudem Bedarf, die Forschung zu Auswirkungen der Unterbringung auf Gesundheit und Lebensqualität pflegebedürftiger Menschen zu verstärken. Während in der COVID-19-Pandemie deutlich geworden sei, dass die Größe von Pflegeheimen das Risiko der Bewohnenden für eine SARS-CoV-2-Infektion beeinflusse, fehle z. B. Evidenz für eine evtl. Bedeutung der Trägerschaft oder Organisationsform der Heime für das Pandemiemanagement.

Bereits existierende Monitoring- und Surveillance-Systeme zur Gesundheit der Bevölkerung sollten künftig die Gruppe pflegebedürftiger Menschen einschließen.

Dies umfasse ein Monitoring von Gesundheit und Wohlbefinden ebenso wie die Erhebung von „Determinanten der Gesundheit, einschließlich von versorgungsrelevanter Infrastruktur, wie Qualifikation und Verfügbarkeit von Pflegekräften“.

Quelle: https://www.bibliomed-pflege.de/news/corona-expertenrat-plaediert-fuer-gesetzliches-hygienemanagement


Interessante Veranstaltungen

 

DNQP: Modellhafte Implementierung des Expertenstandards „Förderung der Mundgesundheit in der Pflege“

Freitag, 30. September 2022, OsnabrückHalle (Schlosswall 1-9, 49074 Osnabrück); Programmflyer und Anmeldung zum Workshop