November-Ausgabe der „PflegePositionen“ des Deutschen Pflegerats erschienen
Die Themen der aktuellen Ausgabe sind:
- Editorial. Versprechen sind zu halten (von Christine Vogler, Präsidentin des DPR)
- Im Fokus. Lohngefüge erweitern (von Annemarie Fajardo, Vize-Präsidentin des DPR)
- Koalitionsverhandlungen. Forderungen des Deutschen Pflegerats (DPR)
- News. Kulturwandel gestalten (Fachverband Gewaltfreie Kommunikation) | Führungswechsel beim DBfK (DBfK)
- Aus den Verbänden. Sicher vom ersten Atemzug an (Deutscher Hebammenverband)
- Gemeinsam für eine starke Pflege in Deutschland. Pflegegipfel jetzt! (DPR)
Die November-Ausgabe der „PflegePositionen“ können Sie hier abrufen.
Ansprechpartnerin: Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats
Deutscher Pflegerat e.V. (DPR), Bundesarbeitsgemeinschaft Pflege- und Hebammenwesen, Alt-Moabit 91, 10559 Berlin, Telefon: (0 30) 398 77 303, Telefax: (0 30) 398 77 304, E-Mail: presse@deutscher-pflegerat.de, Internet: www.deutscher-pflegerat.de
Übergabe – Pflegeupdate
PU014 – Corona-Pandemie und Pflegende / Schulgesundheitspflege in Brandenburg
Personaluntergrenzen, Bettenmangel auf Intensivstationen, Impfpflicht / Ende des Modellprojekts
Gemeinsam unser Gesundheitswesen vor Überlastung schützen
Gemeinsame Erklärung von Deutsche Krankenhausgesellschaft e.V. Bundesärztekammer Deutscher Pflegerat e.V. Bundespflegekammer e.V. Verband medizinischer Fachberufe e.V.
Berlin, 12.11.2021: Krankenhausträger, Ärzteschaft, Pflegende und Medizinische Fachangestellte sehen die rasante Ausbreitung des Corona-Virus in Deutschland mit großer Sorge. Die mit der Änderung des Infektionsschutzgesetzes vorgesehenen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sind richtig und notwendig, sie reichen aber nicht aus, um der drohenden Überlastung des Gesundheitswesens entgegenzuwirken. Weitergehende Sofortmaßnahmen von Bund und Ländern sind dringend erforderlich:
- Für den Zugang zu Angeboten des Öffentlichen Lebens sind bundesweit und einheitlich 2-G-Regelungen (geimpft oder genesen) als zwingende Zutrittsvoraussetzungen zu etablieren und wirksam zu kontrollieren.
- Für Aktivitäten mit besonders hohem Infektionsrisiko, vor allem in Regionen mit hohen Infektionsraten, sollten Antigen-Schnelltests zusätzlich zur 2-G-Regelung (2-G+) obligatorisch werden.
- Das Vorhaben der Bundesregierung, eine allgemeine und für die Arbeitgeber durchsetzbare 3-G-Regel am Arbeitsplatz einzuführen, wird ausdrücklich unterstützt.
- Wir begrüßen die aktuelle Stellungnahme des Deutschen Ethikrates, in der er die Bundesregierung auffordert, kurzfristig die Einführung einer berufsbezogenen Impfpflicht zum Schutz besonders vulnerabler Menschen in Einrichtungen des Gesundheitswesens zu prüfen. Eine offene, transparente und abwägende Diskussion dieser komplexen Fragestellung trägt mit dazu bei, eine Entscheidung für oder gegen eine Impfpflicht gut zu begründen und Akzeptanz zu schaffen. Sollte die Politik auf Basis dieser Stellungnahme des Ethikrates eine Impfpflicht für bestimmte Einrichtungen und Berufsgruppen einführen, werden wir dies unterstützen und uns an der Umsetzung beteiligen.
Krankenhausträger, Ärzteschaft, Pflegende und Medizinische Fachangestellte appellieren dringend an alle Bürgerinnen und Bürger, sich impfen zu lassen. Mit einer Impfung schützt man nicht nur sich selbst und seine Kontaktpersonen, man trägt aktiv dazu bei, die in immer mehr Regionen drohende Überlastung der Krankenhäuser zu vermeiden. Dabei kann eine Impfung nicht jede Infektion vermeiden, aber das Risiko selbst schwer zu erkranken und andere anzustecken wird durch die Impfung drastisch reduziert. Das zeigt die aktuelle Situation auf den Intensivstationen deutlich, auf denen mit großer Mehrzahl ungeimpfte Patientinnen und Patienten versorgt werden müssen.
Die politisch Verantwortlichen in Bund und Ländern und die Gesellschaft als Ganzes sind jetzt gefordert, Verantwortung zu übernehmen und unser Gesundheitswesen vor Überlastung zu schützen.
Kontakt: Deutsche Krankenhausgesellschaft e.V.: Tel. 030 398 01 1021, pressestelle@dkgev.de; Bundesärztekammer: Tel. 030 4004 56 700, presse@baek.de; Deutscher Pflegerat e.V.: Tel: 030 398 77 303, u.haas@deutscher-pflegerat.de; Bundespflegekammer e.V.: Tel. 030 219 157 70, presse@bundespflegekammer.de; Verband medizinischer Fachberufe e.V.: Tel. 06198 575 98 78, presse@vmf-online.de
Gemeinsamer Appell
Gesundheitsbranche sieht dringenden Handlungsbedarf
12.11.2021 / News – Krankenhausträger, Ärzteschaft, Pflegende und Medizinische Fachangestellte sehen die rasante Ausbreitung des Corona-Virus in Deutschland mit großer Sorge. In einem gemeinsamen Appell von Freitag fordern sie Bund und Länder zu Sofortmaßnahmen gegen die drohende Überlastung des Gesundheitssystems auf. Gleichzeitig sei aber auch die Gesellschaft als Ganzes gefordert, Verantwortung zu übernehmen.
Gemeinsam Gesundheitssystem vor Überlastung schützen
Deutsche Krankenhausgesellschaft, Bundesärztekammer, Deutscher Pflegerat (DPR), Bundespflegekammer und Verband medizinischer Fachberufe drängen u. a. auf:
- 2-G-Regelungen (geimpft oder genesen) als zwingende Zutrittsvoraussetzungen zu Angeboten des öffentlichen Lebens, um diese „wirksam zu kontrollieren“
- zusätzliche Antigen-Schnelltests zur 2-G-Regelung für Aktivitäten mit besonders hohem Infektionsrisiko, v. a. in Regionen mit hohen Infektionsraten
- eine allgemeine und für Arbeitgeber durchsetzbare 3-G-Regel am Arbeitsplatz, wie von der Bundesregierung angekündigt
Die am Donnerstag vom Deutschen Ethikrat empfohlene Prüfung einer Impfpflicht gegen Covid-19 für Mitarbeitende in besonderer beruflicher Verantwortung begrüßen die genannten Verbände in ihrem Appell ausdrücklich.
Ethikrat empfiehlt berufsbezogene Impfpflicht
Der Ethikrat teilte mit: „Der Rat empfiehlt angesichts der gegenwärtigen pandemischen Situation nun ohne Gegenstimme bei drei Enthaltungen eine ernsthafte und rasche Prüfung einer berufsbezogenen Impfpflicht in Bereichen, in denen besonders vulnerable Menschen versorgt werden.“ Konkret nannte das Gremium Menschen, die schwer oder chronisch Kranke sowie hochbetagte Menschen versorgen – „wie ärztliches und pflegendes Personal, aber auch Mitarbeitende des Sozialdienstes, der Alltagsbegleitung oder der Hauswirtschaft“. Diese trügen „eine besondere Verantwortung dafür, die ihnen Anvertrauten nicht zu schädigen“. „Gleiches gilt für Institutionen und Einrichtungen, die dafür verantwortlich sind, die dort versorgten Menschen keinen vermeidbaren gesundheitlichen Gefahren auszusetzen.“
Rat verweist auf Schutzpflichten gegenüber Menschen aus Hochrisikogruppen
Der Ethikrat empfehle der Bundesregierung, „unverzüglich eine hinreichend differenzierte gesetzliche Regelung für eine berufsbezogene Impfpflicht zu prüfen und gegebenenfalls eine praktikable und effektive Umsetzung vorzubereiten“. Dabei müssten „vielfach diskutierte Sorgen um etwaige negative Konsequenzen einer solchen Maßnahme, etwa Berufsausstiege in den betroffenen Berufsgruppen“, berücksichtigt werden. Diese seien aber „im Rahmen der Schutzpflichten gegenüber Menschen aus Hochrisikogruppen zu bewerten“. Der Rat äußerte die Hoffnung, „dass bereits die Diskussion um die Einführung einer gesetzlichen Impfpflicht als ein Signal in den Institutionen wahrgenommen wird, zügig effektive, aufsuchende Impfkampagnen mit zielgruppenspezifischer Information und Aufklärung für die verschiedenen Berufsgruppen zu organisieren“.
Appell-Unterzeichnende unterstützen Ethikrat-Empfehlung
Der Ethikrat betonte zudem, dass die – auf Freiwilligkeit, Information, Überzeugungsarbeit und Vertrauensbildung beruhende – Impfstrategie „unverändert“ wichtig bleibe. Die Anstrengungen, möglichst alle Menschen von der Notwendigkeit der Impfung zu überzeugen, sollten verstärkt werden. Wenn die Bundesregierung der Empfehlung des Ethikrats folgen sollte, wollen die Unterzeichnenden des Appells dies unterstützen und sich an der Umsetzung beteiligen.
DPR-Präsidentin Christine Vogler hielt am Donnerstag fest: „Die isolierte, verkürzte Debatte um die Impfpflicht einer einzelnen Gruppe, die der Pflegenden, ist somit vom Tisch.“
Allerdings dürfe die Aufzählung der vom Ethikrat genannten Berufsgruppen längst nicht abschließend sein. Es müsse geklärt werden, nach welchen eindeutigen Kriterien eine mögliche Auswahl von Berufsgruppen bzw. der in diesen Bereichen Beschäftigten erfolge. Die Kriterien müssten nachvollziehbar und juristisch sauber definiert sein.
Vogler fordert klare Gesetzgebung
Auch forderte Vogler eine eindeutige und einheitliche Gesetzgebung, um klare Verhältnisse zu schaffen. Die diskutierten Sorgen um negative Konsequenzen einer solchen Maßnahme müssten dabei berücksichtigt werden. „Es muss deutlich werden, dass bei der Bekämpfung der Pandemie zwischen der individuellen Freiheit des Einzelnen und dem Schutz der Gesamtbevölkerung abzuwägen ist. Festzuhalten ist, dass es bei der Diskussion um eine Impfpflicht nicht einzig um die Profession Pflege, sondern vielmehr um das Gesamtinteresse der Bevölkerung geht.“
Quelle: https://www.bibliomed-pflege.de/news/gesundheitsbranche-sieht-dringenden-handlungsbedarf
Mangel an Pflegepersonal
„Engpass in der Pflege spitzt sich massiv zu“
11.11.2021 / News – Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Südost hat vor einem „massiven Versorgungsengpass in allen Bereichen der Pflege“ gewarnt. Besorgniserregend sei nicht nur die Situation auf Intensivstationen, sondern auch in der ambulanten Pflege und der stationären Altenhilfe. Überall fehlten Pflegefachpersonen. Besonders dramatisch sei die Lage zudem in Bayern, Sachsen und Thüringen. Dort spitze sich die Lage weiter zu. Weitere Bettensperrungen seien absehbar.
Das vorhandene Pflegepersonal arbeite am Limit, betonte die Geschäftsführerin des DBfK Südost, Marliese Biederbeck, am Mittwoch. Einerseits fehlten überall Kolleginnen und Kollegen, andererseits seien sie unter erschwerten Bedingungen im Einsatz – ausgerüstet mit spezieller Schutzkleidung, Maske, Haube, Mundschutz und Handschuhen.
Deutliches Zeichen zur Stärkung der Pflegeberufe nötig
„Die Pflegenden fühlen sich von der Politik nicht ernst genommen, weil trotz der dramatischen Lage immer noch keine handfesten Lösungen für den gravierenden Personalengpass in Sicht sind.“ Biederbeck forderte deshalb ein „klares Signal“ der politisch Verantwortlichen und einen Masterplan für die professionelle Pflege. Enttäuschend seien die bisherigen Initiativen der Landesregierungen, die über Vorschläge und Versprechungen bisher nicht hinausgingen. Gleichzeitig rief der DBfK Südost alle Menschen in Deutschland auf, sich impfen zu lassen, um die Überforderung des Gesundheitspersonals abzuwenden. „Nur so wird sich der drohende Kollaps in der Pflege verhindern lassen.“ Vor diesem Hintergrund forderte der Berufsverband erneut u. a. eine deutliche Verbesserung der Bezahlung und der Arbeitsbedingungen sowie die Mitsprache in allen relevanten Gremien.
Der Präsident der Pflegekammer Rheinland-Pfalz, Markus Mai, sprach am Mittwoch von einem „weiteren Stresstest“ für die pflegerische Versorgung in allen Settings. „Von politischer Seite brauchen wir dringend klare Regelungen zur Testpflicht in allen Bereichen des Gesundheitswesens sowie die Berechtigung, den Impfstatus zu erheben.“ Tägliche Testungen seien in allen Bereichen notwendig, müssten allerdings entsprechend geregelt und v. a. refinanziert werden.
Studie: Allein in NRW fehlen fast 24.000 Pflegefachpersonen
Die am Mittwoch veröffentlichte „Landesberichterstattung Gesundheitsberufe 2019“im Auftrag der nordrhein-westfälischen Landesregierung zeigt: Die Zahl der offenen oder künftig notwendigen Vollzeitstellen hat sich in NRW von knapp 11.000 im Jahr 2016/17 auf rd. 23.760 im Jahr 2019 mehr als verdoppelt. Der Sofortbedarf an Pflegepersonal lag bei mehr als 10.000. In der Gesundheits- und Krankenpflege fehlen rd. 13.500 Pflegefachpersonen, in der Kinderkrankenpflege ca. 1.450 und in der Altenpflege etwa 8.800.
Allerdings belegt der Report, den das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung (DIP) wissenschaftlich erarbeitet hat, auch, dass die Ausbildungszahlen in den Pflegeberufen im Berichtszeitraum um rd. 1.890 gestiegen sind und damit auf einen Höchststand von 17.078. Den größten Zuwachs gab es demnach in der Gesundheits- und Krankenpflege mit zusätzlich 833 Auszubildenden. In der Altenpflege stieg ihre Zahl um 340.
Hohes Interesse an einer Ausbildung in der Pflege
Der stellvertretende DIP-Vorsitzende, Michael Isfort, verdeutlichte nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur: Der Druck auf die Einrichtungen bleibe trotz steigender Ausbildungszahlen hoch. Ein fehlendes Ausbildungsinteresse lasse sich „allen Unkenrufen zum Trotz“ zwar „überhaupt nicht feststellen“. Allein über die Ausbildung lasse sich eine Stabilität der Versorgungsstrukturen aber nicht sichern.
Auch sei die angespannte Personalsituation in vielen Krankenhäusern wegen Corona nicht unbedingt auf den Mangel an Fachpersonal zurückzuführen. Die Corona-Krise habe nicht dazu geführt, „dass die Pflegekräfte reihenweise aus den Krankenhäusern oder stationären Altenhilfeeinrichtungen rausgegangen sind“, so Isfort. Die Pflegenden seien „am Anschlag“, würden aber vielmehr ihre Arbeitszeit reduzieren als komplett aus dem Beruf auszusteigen.
Quelle: https://www.bibliomed-pflege.de/news/engpass-in-der-pflege-spitzt-sich-massiv-zu
Diakonie-Umfrage: Gute Pflege ist den Deutschen mehr wert –
Staat muss in der Pflicht bleiben
Berlin, 12. November 2021 – Eine Mehrheit der Deutschen würde für eine gute Pflege aller Bürgerinnen und Bürger höhere Beiträge zur Pflegeversicherung in Kauf nehmen. Das geht aus einer repräsentativen Civey-Umfrage der Diakonie Deutschland hervor. Für eine gute Pflege sehen sie weiter den Staat und nicht nur die Familie in der Pflicht.
Für die Diakonie-Vorständin Maria Loheide sprechen die Umfrageergebnisse deutlich für eine umfassende Pflegereform. Die ist längst überfällig und muss von der künftigen Bundesregierung zügig auf den Weg gebracht werden: „Gute Pflege gibt es nicht zum Nulltarif. Das wissen die Menschen und sind bereit, mehr dafür zu bezahlen. Gute Pflege für alle Menschen ist möglich und hängt nicht vom persönlichen Vermögen ab. SPD, FPD und Grüne sind gut beraten, diese Ergebnisse in ihrer Koalitionsvereinbarung zu berücksichtigen. Die Menschen erwarten, dass die Finanzierung der Pflege in Zukunft gesichert ist und auf einer soliden Basis steht.“
Die Diakonie Deutschland zeige mit ihrem Konzept für eine grundlegende Pflegereform, dass eine gute Pflege mit einer begrenzten Eigenbeteiligung für die pflegebedürftigen Menschen finanzierbar sei. „Moderate Beitragserhöhungen, die Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze und das Heranziehen von Kapital- und Mieterträgen bei der Beitragsbemessung sind wie Steuerzuschüsse wichtige Elemente des notwendigen Finanzierungsmixes“, so Loheide.
51,9 Prozent der Befragten stimmten der Frage zu, dass sie für eine gute pflegerische Versorgung höhere Beiträge in Kauf nehmen würden. 37,2 Prozent antworteten mit nein bzw. eher nein (15,6 Prozent), elf Prozent sind unentschieden. Von den 18- bis 29-Jährigen würden sogar über 67 Prozent mehr Geld für eine gute pflegerische Versorgung zahlen. In der Gruppe der über 65-Jährigen sind es 55 Prozent.
„Wenn es um die dringend nötige Reform der Pflege geht, fürchtet die Politik die hohen Kosten: für mehr Personal, für bessere Gehälter, für Beratung und Entlastungen von Angehörigen. Dabei ist den meisten Menschen klar, dass gute Pflege in Zukunft mehr kosten wird. Sie sind bereit, mehr zu bezahlen, damit auch sie sich auf eine sichere pflegerische Versorgung verlassen können. Um sinnvoll vorsorgen zu können und pflegebedürftige Menschen nicht mit ständig steigenden und unkalkulierbaren Kosten zu belasten, muss die Pflegeversicherung eine Vollversicherung mit begrenzter Eigenbeteiligung werden“, so Loheide.
In einer immer älter werdenden Gesellschaft sei es wichtig, jetzt die Weichen für eine demografiefeste Pflegereform zu stellen: „Schon jetzt fürchten viele ältere Menschen, dass sie bei Pflegebedürftigkeit die Kosten nicht finanzieren können und auf Sozialhilfe angewiesen sein werden. Das dürfen wir nicht tatenlos hinnehmen“, sagt Loheide mit Blick auf die ständig steigende Eigenbeteiligung. Im Bundesdurchschnitt müssen Pflegebedürftige derzeit monatlich 2.125 Euro für einen Platz im Pflegeheim bezahlen. Können sie diesen Beitrag nicht finanzieren, hilft die Kommune mit Sozialleistungen aus. “
Vorschläge, Modelle und Finanzierungskonzepte für eine nachhaltige Pflegereform liegen seit langem vor. Die kommende Bundesregierung muss sie aufgreifen und endlich konkrete Schritte umsetzen“, fordert Loheide. „Deshalb brauchen wir sehr schnell einen Pflegegipfel und im Anschluss ein Gremium von Expertinnen und Experten, um die konkreten Schritte anzugehen.“Auf die Frage, „Nehmen Sie die pflegerische Verantwortung eher als Aufgabe des Staates oder der privaten Familien wahr?“, antworteten 35 Prozent der Befragten, sie sähen eindeutig den Staat in der Verantwortung, 19 Prozent nannten die Familie und 44 Prozent beide. Das Meinungsforschungsunternehmen Civey hat im Auftrag der Diakonie Deutschland vom 5. bis 8. November 2021 rund 5.000 Personen befragt. Die Ergebnisse sind unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers von 2,5 Prozent repräsentativ für die deutsche Gesamtbevölkerung.
Weitere Informationen: Grafiken zum Download: https://www.diakonie.de/fileadmin/user_upload/Diakonie/PDFs/Pressmitteilung_PDF/Civey_Umfrage_pflegerische_Versorgung-1.jpg https://www.diakonie.de/fileadmin/user_upload/Diakonie/PDFs/Pressmitteilung_PDF/Civey_Umfrage_pflegerische_Versorgung-2.jpg
Konzept der Diakonie Deutschland für eine grundlegende Pflegereform:https://www.diakonie.de/fileadmin/user_upload/Diakonie/PDFs/Diakonie-Texte_PDF/06_2019_Grundlegende_Pflegereform.pdf https://www.diakonie.de/bundestagswahl-2021/pflegereform-umsetzen-gesundheitssystem-staerken
Quelle: PM Diakonie Deutschland – Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e.V., 12.11.2021
Pflege im Koalitionsvertrag als gleichberechtigten Partner verankern! –
Offener Brief an alle Bundestagabgeordneten aus NRW
Die laufenden Koalitionsverhandlungen nimmt der Vorstand des Errichtungsausschusses der Pflegekammer NRW zum Anlass, sich in einem offenen Brief an alle Mitglieder des Deutschen Bundestages aus Nordrhein-Westfalen zu wenden und auf die eklatante Situation in der Pflege aufmerksam zu machen. JETZT LESEN
Quelle: Mailing Errichtungsausschuss Pflegekammer Nordrhein-Westfalen, 12.11.2021
Vogler: „Impfpflicht muss gesamtgesellschaftlich beantwortet werden“
Deutscher Pflegerat unterstützt Empfehlung des Deutschen Ethikrates und fordert eindeutige Kriterien
Berlin (11. November 2021, Nr. 43/2021) – „Oberstes Ziel der Bekämpfung der Corona-Pandemie ist es, die uns Anvertrauten zu schützen. Hierin liegt eine besondere Verantwortung der gesamten Gesellschaft“, betont Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats e.V. (DPR).
„Der Deutsche Pflegerat unterstützt die Empfehlung des Deutschen Ethikrates zur Prüfung einer Impfpflicht gegen Covid-19 für Mitarbeitende in Bereichen, in denen besonders vulnerable Menschen versorgt werden. Es ist richtig, dass der Deutsche Ethikrat damit auf die gesamtgesellschaftliche Beantwortung der Frage einer Impfpflicht eingeht. Die isolierte, verkürzte Debatte um die Impfpflicht einer einzelnen Gruppe, die der Pflegenden, ist somit vom Tisch.
Allerdings darf die Aufzählung der vom Ethikrat genannten Berufsgruppen längst nicht abschließend sein. Es muss geklärt werden, nach welchen eindeutigen Kriterien eine mögliche Auswahl von Berufsgruppen bzw. der in diesen Bereichen Beschäftigten erfolgt. Die Kriterien müssen nachvollziehbar und juristisch sauber definiert sein.
Zum Schutz der uns anvertrauten, besonders vom Virus gefährdeten Menschen, wird zudem eine klare, einheitliche Gesetzgebung benötigt. Der Gesetzgeber ist in der Pflicht, hier mit den geforderten eindeutigen Regelungen klare Verhältnisse zu schaffen. Die dabei diskutierten Sorgen um negative Konsequenzen einer solchen Maßnahme müssen dabei mit einbezogen werden.
Es muss deutlich werden, dass bei der Bekämpfung der Pandemie zwischen der individuellen Freiheit des Einzelnen und dem Schutz der Gesamtbevölkerung abzuwägen ist. Festzuhalten ist, dass es bei der Diskussion um eine Impfpflicht nicht einzig um die Profession Pflege, sondern vielmehr um das Gesamtinteresse der Bevölkerung geht.“
Ansprechpartnerin: Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats
Deutscher Pflegerat e.V. (DPR), Bundesarbeitsgemeinschaft Pflege- und Hebammenwesen, Alt-Moabit 91, 10559 Berlin, Telefon: (0 30) 398 77 303, Telefax: (0 30) 398 77 304, E-Mail: presse@deutscher-pflegerat.de, Internet: www.deutscher-pflegerat.de
BVÖGD fordert Impfpflicht für das Personal in Alten- und Pflegeheimen und in Pflegediensten
Der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD) spricht sich wegen der steigenden Zahl von Corona-Ausbrüchen in Alten- und Pflegeheimen für eine Impfpflicht für das Betreuungspersonal aus – auch bei ambulanten Pflegediensten. Das Ziel ist, besonders gefährdete Menschen vor einer Infektion zu schützen.
Gründe für die COVID-19-Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen sind die Impflücken bei dem Betreuungspersonal sowie eine mitunter eingeschränkte Immunantwort auf die Impfungen bei Hochbetagten. Bei ungeimpften Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist das Risiko erhöht, dass sie die von ihnen betreuten Bewohner mit SARS-CoV-2 infizieren.
Die Gesundheitsämter müssen deshalb erneut immer wieder alte Menschen in Quarantäne nehmen und ihnen soziale Kontakte verwehren. Einige der geimpften alten Menschen erkranken schwer und auch weiterhin gibt es Corona-bedingte Todesfälle in dieser Gruppe.
Eine Impfung gegen COVID-19 ist auch eine Frage von Verantwortung und Ethik, zum Wohlergehen der Menschen zu handeln, um die man sich in der Pflege oder Betreuung kümmert, lautet die Auffassung des BVÖGD. Wichtig seien außerdem rasche Auffrischimpfungen von Pflegebedürftigen und verpflichtende Tests für alle Besucher – auch Geimpften – in den Einrichtungen.
Für entscheidend hält der BVÖGD zudem die Aufklärung, denn in Gesprächen zeige sich oft, dass die ungeimpften Betreuungskräfte die Bedeutung der Impfung nicht richtig einschätzten oder Angst vor Nebenwirkungen hätten, die so nicht sein müssten. „Hier müssen die betreuenden Ärztinnen und Ärzte in den Heimen und Pflegediensten ansetzen“, empfiehlt der BVÖGD.
Quelle: BVÖGD Pressemitteilung, Berlin, 09.11.2021
Positionspapier
Pflegerischer Sachverstand als Schlüsselrolle
09.11.2021 / News – Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) hat in einem Positionspapier 5 Punkte aufgelistet, die für die Weiterentwicklung der Primärversorgung und die Aufgabenverteilung unter den Gesundheitsprofessionen nötig sind.
Vom Mittelmaß an die Spitze
Aktuell leiste sich Deutschland eines der teuersten Gesundheitssysteme weltweit – die Versorgungsqualität in einigen Gesundheitsbereichen liege jedoch gerade mal im Mittelmaß. Mit den Punkten aus dem am Dienstag veröffentlichten Positionspapier ließe sich das ändern, ist der DBfK überzeugt.
Zu folgenden Reformen rät der Berufsverband:
- Autonomie von Pflegefachpersonen rechtlich absichern
- Pflegefachpersonen als Motor der Innovation für neue Versorgungslösungen anerkennen
- Niedrigschwellige Versorgungsstrukturen flächendeckend schaffen
- Hochschulische Ausbildung für Pflegefachpersonen aktiv vorantreiben
- Politische Reform der Primärversorgung an den Bedarfen entlang ausgestalten
Pflegefachpersonen könnten eine Schlüsselrolle im Gesundheitssystem einnehmen, um eine zukunftssichere und bedarfsgerechte Versorgung zu erreichen, die den Menschen die Unterstützung ermögliche, die individuell erforderlich sei.
DBfK-Präsidentin Christel Bienstein sagte am Dienstag: „Wir sehen ganz deutlich, dass die Menschen mehr Angebote zur Gesundheitsförderung, Prävention und eine ganzheitliche Begleitung brauchen, um gut versorgt zu sein. Und diese Angebote müssen vor Ort leicht erreichbar sein.“ Dazu sei die passende Expertise vorwendig.
Pflege als Motor der Innovationen
Außerdem müsse das Wohl der Bürgerinnen und Bürger, Patientinnen und Patienten sowie Menschen mit Pflegebedarf in den Mittelpunkt gestellt und die Aufgabenstellungen gut im Team der Gesundheitsberufe verteilt werden, ergänzte DBfK-Bundesgeschäftsführerin Bernadette Klapper. „Wir als Gesellschaft können uns nicht leisten, diese Reformen nicht anzugehen.“
Quelle: https://www.bibliomed-pflege.de/news/pflegerischer-sachverstand-als-schluesselrolle
Irene Maier als Vizepräsidentin des DPR im phoenix-Tagesgespräch:
Pflege am LIMIT!
DEVAP äußert sich zum geplanten Infektionsschutzgesetz
Der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege e.V. (DEVAP) äußert sich zum Gesetzentwurf der Fraktionen der SPD, BÜNDNIS90 / DIE GRÜNEN und FDP zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes und weiterer Gesetze anlässlich der Aufhebung der Feststellung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite:
„Die Pflege ist seit 20 Monaten im Ausnahmezustand und hat bewiesen, dass trotz extrem belastender und sich ständig ändernder Rahmenbedingungen, dennoch eine dem pflegebedürftigen Menschen zugewandte gute Versorgung möglich ist. Es wird auch von der Bundesregierung anerkannt, dass die personellen Ressourcen in der Pflege nicht ausreichen. Die Zeit der Pandemie hat die Mitarbeitenden an ihre Belastungsgrenzen gebracht. Ein „Weiter so“ geht nicht und ist unverantwortlich.“, so Wilfried Wesemann, Vorsitzender des DEVAP. „Trotzdem werden weiterhin keine Pflegexperten in die Sachverständigenkommission zum aktuellen Gesetzentwurf der Fraktionen der SPD, BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN und FDP zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes einbezogen. Die Profession Pflege hat aber ein Recht auf Mitbestimmung!“
Die erste Lesung des Gesetzentwurfs der Fraktionen der SPD, BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN und FDP zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes und weiterer Gesetze anlässlich der Aufhebung der Feststellung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite ist am Donnerstag, 11.11.2021, im Bundestag.
„Tägliche Testungen für alle an der Pflege beteiligten und für Besucher in stationären Einrichtungen sind der richtige Weg, solange sich der Gesetzgeber zur Frage der generellen Impfpflicht nicht positioniert. Die Tests schützen adäquat und zeitnah vor neuen Infektionsgeschehen und – wie auch in der Gesetzesänderung vorgesehen – müssen vollständig vom Bund refinanziert werden.“, so Wesemann weiter.
„Wir benötigen aber vor allem auch Unterstützung bei der Durchführung der täglichen Tests: externes Personal ist unabdingbar, damit sich die Mitarbeiter der Pflegeeinrichtungen ihren eigentlichen Aufgaben, der Pflege und Betreuung der Menschen in den Einrichtungen und der Einhaltung der zusätzlichen Hygiene- und Schutzmaßnahmen, widmen können und nicht noch zusätzlich belastet werden. Hierfür könnten u.a. wieder Kräfte der Bundeswehr hinzugezogen werden. Wir dürfen die Mitarbeiter nicht weiter ausbrennen, sondern müssen gemeinsam gute Konzepte finden, um die vierte Welle zu brechen.“, appelliert Wesemann abschließend an die politisch Verantwortlichen.
Kontakt: Anna Leonhardi, Geschäftsführerin Deutscher Evangelischer Verband für Altenarbeit und Pflege e.V., Telefon 030 83001-277, info@devap.de, www.devap.de
Quelle: DEVAP-Pressemitteilung, 09.11.2021
