ADS-Wocheninformation, 08.11.2021

ADS-Wocheninformation, 08.11.2021

Die Lage in Deutschland ist nach wie vor ernst.

Gemeinsame Erklärung der Ministerinnen und Minister, Senatorinnen und Senatoren für Gesundheit der Länder zur aktuellen pandemischen Lage:

Die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) betrachtet mit großer Sorge die äußerst dynamische Corona-Infektionslage in ganz Deutschland und die enorme Belastung der Krankenhäuser und des Gesundheitswesens insgesamt durch COVID-Patienten. Die Intensivstationen sind

bereits in einigen Regionen ausgelastet und alle Beschäftigten dort arbeiten an der Belastungsgrenze und weit darüber hinaus. Planbare Operationen werden jetzt schon verschoben. Allen medizinisch und pflegerisch Tätigen, die sich im Kampf gegen die Corona-Pandemie engagieren, zollt die GMK ihren hohen Respekt und spricht großen Dank aus für diesen Einsatz.
Obwohl die Impfungen eine nachhaltige Wirkung zeigen und dadurch viele Infektionen und schwere Verläufe verhindert werden konnten, sind noch immer zu viele Menschen in Deutschland ungeimpft. Die „Pandemie der Ungeimpften“ hat aktuell eine zu große Dynamik entfaltet, die nicht mehr hinnehmbar ist. Dringender denn je müssen deshalb Maßnahmen getroffen werden, um die Corona-Pandemie wirksam bekämpfen zu können. Der Schutz vulnerabler Gruppen vor allem in den Alten- und Pflegeheimen und von hochbetagten und vorerkrankten Menschen genießt hierbei höchste Priorität. Es müssen effektive Maßnahmen getroffen werden, die vor allem die Ungeimpften in den Blick nehmen und konsequentere Zugangsbeschränkungen und Nachweis- und Kontrollpflichten vorsehen. Das bedeutet, dass abhängig vom regionalen Infektions- und Erkrankungsgeschehen der Zugang zu bestimmten Bereichen auf Geimpfte und Genesene (2G) beschränkt werden kann. Die AHA-Regelungen müssen geschärft und wirksam kontrolliert und durchgesetzt werden.
Die GMK spricht sich angesichts dieser dramatischen Situation dafür aus, dass der Bundesgesetzgeber einen rechtssicheren Rahmen vor allem im Infektionsschutzgesetz schafft, der möglichst viele Handlungsmöglichkeiten zur Bekämpfung der pande-
mischen Lage eröffnet und nicht unnötig einschränkt. Die Länder sollten aus diesen rechtlichen Rahmenmöglichkeiten diejenigen Maßnahmen auswählen können, die für ein zielgerichtetes Handeln zur Bekämpfung der Corona-Pandemie und für den Schutz
der Bevölkerung regional am besten sind. Nur so kann die pandemische Lage wirksam bekämpft werden!

Quelle: 94. Gesundheitsministerkonferenz ( GMK ) Gemeinsame Erklärung vom 05.11.2021


Eine brutale Wahrheit

Gedanken zum Pandemiegeschehen und der unendlichen Geschichte von der Ignoranz den Pflegenden gegenüber, lesen sie unter: https://www.t-online.de/nachrichten/id_91104776/corona-an-jens-spahns-versagen-wird-man-sich-erinnern.html


Raus aus dem Mittelmaß

DBfK zur Weiterentwicklung der Primärversorgung im Gesundheitswesen

Berlin, 8. November 2021 – Die Zahlen der OECD sind eindeutig: Obwohl Deutschland sich eines der teuersten Gesundheitssysteme weltweit leistet, liegt die Versorgungsqualität in einigen Gesundheitsbereichen gerade mal im Mittelmaß. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) zeigt in seinem aktuellen Positionspapier, wie die Versorgungsqualität in Deutschland verbessert werden kann.

Die Anforderungen an das Gesundheitssystem werden immer komplexer, der demografische Wandel bringt eine alternde Gesellschaft mit sich, mehr Menschen aller Altersstufen leben mit chronischen Erkrankungen. Oft fehlt ihnen die dabei so wichtige Gesundheitskompetenz. „Wir sehen ganz deutlich, dass die Menschen mehr Angebote zur Gesundheitsförderung, Prävention und eine ganzheitliche Begleitung brauchen, um gut versorgt zu sein. Und diese Angebote müssen vor Ort leicht erreichbar sein – Gesundheit wird vor Ort gemacht und dazu braucht es die passenden Expert:innen“, so DBfK-Präsidentin Christel Bienstein.

Pflegeexpert:innen können dem DBfK zufolge diese Schlüsselrolle im Gesundheitswesen einnehmen, um eine zukunftssichere und bedarfsgerechte Versorgung zu erreichen, die den Menschen die Unterstützung ermöglicht, die individuell erforderlich ist. „Die Pflegefachpersonen können und wollen die neuen Aufgaben und Verantwortungsbereiche übernehmen. Dieses Angebot an die Bevölkerung für mehr Versorgungs- und damit Lebensqualität muss nur angenommen und ermöglicht werden“, so Bienstein weiter.

Der DBfK hat ein Positionspapier vorgelegt, in dem er aufzeigt, welche Reformen dazu notwendig sind:

  1. politische Reform der Primärversorgung an den Bedarfen ausgestalten
  2. flächendeckend niedrigschwellige Versorgungsstrukturen schaffen
  3. Innovationskraft der Pflegefachpersonen anerkennen und nutzen
  4. hochschulische Ausbildung für Pflegefachpersonen aktiv vorantreiben
  5. Rechtliche Absicherung der Pflegefachpersonen für autonomes Agieren in der Primärversorgung

„Mit diesen Weichenstellungen können wir gemeinsam diese ehrgeizigen und komplexen Reformen schaffen“, so DBfK-Bundesgeschäftsführerin Bernadette Klapper. „Dafür müssen alle Akteur:innen im Gesundheitswesen bereit sein, das Wohl von Bürger:innen, Patient:innen und Menschen mit Pflegebedarf in den Mittelpunkt zu stellen und die Aufgabenstellungen gut im Team der Gesundheitsberufe zu verteilen. Wir als Gesellschaft können uns nicht leisten, diese Reformen nicht anzugehen.“

Das Positionspapier steht auf der Website des DBfK zum Download bereit: https://www.dbfk.de/media/docs/download/DBfK-Positionen/Weiterentwicklung-Primaerversorgung-2021-11.pdf

Anja Kathrin Hild | Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe – Bundesverband e. V.
hild@dbfk.de | www.dbfk.de | Alt-Moabit 91 | 10559 Berlin | Fon 030-219157- 30 | Fax 030-219157-77


Personalmangel auf Intensivstationen verschärft sich weiter:

Sektion Pflege der DGIIN fordert schnelle Unterstützung und verbindliche Lösungen

Berlin – Schon vor Beginn der Pandemie war die Personalausstattung auf deutschen Intensivstationen knapp kalkuliert und ein Pflegepersonalmangel absehbar. Die Personaldecke hat sich im Vergleich zu 2018 nochmals deutlich verschlechtert (1), darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) hin. So denken etwa ein Drittel der Beschäftigten in diesem Bereich darüber nach, ihren Beruf in den kommenden zwölf Monaten zu verlassen (2). Die Sektion Pflege der DGIIN befürchtet jetzt eine weitere Verschärfung, welche nicht nur den Betrieb einzelner Intensivstationen gefährden kann, sondern das gesamte Gesundheitssystem an seine Belastungsgrenze bringen wird: Absehbar wird die kritische Personalstärke zur Aufrechterhaltung eines Regelbetriebs dauerhaft unterschritten werden.

„Angesichts der erneut ansteigenden Covid-19-Infektionszahlen ist es nur eine Frage von Wochen, bis die Intensivstationen so stark ausgelastet sind und das Personal physisch und psychisch überlastet“, warnt Carsten Hermes, kooptiertes Mitglied im Vorstand der DGIIN und Sprecher der Sektion Pflege der DGIIN. Nach Einschätzung der DGIIN wird die Zahl von stationär behandelten COVID-19-Patient:innen vermehrt unter den jüngeren Menschen und insbesondere bei Ungeimpften zunehmen. „Die entscheidende Kennzahl in den kommenden Wochen und Monaten der Herbst- und Winterzeit wird nicht allein die 7-Tages-Inzidenz und auch nicht die Anzahl theoretisch betreibbarer Intensivbetten sein, sondern die Gesamtauslastung der Kliniken und die verfügbaren Pflegefachkräfte“, sagt Tobias Ochmann, stellvertretender Sektionssprecher Pflege in der DGIIN. Die Intensivpflege ist ein spezialisierter und professionalisierter Fachbereich. Insbesondere bei beatmeten Patient:innen müssen die Pflegenden hochkomplexe Tätigkeiten ausführen. „Jeder Intensivpatient und jede Intensivpatientin benötigt eine professionelle Fachpflege, um bestmöglich versorgt zu werden. Dies kann nicht einfach durch fachfremdes Personal kompensiert werden“, sagt Carsten Hermes.

Immer wieder kommt es zu Bettensperrungen auf Intensivstationen, weil nicht genügend Pflegepersonal vorhanden ist und Pflegepersonaluntergrenzen nicht eingehalten werden können, was den Personalmangel klar belegt. Die Sektion Pflege der DGIIN fordert in diesem Zusammenhang verbindliche Personalschlüssel, die sich am tatsächlichen Bedarf und nicht lediglich an einer Untergrenze orientieren. Dazu brauche es transparent erfasste und zeitnah verfügbare digitale Daten, um den tatsächlich vorhandenen Pflegepersonalbedarf erfassen zu können (3). „Die derzeit erneut aufkommende Debatte um die Aussetzung der Pflegepersonaluntergrenzen (PpUGV) zeigt zudem, wie wenig Wertschätzung der anspruchsvollen Arbeit hoch spezialisierter Pflegender entgegengebracht wird. Eine solche Aussetzung führt unweigerlich zu einer weiteren Steigerung der ohnehin enormen Arbeitsbelastung, was gleichzeitig eine Verschlechterung der Versorgungsqualität mit sich bringen würde. Zudem steigt das Risiko für Komplikationen und schlechte Behandlungsergebnisse“, so Carsten Hermes.

Die schwierigen Arbeitsbedingungen, leeren Versprechungen und die daraus resultierenden, steigenden Belastungen haben bereits Spuren bei den Intensivpflegenden hinterlassen (4). „Die Intensivpflege in Deutschland steht nun an einem Scheideweg. Die hohe Motivation und Freiwilligkeit unter den Intensivpflegenden, wie noch zu Beginn der ersten Welle, wird sich sicher nicht mehr wiederholen. Wenn jetzt keine Maßnahmen zur Stärkung der Pflege getroffen werden, lässt sich die Abwärtsspirale, in der sich die professionelle Pflege derzeit befindet, immer schwerer aufhalten“, so Tobias Ochmann weiter.

Als Folge des Pflegemangels benennen die DGIIN-Experten Abstriche in der Versorgung jedes einzelnen Patienten und jeder Patientin. Dies wiederum verschärfe die moralische Stresssituation für die Pflegenden in einem Teufelskreis erheblich. „Die permanente Missachtung der Forderungen zur Verbesserung der Situation in der Intensivpflege (5,6) seitens der Politik und der Kliniken wird unweigerlich zum flächendeckenden Pflexit führen, der mancherorts bereits bedrohliche und nachhaltige Ausmaße angenommen hat“, betont Ochmann.

„Der Pflegeberuf und die Arbeit auf der Intensivstation ist inhaltlich einer der schönsten Berufe, die man sich vorstellen kann“, merkt Carsten Hermes an. Es seien veränderbare Rahmenbedingungen, die die Belastungen in diesem Beruf mit sich brächten. Die Sektion Pflege der DGIIN kritisiert deshalb auch die fehlende Umsetzung der Selbstverwaltung der Pflege. „Hierdurch hätten die Pflegenden selbst die Möglichkeit, Rahmenbedingungen in der Pflege und Arbeitsbedingungen mitgestalten zu können“, so Hermes.

Die Sektion Pflege der DGIIN fordert einerseits die Kliniken auf, für verlässliche, über das gesetzliche Mindestmaß hinausgehende Personalschlüssel, Dienstpläne und weitere Verbesserungen der Arbeitsbedingungen zu sorgen. Gleichzeitig brauche es die Unterstützung der Bevölkerung, die Ihrem Applaus nun eine solidarische Haltung folgen lassen muss. „Alle Infektionsrisiken müssen maximal minimiert und damit die Belegung der Intensivbetten geschont werden. Dies braucht endlich schnelle Unterstützung und verbindliche Lösungen von Seiten der Politik. Der Pflegeberuf ist ein elementarer Bestandteil der Daseinsfürsorge. Damit das auch in Zukunft so ist, muss die Politik nun endlich wirksame und nachhaltige Verbesserungen für den Berufsstand der Pflege sicherstellen“, sind sich Hermes und Ochmann einig.

Quellen

1 Karagiannidis, C., Kluge, S., Riessen, R., Krakau, M., Bein, T., Janssens, U. [2018]. Auswirkungen des Pflegepersonalmangels auf die intensivmedizinische Versorgungskapazität in Deutschland [Impact of nursing staff shortage on intensive care medicine capacity in Germany]. Med Klin Intensivmed Notfmed, 114, 327–333.

2 https://www.dgiin.de/files/dgiin/aktuelles/2021/20210422_Onlinebefragung-Belastungserleben-Corona-Pandemie.pdf
3 https://www.dbfk.de/de/presse/meldungen/2021/DBfK-zur-Veroeffentlichung-der-Pflegepersonalquotienten.php
4 Begerow A, Michaelis U, Gaidys U. Wahrnehmungen von Pflegenden im Bereich der Intensivpflege während der COVID-19-Pandemie. Pflege. 2020 Aug;33(4):229-236. doi: 10.1024/1012-5302/a000744. PMID: 32811326.

5 Hermes C, Ochmann T. Sektion Pflege zur aktuellen Situation der Intensivpflege in Deutschland : Arbeitsgruppe der Sektion Pflege der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) [Nursing Division on the current intensive care situation in Germany : Working group of the Nursing Division of the German Society of Medical Intensive Care and Emergency Medicine (DGIIN)]. Med Klin Intensivmed Notfmed. 2020 Sep;115(6):495-497. German. doi: 10.1007/s00063-020-00705-z. PMID: 32617611; PMCID: PMC7329998.
6 Karagiannidis, C., Hermes, C., Krakau, M., Löffert, K., Welte, T., Janssens, U. [2019]. Intensivmedizin: Versorgung der Bevölkerung in Gefahr. Dtsch Arztebl, 116[10], A-462 / B-378 / C-374

Quelle: PM Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin, 04.11.2021


Jetzt die Pflege gut auf den Corona -Winter vorbereiten!

Auch angesichts der steigenden Infektionszahlen muss es insbesondere in stationären Pflegeeinrichtungen das Ziel bleiben, den Alltag sicher aufrecht zu erhalten und die Selbstbestimmung und Rechte der Bewohner zu wahren.
Staatssekretär Andreas Westerfellhaus: „Ich höre aus den Einrichtungen, dass die Booster-Impfungen auf einem guten Weg sind und jeden Tag werden weiterhin Zehntausende Erstimpfungen verabreicht. Ich appelliere an alle, vor allem an die Angehörigen der Gesundheitsberufe: nutzen Sie die Impfmöglichkeiten!
Viele Einrichtungen haben richtigerweise zusätzlich auch bereits ihre internen Konzepte aktualisiert und die Teststrategien wieder angepasst. Die regelmäßige Testung von Personal, Bewohnern und Besuchern unabhängig vom Impf- und Genesenenstatus ist eine wichtige Maßnahme, um mögliche Infektionen schnell aufzudecken. Dabei müssen Testungen für die Besucher kostenfrei vor Ort möglich bleiben – auch für ungeim pfte Besucherinnen und Besucher.

Mit Sorge sehe ich jedoch, dass gerade im Bereich der Testungen in den Bundesländern unterschiedliche Regelungen gelten. Das ist für viele nicht nachvollziehbar.

Deshalb plädiere ich erneut dafür, dass sich die Gesundheitsminister der Länder auf eine möglichst einheitliche Vorgehensweise verständigen. Wir müssen jetzt alle Anstrengungen zusammenführen, um die Pflege gut auf den Winter vorzubereiten!“
Informationen zur Arbeit des Bevollmächtigten der Bundesregierung für Pflege finden Sie unter www.pflegebevollmaechtigter.de

Quelle: PM des Bevollmächtigten der Bundesregierung für Pflege, 04.11.21


Sachverständigenausschuss: Profession Pflege nicht beteiligt

Infektionsschutzbekämpfung und Evaluation soll ohne die Pflege stattfinden

Berlin (04. November 2021, Nr. 42/2021) – „Die Bewertung und Evaluation der epidemischen Lage von nationaler Tragweite und die Antwort zu der Frage der Reformbedürftigkeit des Infektionsschutzgesetzes soll wieder einmal ohne die Profession Pflege stattfinden“, kritisiert Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats e.V. (DPR).

„Dabei ist es die Profession Pflege, die maßgeblich zur Bewältigung der Corona-Pandemie beiträgt. In der Sachverständigenkommission findet sich jedoch keine einzige Pflegewissenschaftlerin, kein einziger Pflegewissenschaftler wieder. Das zeigt nach wie vor die Ignoranz gegenüber der Pflege bei einer dringenden Problembewältigung nationalen Ausmaßes, trotz aller anderslautenden Bekundungen seitens der Politik.

Der Deutsche Pflegerat fordert umgehend eine Nachbenennung. Die Pflege ist aufgrund der Interprofessionalität, die in dieser Sachlage gefordert ist, zwingend zu beteiligen.

Die Politik muss im Hinblick auf die Mitbestimmung der Profession Pflege endlich ihren Worten Taten folgen lassen.“

Weitere Infos: Sachverständigenausschuss nach § 5 Absatz 9 Infektionsschutzgesetz

Ansprechpartnerin: Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats

Deutscher Pflegerat e.V. (DPR), Bundesarbeitsgemeinschaft Pflege- und Hebammenwesen, Alt-Moabit 91, 10559 Berlin, Telefon: (0 30) 398 77 303, Telefax: (0 30) 398 77 304, E-Mail: presse@deutscher-pflegerat.de, Internet: www.deutscher-pflegerat.de


Umfrage

Intensivpflegepersonal fehlt in 86 % der Kliniken

03.11.2021 / News – 72 % der Krankenhäuser haben weniger Intensivpflegepersonal zur Verfügung als noch Ende 2020. 86 % der Häuser konnten ihre Intensivkapazitäten aufgrund des Personalmangels in der Pflege nicht vollumfänglich betreiben. Das geht aus einer Blitzumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) hervor. Die Ergebnisse der im Oktober erfolgten Umfrage veröffentlichte die DKG am Mittwoch.

Kündigungen, Arbeitszeitverkürzungen und interne Stellenwechsel

Gründe für den sich verschärfenden Pflegepersonalmangel sind nach DKI-Auswertung vermehrte Kündigungen, Arbeitszeitverkürzungen und interne Stellenwechsel. Die Abwanderungen betreffen in gut einem Drittel der Kliniken bis zu 5 % des Intensivpflegepersonals und in knapp 30 % der Intensivbereiche 5 – 10 % der Pflegefachpersonen.

Derzeit könne mehr als jedes zweite Krankenhaus wegen fehlender Personalausstattung in Pflege oder Medizin Intensivbetten nicht betreiben. In Großkrankenhäusern ab 500 Betten seien sogar 81 % der Befragten mit diesem Problem konfrontiert.

Politik und Krankenhäuser gemeinsam gefordert

Ursache seien die verschärften und andauernden Belastungen aufgrund der Corona-Pandemie. An der Repräsentativbefragung beteiligten sich bundesweit 233 Krankenhäuser ab 50 Betten. DKG-Vorstandsvorsitzender Gerald Gaß mahnte: „Politik und Krankenhäuser müssen gemeinsam alles dafür tun, dass der Pflegeberuf wieder attraktiver wird.“

Das funktioniere nur mit besseren Arbeitsbedingungen und natürlich guten Gehältern, die der hohen Verantwortung und Qualifikation angemessen seien.

Zwar existierten in den meisten Kliniken Konzepte zur (Rück-)Gewinnung von Pflegepersonal und es werde intensiv daran gearbeitet, den Beschäftigten bestmögliche Arbeitsbedingungen zu bieten.

Intensivpflegende lassen sich nicht mit kurzfristig ausgebildeten Pflegefachpersonen ersetzen

Allerdings gab Gaß auch zu bedenken, dass dies Zeit brauche bis eine Wirkung im Arbeitsalltag zu spüren sei: „Intensivpflegefachkräfte sind höchstqualifizierte Beschäftigte mit besonders aufwendiger Ausbildung und besonders hohen Ansprüchen. Sie lassen sich nicht durch kurzfristig ausgebildete Pflegefachkräfte ersetzen.“

Die aktuellen Verschärfungen in der Pflege seien auf pandemiebedingte Belastungen zurückzuführen. Allerdings wäre diese Situation – die sich absehbar noch verschärfen werde – „ohne großen Aufwand vermeidbar“.

„Wir benötigen umgehend eine koordinierte Kampagne für Auffrischungsimpfungen und wirksame Schritte, um die Impfquote spürbar zu steigern. Denn die Belastungen auf den Intensivstationen sind eindeutig durch Ungeimpfte und leider zunehmend durch Impfdurchbrüche bei älteren Patienten verursacht.“

Quelle: https://www.bibliomed-pflege.de/news/intensivpflegepersonal-fehlt-in-86-der-kliniken


„Politik ignoriert Belastung von Intensivkräften“

Intensivmediziner Uwe Janssens kritisiert im Interview den scheidenden Gesundheitsminister Jens Spahn und DKG-Chef Gerald Gaß: Mit der Forderung nach einem Ende der nationalen Notlage würden sie die Situation auf den Intensivstationen verdrängen

Quelle/ Lesen Sie weiter unter: https://www.pflegen-online.de/politik-ignoriert-belastung-von-intensivkraeften?utm_source=pflegebrief_newsletter&utm_medium=newsletter&utm_content=Politik%20ignoriert%20Belastung%20von%20Intensivkr%E4ften&utm_campaign=nl_pfb_21_11_03


COVID-19

Diskussion um Impfpflicht für Pflegepersonal

03.11.2021 / News – Angesichts vermehrter Corona-Ausbrüche in Pflegeheimen in den vergangenen Tagen ist die Diskussion um eine Impfpflicht für Pflegende wieder entfacht. Fachpersonen aus dem Gesundheitssystem und der Gesundheitspolitik debattieren kontrovers über das Thema.

Aufklärung und eigene Verantwortung wichtig

So lehnt der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, nach wie vor eine Impfpflicht ab. Das sei nicht der richtige Weg, betonte er am Mittwoch im Deutschlandfunk. Eine Impfpflicht könne dazu führen, dass eine Verweigerungshaltung entsteht und sich das Personal etwa verstärkt krankschreiben lässt. Wichtig seien vielmehr Aufklärung und der Appell an die eigene Verantwortung.

Westerfellhaus verdeutlichte aber zugleich, dass er „null Toleranz“ dafür hat, wenn sich Angehörige einer solchen Berufsgruppe einer Impfung verweigern und damit die Gesundheit von Schutzbedürftigen riskieren. Damit zögen sie die gesamte Pflegebranche in ein schlechtes Licht.

Zuletzt waren in einem Seniorenheim in Brandenburg nach einem Corona-Ausbruch 12 Bewohner gestorben. Die Impfquote der Mitarbeitenden liegt dort bei ca. 50 %.

Datenlage eindeutig

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordost hat die Ausbrüche in Brandenburg, aber auch ähnliche in Mecklenburg-Vorpommern zum Anlass genommen, Pflegefachpersonen „nachdrücklich“ zur Impfung gegen das Corona-Virus aufzurufen – aus Solidarität, aber v. a. zum Eigenschutz.

Widersprüchliche Meldungen und manche Aussagen aus der Ärzteschaft hätten Pflegende verunsichert. Doch die Datenlage sei eindeutig, betonte DBfK-Nordost-Vorstandsmitglied und Pflegewissenschaftlerin Anja Katharina Peters am Mittwoch:

„Die zugelassenen Impfstoffe gegen COVID-19 sind sicher. Das lässt sich nach Millionen verabreichter Impfdosen mit Gewissheit sagen. Langfristige Nebenwirkungen gibt es bei Impfstoffen nicht: Sie verschwinden aus dem Körper. Zurück bleibt lediglich die Immunantwort, die uns sehr gut vor Ansteckung und vor schweren Verläufen schützt. Eine Infektion mit COVID-19 hingegen hat unkalkulierbare Verläufe und Langzeitwirkungen.“

DBfK-Nordost-Vorstandskollege Markus Lauter ergänzte:

„Jeder und jede von uns mit Impfschutz trägt dazu bei, dass das Gesundheitswesen nicht zusätzlich belastet wird.“

Es seien aber auch Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber in der Pflicht, weiterhin niedrigschwellige Impfangebote vorzuhalten.

Ideen für Impfanreize entwickeln

Den kategorischen Ausschluss einer Impfpflicht, wie die Bundesregierung ihn befürwortet, hält hingegen der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, für den „größten Fehler in der Corona-Politik“. Er sagte am Dienstag in der WirtschaftsWoche: „Wer nicht geimpft ist, kann und sollte nicht in Alten- und Pflegeheimen arbeiten. Das sollte eigentlich vom Berufsbild her bereits eine Selbstverständlichkeit sein, wenn ich mich um schwerstkranke und besonders gefährdete Menschen kümmere.“

Weigeldt forderte Bund und Länder auf, konkrete Ideen für Impfanreize zu entwickeln. Die Rechnung in diesem Herbst und Winter sei relativ einfach: „Entweder man lässt sich impfen – oder man wird an Corona erkranken mit dem Risiko für einen schweren Verlauf.“

Deshalb solle die Politik alles daran setzen, die bisher Ungeimpften doch von einer Impfung zu überzeugen.

Impfpflicht ist politische Entscheidung

Auch der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, befürwortete die Debatte über eine Impfpflicht für Pflegepersonal. Diese sei berechtigt, obwohl er generell gegen eine Impfpflicht sei, sagte er. Zumindest solle nicht-geimpftes Personal keinen Kontakt mehr zu Patientinnen und Patienten haben. Eine Impfpflicht sei aber eine politische Entscheidung.

Der Virologe Alexander Kekulé hat sich am Dienstag im Mitteldeutschen Rundfunk für eine Impfpflicht für Menschen in Pflege- und Heilberufen ausgesprochen. Kekulé sagte, seine Hoffnung, dass es genug freiwillige Impfungen in diesem Bereich gibt, habe sich zerschlagen. Außerdem gebe es inzwischen eine neue Corona-Lage. Der Impfschutz sei unvollständig und verschlechtere sich mit der Zeit. Deshalb müssten Hochrisikopersonen besser geschützt werden.

Virologe für Impfpflicht

Dazu sei eine Impfpflicht für Berufsgruppen nötig, die mit Hochrisikopersonen umgingen. Wer sich dennoch weigere oder nicht geimpft werden könne, solle das begründen müssen. Die Alternative seien dann tägliche PCR-Tests und verpflichtende FFP2-Masken während der Arbeit.

Zusätzlich sollten in diesen Berufsgruppen nach Kekulés Meinung auch Geimpfte regelmäßig auf das Corona-Virus getestet werden.

Was Pflegende wissen sollten, um über die Corona-Impfung transparent aufklären zu können, hat das Bundesministerium für Gesundheit zusammengestellt.

Quelle: https://www.bibliomed-pflege.de/news/diskussion-um-impfpflicht-fuer-pflegepersonal


Innovationsraum Pflege – wo die Pflege den Takt vorgibt

Fünfte Folge des Podcasts „Pflege UKHD“

Neue Ideen in die Praxis umzusetzen oder eingefahrene Abläufe zu verändern, ist im Pflegealltag bei laufendem Stationsbetrieb schwierig – wenn auch von vielen Pflegekräften dringend gewünscht. Die Station Neurologie 6, der „Innovationsraum Pflege“, am Universitätsklinikum Heidelberg wird von Pflegekräften geleitet und wurde eigens eingerichtet um ihnen die Möglichkeit zu geben, neue Ideen für Prozesse und Strukturen auf der Station zu erproben.

Hier ist Robin Krüger, Moderator des Podcasts „Pflege UKHD“, selbst Stationsleitung. In der fünften Episode unterhält er sich mit seiner Kollegin Nina Klotz-Strifler, die bereits bei der Stationsgründung im Herbst 2020 mit dabei war.

Wie sieht die Arbeit im Innovationsraum Pflege in der Praxis aus? Wie könnten moderne Arbeitszeitmodelle im Drei-Schicht-System aussehen? Wie erleben Patientinnen und Patienten den besonderen Geist der Station? Und wie fängt das Team Kolleginnen und Kollegen bei auftretenden Problemen auf? Diesen Fragen gehen Robin Krüger und Nina Klotz-Strifler in ihrem Gespräch nach. Außerdem sprechen die beiden über die Akademisierung und Zukunft der Pflege sowie über einen persönlichen Ausgleich zur Arbeit auf der Station.

Audiobeitrag anhören

Quelle: Newsletter Universitätsklinikum Heidelberg, 04.11.2021


DPR-Präsidentin kritisiert verzerrte Darstellung der Impfbereitschaft von Pflegenden

  1. Nov 2021 | Corona – Die Präsidentin des Deutschen Pflegerats (DPR), Christine Vogler, hat im „heute Journal“ des ZDF kritisiert, wie Pflegende in Bezug auf ihre Impfbereitschaft dargestellt würden.

Derzeit würden die Corona-Ausbrüche in Pflegeeinrichtungen in den Vordergrund gestellt und gesagt, dass sich Pflegende nicht impfen ließen, so Vogler. Es gebe dazu aber keine validen Zahlen, die Darstellung der Impfbereitschaft in der Pflege sei undifferenziert.

Passend dazu: DBfK Nordost richtet Impf-Appell an die Pflege

„In den Heimen und Kliniken arbeiten viele Menschen, nicht nur Pflegefachpersonen“, so Vogler. Man müsse daher genau hinschauen, wie Impfdurchbrüche und Infektionswege zustande kämen. „Die Pflegenden ins Visier zu nehmen und gefühlt nach Schuldigen zu suchen, ist der falsche Weg.“

Vogler forderte mehr Aufklärungsarbeit in Bezug auf die Corona-Impfung, auch zielgerichtet auf die Pflege. „Wir müssen einfach schauen, dass wir die Menschen überzeugen und abholen und nachfragen, wenn die Leute sagen, dass sie Sorge haben, sich impfen zu lassen.“ Auch Arbeitgeber könnten zur Aufklärungsarbeit beitragen.

Prävention statt Zwang

Eine Impfpflicht sei aus Sicht der DPR-Präsidentin der falsche Weg: „Zwang an der Stelle erzeugt viel höhere Widerstände. In einer demokratischen Gesellschaft brauchen wir den Diskurs mit den Menschen, und wir müssen nach wie vor versuchen, präventiv zu arbeiten. Das haben wir noch lange nicht ausgeschöpft.“

Quelle: https://www.altenpflege-online.net/artikel/2021_11/2021_11_04_dpr-praesidentin_kritisiert_verzerrte_darstellung_der_impfbereitschaft_von_pflegenden?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=AHI_AP_NL_20211104


Forderungen an die Koalitionsparteien

„Wir brauchen eine Chief Government Nurse im Kanzleramt“

01.11.2021 / News – Anlässlich der derzeitigen Gespräche in den Arbeitsgruppen zur Ausarbeitung eines Koalitionsvertrags hat die Bundespflegekammer (BPK) ihre Kernforderungen an die Politik wiederholt. BPK-Präsidiumsmitglied Christine Vogler betonte am Montag:

„Die Zeit ist reif, alle Register zu ziehen und ehrliche Perspektiven für den Beruf Pflege zu schaffen. Dazu reicht kein Reförmchen mehr, es muss mittlerweile an allen möglichen Stellschrauben nachgezogen werden.“

Bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege – jetzt

Ihre Kernforderungen zur Sicherung der pflegerischen Versorgung der Bevölkerung habe die BPK auch an die Verhandlungspartnerinnen und -partner der Arbeitsgruppe „Gesundheit und Pflege“ gesendet.

Die Forderungen der BPK lauten:

  1. Wir brauchen bessere Arbeitsbedingungen, das bedeutet mehr Personal und mehr Kompetenzen.
  2. Wir brauchen ein Mitspracherecht auf allen Ebenen, auf denen politische Entscheidungen gefällt werden, wie dem Gemeinsamen Bundesausschuss.
  3. Wir brauchen eine Selbstverwaltung für die Profession, um einen kompetenten und legitimierten Ansprechpartner für die Politik zu haben.
  4. Auch innerhalb der einzelnen Sektoren und Berufe im Gesundheitssystem muss ein Umdenken erfolgen: Die Profession Pflege muss – wie in anderen Ländern der Fall – auf Augenhöhe beispielsweise mit der Ärzteschaft agieren können.
  5. Wir brauchen eine Chief Government Nurse im Kanzleramt oder im Gesundheitsministerium.
Immer mehr Organisationen untermauern die Bedeutung einer grundlegenden Pflegereform

Die Appelle aus der Pflege werden drängender: Das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung hat erst kürzlich einen „Neustart in der Pflege“ gefordert und einen eigenen 4-Stufen-Masterplan für die Pflege vorgelegt. Der Stern erinnerte an die Pflege-Petition, die mehr als 350.000 Menschen befürworten. Und auch Intensivmediziner pochen auf spürbare Verbesserungen für die Pflege.

Quelle: https://www.bibliomed-pflege.de/news/wir-brauchen-eine-chief-government-nurse-im-kanzleramt


Diakonie-Zitat: Anstieg der Corona-Infektionen –

Keine Zeit für Lockerungen

Berlin, den 2. November 2021 – In der Debatte über die steigenden Covid-19-Infektionen erklärt Diakonie- Präsident Ulrich Lilie: „Angesichts der rasant steigenden Infektionen ist dies nicht die Zeit für Öffnungsszenarien. Der vorrangige Maßstab für Politik, Behörden und Gesundheitseinrichtungen muss jetzt der Schutz von Menschenleben sein. Die Instrumente dafür stehen bereit: Verbindliche Tests für Besucherinnen und Besucher, wirksame Impfstoffe und – wo es angebracht ist – auch die Anwendung der 2G-Regel.  In dieser Debatte geht es eben nicht allein um die Freiheit der einzelnen, sondern um unser aller Verantwortung für den Schutz der uns sich anvertrauenden Schutzbefohlenen. Deshalb darf der Fokus jetzt nicht zuerst auf den Abbau von Schutzmaßnahmen gerichtet werden, sondern auf die dringend notwendige Erhöhung der Impfquote, flächendeckende und schnelle Booster-Impfungen für besonders Gefährdete und die Einhaltung der Maskenpflicht und Abstandsregeln. Die bereits geltende Regelung, dass Pflegeeinrichtungen von ihren Mitarbeitenden den Impfstatus abfragen und sie entsprechend einsetzen dürfen, ist nicht nur verhältnismäßig und sinnvoll, sie ist angesichts der zunehmenden Impfdurchbrüche bei Hochaltrigen zwingend erforderlich. Wir müssen jetzt alles in unserer Macht stehende unternehmen, um die wieder hochschnellenden Inzidenzen zu stoppen.“

Weiter Informationen: https://www.diakonie.de/coronavirus-hilfe-und-infos

Quelle: PM Diakonie Deutschland – Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e.V., 02.11.2021