Deutscher Pflegerat unterzeichnet EQUAL CARE Manifest
Manifest fordert faire Verteilung von Sorgearbeit, Einkommen und Vermögen sowie gute Rahmenbedingungen
Der Deutsche Pflegerat e.V. (DPR) hat das „EQUAL CARE Manifest“ unterzeichnet und unterstützt damit dessen Forderungen. Hierzu betont DPR-Präsident Franz Wagner:
„Wir alle sind in unserem Leben auf die fürsorgliche Zuwendung und Versorgung anderer angewiesen. Immer wieder profitieren wir und auch viele Unternehmen von der bezahlten wie auch unbezahlten Care Arbeit unserer Eltern oder anderer Menschen. Bezahlte Pflege- und Fürsorgearbeit wurde 2019 in Deutschland in den medizinischen Berufen, im Rettungsdienst und in der Pflege mit 84,2 Prozent und in der Kinderbetreuung mit 89,6 Prozent von Frauen geleistet. Und dies unter Arbeitsbedingungen und mit Löhnen, die nicht den zu erbringenden hohen Leistungsanforderungen entsprechen.
Das EQUAL CARE Manifest nimmt dies in den Blick und fordert eine faire Verteilung von Sorgearbeit, Einkommen und Vermögen sowie die Setzung und Einhaltung von guten Rahmenbedingungen der Arbeit.
Benötigt wird mehr Anerkennung und Wertschätzung. Die Care-Berufe brauchen eine Neubewertung und eine finanzielle Aufwertung. Bestehende Gesetze und Leitlinien auf Landes- und Bundesebene mit Blick auf die Care-Arbeit müssen konsequenter durchgesetzt werden. Gefordert ist eine gleichberechtigte Arbeitsteilung in Familien und Verantwortungsgemeinschaften durch alternative Erwerbsmodelle. Unternehmen müssen Care-Verantwortung übernehmen. Professionelle Unterstützungsangebote müssen ausgebaut werden. Wir brauchen eine Abkehr vom Primat der informellen Pflege.
Erforderlich sind bessere Arbeitsbedingungen in allen Care-Berufen. Hierzu gehören zum Beispiel eine verlässliche Personalbemessung und mehr Personal, zur Senkung der Arbeitsverdichtung. Care-Arbeit darf nicht unter Ökonomisierungsdruck stehen.
Die Bundesregierung muss sich für die ideelle und finanzielle Anerkennung und eine faire Verteilung von Sorgearbeit stark machen. Care- und Klimakrise sowie die aktuellen Erfahrungen der Coronavirus-Pandemie müssen Anlass sein, das heutige Wirtschaftsmodell gründlich zu überdenken und nachhaltig zu verändern.“
Das „EQUAL CARE Manifest“ liegt der Anlage bei, zur Website kommen Sie hier.
Ansprechpartner: Dr. h.c. Franz Wagner, Präsident des Deutschen Pflegerats
Deutscher Pflegerat e.V. (DPR), Bundesarbeitsgemeinschaft Pflege- und Hebammenwesen, Alt-Moabit 91, 10559 Berlin, Telefon: (0 30) 398 77 303, Telefax: (0 30) 398 77 304, E-Mail: presse@deutscher-pflegerat.de, Internet: www.deutscher-pflegerat.de
Deutscher Pflegerat unterstützt den Aufruf zu „Health Recovery“
Millionen Menschen aus dem Gesundheitssektor fordern von den G 20-Staatsoberhäuptern die Sicherung der Lebensgrundlagen auf diesem Planeten!
350 Gesundheitsorganisationen mit weltweit 40 Millionen Beschäftigten aus dem Gesundheitssektor, darunter Pflegende, Ärztinnen und Ärzte, Therapeutinnen und Therapeuten sowie über 4.500 einzelne Gesundheitsfachpersonen aus 90 Ländern, haben sich am 26. Mai 2020 in einem Offenen Brief an die Staatsoberhäupter der G 20-Staaten gewandt. Sie fordern, dass die massive Wirtschaftsförderung und die enormen Investitionen, die im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie in den kommenden Monaten in Schlüsselsektoren wie Gesundheitswesen, Verkehr, Energie und Landwirtschaft getätigt werden, den Gesundheitsschutz und die Gesundheitsförderung in den Mittelpunkt stellen. Es geht in dem Brief auch um die „planetare Gesundheit“, d.h. um sauberes Wasser, saubere Luft und das Aufhalten des Klimawandels, wovon das Wohlbefinden von Natur und Menschheit abhängen.
Der DPR hat die Initiative mit seiner Unterschrift unterstützt, denn wie es darin in Übereinstimmung mit den eigenen Pressemitteilungen zum Thema heißt, hätten eine rechtzeitige Pandemievorsorge und Investitionen in die Öffentliche Gesundheit sowie Umweltschutz viele Probleme bei der Bewältigung der gegenwärtigen Covid-19-Pandemie verhindern können. Gleichzeitig ist diese Krise eine einmalige Chance, unsere Lebensweise und Wirtschaft neu zu gestalten, denn gesunde Menschen kann es nur auf einem gesunden Planeten geben.
Gemeinsam mit den vielen anderen Unterzeichnenden begrüßt der Deutsche Pflegerat, dass immer mehr Angehörige der Gesundheitsberufe die Zusammenhänge zwischen der Gesundheit der Menschen und des Planeten erkennen und als Teil ihrer beruflichen Verantwortung dafür aktiv werden.
Ansprechpartner: Dr. h.c. Franz Wagner, Präsident des Deutschen Pflegerats
Deutscher Pflegerat e.V. (DPR), Bundesarbeitsgemeinschaft Pflege- und Hebammenwesen, Alt-Moabit 91, 10559 Berlin, Telefon: (0 30) 398 77 303, Telefax: (0 30) 398 77 304, E-Mail: presse@deutscher-pflegerat.de, Internet: www.deutscher-pflegerat.de
Neue psychotherapeutische Telefonberatung für die Pflegeberufe –
Bundesweite kostenfreie Terminvermittlung: www.psych4nurses.de
Berlin, 26. Mai 2020: Für die beruflich Pflegenden gibt es ein neues psychotherapeutisches Beratungsangebot. Während der Corona-Pandemie bieten Psychotherapeut*innen ab heute eine kostenfreie Telefonberatung für alle Pflegeberufe an. Die professionelle Unterstützung ist insbesondere gedacht für Pflegefachpersonen in den Kliniken sowie in Altenpflegeheimen und in der häuslichen Versorgung. Wenn sie sich durch die aktuellen beruflichen Herausforderungen belastet fühlen, können sie über die Internetplattform www.psych4nurses.de kurzfristig und bundesweit 30-minütige Beratungstermine buchen. Dieses Angebot ist ein gemeinsames Hilfsangebot des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe und der Bundespsychotherapeutenkammer. Die Schirmherrschaft haben die Bundespflegekammer und der Deutsche Pflegerat übernommen.
„Beruflich Pflegende sind während der aktuellen Corona-Pandemie vielfach ganz besonderen psychischen Belastungen ausgesetzt“, erläutert Prof. Christel Bienstein, Präsidentin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK). „Obwohl fast überall eine Überlastung vorhandener Ressourcen bisher insgesamt erfolgreich vermieden werden konnte, durchlebten viele beruflich Pflegende in ambulanten Diensten, Heimen und Krankenhäusern Extremsituationen psychischer Belastung – und tun dies nach wie vor. Ich danke unserem Regionalverband DBfK Nordwest für seine Initiative und den Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten für ihr großzügiges Angebot.“
„Mit der neuen bundesweiten Telefonberatung wollen wir beruflich Pflegende während der Coronakrise kurzfristig und professionell unterstützen, erklärt Dr. Dietrich Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer. „Die Beratung, die die Psychotherapeut*innen anbieten, ist ehrenamtlich.“ „Es zeugt von einem großen Engagement der beteiligten Berufsgruppen, wie sie sich gegenseitig in Krisenzeiten unterstützen“, betont Franz Wagner, Präsident des Deutschen Pflegerats und Sprecher der Bundespflegekammer.
Ihr Ansprechpartner: Stefan Schwark, DBfK Nordwest, Telefon: 0511. 696 844 – 0, E-Mail: nordwest@dbfk.de
Ihr Ansprechpartner: Kay Funke-Kaiser, Bundespsychotherapeutenkammer, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Telefon: 030. 278 785 – 21, E-Mail: presse@bptk.de
Intensivpflege als tragende Säule bei der Pandemie-Bewältigung
Arbeitsbedingungen in der Intensivpflege prekärer denn je – DGIIN veröffentlicht Stellungnahme
Berlin, Mai 2020 – Durch die aktuelle Corona-Pandemie erhält die Intensivpflege mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung als systemrelevante Berufsgruppe. Die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin e.V. (DGIIN) weist darauf hin, dass Applaus allein jedoch nicht ausreicht. „Die Situation ist teils grenzwertig und wir brauchen langfristige Verbesserungen der Rahmenbedingungen in der Intensivpflege“, betont Carsten Hermes, Sprecher der Sektion Pflege der DGIIN. Die Sektion Pflege der DGIIN hat jetzt eine aktuelle Stellungnahme zur Situation der Intensivpflege in Deutschland veröffentlicht.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat das Jahr 2020 zum Internationalen Jahr der Pflegenden ausgerufen. Da schwer erkrankte COVID-19-Patienten mitunter eine intensivmedizinische Behandlung benötigen, sind Intensivpflegende in dieser Krise besonders gefordert. Vor diesem Hintergrund hat die Sektion Pflege der DGIIN eine aktuelle Stellungnahme zur Situation der Intensivpflege in Deutschland veröffentlicht. „Durch den schnellen Aufbau an Bettenkapazitäten konnten die betroffenen Patienten in Deutschland die jeweils notwendige intensivmedizinische Versorgung erhalten. Dennoch führt dies auch zu einer weiteren Verschärfung der Arbeitsbedingungen, die schon vor der Pandemie teils an der Grenze des Zumutbaren waren“, erläutert Carsten Hermes die Hintergründe des Papiers.
Als zentrale Herausforderungen nennen die Autoren der Stellungnahme die mangelnde Schutzausrüstung, den Einsatz von Personal in fremden Arbeitsbereichen ohne ausreichende Einarbeitungszeit und die unzureichende personelle Ausstattung an Kliniken. „Diese Problematiken bestehen auch nach zwei Monaten der Krise weiterhin. Das ist nicht akzeptabel“, sagt Hermes, der selbst Fachkrankenpfleger für Anästhesie und Intensivpflege sowie Betriebswirt im Sozial- und Gesundheitswesen ist. „Wir begrüßen die Idee der Vorhaltung von Intensivbetten. Allerdings müssen Pflegefachpersonen und notwendiges Aushilfspersonal ebenfalls in Bereitschaft vorhanden sein, denn nur so ist eine adäquate und qualitativ hochwertige Versorgung der Betroffenen im Ernstfall gewährleistet“, so der Sektionssprecher weiter. Die Fachgesellschaft betont in der Stellungnahme, dass die Vorhaltung von Betten auch eine Vorhaltung von ausreichend Personal bedeuten müsse. „Wichtig ist, für die nächste Krise vorzusorgen und Pflegepersonal, das nicht speziell für die Intensivpflege ausgebildet ist, entsprechend für Szenarien wie Pandemien zu schulen“, so Hermes. Dafür seien praktische Workshops, Praxis- oder Gruppenanleitungen sowie Einarbeitungen auf Station im Normalbetrieb außerhalb von Krisenzeiten notwendig. So könne dieses Personal im Normalbetrieb jeweils ihren definierten Tätigkeiten nachgehen und dennoch bei Notfällen ad hoc rekrutiert werden.
In dem Papier macht die Sektion auch Vorschläge, wie der Kontakt zu Angehörigen von COVID-19-Patienten erleichtert werden kann. „Das Pflegepersonal spielt bei der Kommunikation mit dem familiären Umfeld der Patienten eine entscheidende Rolle. Fehlender Kontakt zu Bezugspersonen aus dem persönlichen Umfeld kann zu Angst, Delir, Depressionen und posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) führen, erschwert die Kommunikation und wirkt sich negativ auf die Findung individueller Therapieziele aus“, erläutert Hermes. Die Sektion fordert daher, dass Kliniken in Vorbereitung auf vergleichbare Szenarien rechtzeitig überlegen, wie die Angehörigen stärker einbezogen werden können. „Es sollte dringend flächendeckend Technik für kostenlose Videotelefonie und dazugehörende WLAN-Kapazitäten verfügbar sein. Angehörigen-Hotlines können ebenfalls einen positiven Beitrag leisten. Die seelsorgerische Betreuung der Patientinnen und Patienten sowie der Mitarbeitenden muss auch in Zeiten einer Pandemie gewährleistet sein“, so die Expertengruppe der Sektion.
Aufgrund der Corona-Pandemie hat das Bundesministerium für Gesundheit die in der Intensivmedizin geltenden Pflegepersonaluntergrenzen vorübergehend ausgesetzt. „Für uns ist dieser Schritt unverständlich. Die Arbeitsbedingungen in der Pflege haben in den letzten Jahren zu einer Jobflucht und damit zu Personalmangel geführt. Daher ist es wichtig, Mindeststandards auch in der Krise aufrecht zu erhalten. Die Untergrenzen wurden in der Praxis schon häufig zu Obergrenzen, wenn nur das zwingend notwendige Personal eingesetzt wird – das ist eine alarmierende Entwicklung“, so Hermes. Nach Ansicht des Pflegeexperten muss dringend eine Personalbemessung erfolgen, die den reellen Pflegeaufwand abdecke. „Dabei dürfen nicht nur belegte Betten berücksichtigt werden, sondern alle, auch die vorgehaltenen Betten müssen in die Berechnung einfließen“, so Hermes. Tobias Ochmann, ebenfalls Fachkrankenpfleger und stellvertretender Sprecher der Sektion Pflege, ergänzt: „Wichtig ist, dass genügend Zeit für die Patientenversorgung am Bett, für die Praxisanleitung und die Unterstützung von Führungspersonen eingeplant und entsprechend finanziert wird.“
„Gerade in der Intensivmedizin, die häufig schwer und schwerstkranke Menschen behandelt, kommt der besonders aufwändigen Intensivpflege eine entscheidende Bedeutung für den Therapieerfolg zu. Um auch zukünftig ein hohes Qualitätsniveau der intensivmedizinischen Behandlung gewährleisten zu können, ist es unerlässlich, dass sich die Rahmenbedingungen für die Pflegenden verbessern“, unterstreicht Professor Dr. med. Stefan John, Präsident der DGIIN und Leiter der Internistischen Intensivmedizin am Klinikum Nürnberg Süd.
Mit Blick auf die Rückkehr in einen Regelbetrieb nach der Corona-Pandemie betonen die Experten der DGIIN, dass Pflegefachpersonen in allen Bereichen der Entscheidungsfindung aktiv und sichtbar eingebunden werden müssen. Dazu zählt die Beteiligung bei der Entwicklung von Pandemieplänen, Leitlinien, Einsatzplänen und Präventionsmaßnahmen ebenso wie die Beteiligung im Bereich Public Health, sind sich John, Hermes und Ochmann einig.
Die vollständige Stellungnahme finden Sie hier.
Pflegewissenschaftliche Expertise für das „Kompetenznetz Public Health COVID-19“ gesucht
Die Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft hat sich dem „Kompetenznetz Public Health COVID-19“ angeschlossen. Expertinnen und Experten zahlreicher Disziplinen und wissenschaftlicher Fachgesellschaften arbeiten darin zusammen, um wissenschaftliche Expertise für die aktuelle Diskussion und Entscheidungsfindung zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie zur Verfügung zu stellen. Dazu entstehen Policy Briefs, Fact Sheets, Hintergrundpapiere und andere Veröffentlichungen, die auf der Seite des Kompetenznetzes abrufbar sind.
Sowohl die pflegerische Versorgung an sich als auch die Gesundheit von Pflegefachpersonen, Beschäftigten im Pflegebereich und pflegenden Angehörigen unter den Bedingungen der Pandemie gehören zu den Themen, die an verschiedenen Stellen innerhalb des Kompetenznetzes eine Rolle spielen. Um entsprechende Fragestellungen vertieft zu bearbeiten, hat sich außerdem eine Arbeitsgruppe „Pflege, Gesundheit, Altern“ innerhalb des Kompetenznetzes gegründet. Sie wird koordiniert von Prof. Dr. Annett Horn und Prof. Dr. Thomas Fischer. Die bisher gewählten Themenschwerpunkte der AG finden sich ebenfalls auf der Internetseite des Kompetenznetzes.
Für diese AG sowie für das Kompetenznetz insgesamt wird dringend weitere Unterstützung durch pflegewissenschaftliche Expert_innen gesucht, um die Vielfalt der pflegebezogenen Themen kompetent abdecken zu können. Gerade um auf den weiteren Verlauf der Pandemie vorbereitet zu sein, ist es erforderlich, die pflegerische und pflegewissenschaftliche Expertise gut zu vertreten.
Interessierte sind daher eingeladen, mit Frau Prof. Dr. Horn (annett.horn@fh-bielefeld.de] oder Prof. Dr. Fischer (thomas.fischer@ehs-dresden.de) Kontakt aufzunehmen.
Quelle: DGP-Newsletter Mai 2020, 26.05.2020
Der Sommer kommt (bald): Pflegebedürftige Menschen vor Hitze schützen
Der Sommer 2020 steht vor der Tür – und wird wieder einige heiße Tage und Nächte mit sich bringen. Auch wenn die Temperaturen derzeit von Hitze weit entfernt sind: Die letzten Jahre haben gezeigt, dass es in der Pflege von Bedeutung ist, vorbereitet zu sein. Denn gerade für ältere und pflegebedürftige Menschen können hohe Temperaturen anstrengend und gefährlich sein.
Dies gilt nicht nur bei längeren Hitzeperioden. Wenn sich der Organismus noch nicht auf warme Temperaturen eingestellt hat, können auch die ersten hohen Temperaturen im Mai und im Juni ein Gesundheitsrisiko darstellen. Entsprechend wichtig sind in den kommenden Wochen Maßnahmen, um pflegebedürftige Menschen vor Hitzefolgen zu schützen.
Pflege zu Hause
Bei Hitze besonders gefährdet sind pflegebedürftige Menschen, die allein wohnen, nicht umfassend oder fachlich angemessen versorgt werden. Darum ist es sehr wichtig, dass Angehörige, Nachbarn oder Bekannte mit einem Bewusstsein für die besondere Situation unterstützen. Das ZQP hat dafür wichtige Präventions-Tipps gegen Belastungen an heißen Tagen zusammengestellt
Stationäre Pflegeeinrichtungen
Hitzeperioden stellen stationäre Einrichtungen beim Schutz der Bewohner vor gesundheitlichen Problemen vor Herausforderungen. Das betrifft die direkte Pflege, aber zum Beispiel auch die Hauswirtschaft und die Gebäudetechnik. Handlungsempfehlungen zur Vorbereitung und zum Vorgehen in stationären Einrichtungen bei außergewöhnlichen Hitzeperioden stellt unter anderem die Hessische Betreuungs- und Pflegeaufsicht zur Verfügung. Einen Maßnahmenplan zu hitzeassoziierten Gesundheitsproblemen in der stationären Pflege hat das Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin des Klinikums der Universität München entwickelt. Das ZQP hat das Projekt als Kooperationspartner unterstützt. Die Veröffentlichung ist für Juni 2020 geplant. Informationen dazu finden Sie hier.
Hitze und COVID-19-Pandemie
Insbesondere für Menschen zum Beispiel mit Lungen- oder Nierenerkrankungen kann Hitze gesundheitlich zusätzlich problematisch sein. Daher sollte gerade nach einer Corona-Erkrankung auf die Prävention von Hitzeproblemen geachtet werden.
Neben der Vorbeugung von gesundheitlichen Hitzefolgen gilt es selbstverständlich weiterhin, die Schutzregeln für COVID-19 einzuhalten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat dazu in verschiedenen Sprachen ein Informationsblatt mit gesundheitlichen Empfehlungen zu Hitze während der COVID-19-Pandemie herausgegeben.
Quelle: ZQP Newsletter, 28.05.2020
Berufsstolz und Berufshaltung
Pflege Professionell, die Open Source Zeitschrift für den Pflegebereich, hat ein sehr interessantes und lesenswertes Heft zum Thema Berufsstolz und Berufshaltung herausgebracht. Die Artikel sind zu lesen, unter:
http://www.pflege-fortbildung.at/datei/ausgabe29062020.pdf
Längere Freistellung für pflegende Angehörige möglich
Etwa 2,5 Millionen Berufstätige pflegen Angehörige zu Hause. Durch die Corona-Krise sind sie zusätzlich belastet. Damit sie Pflege und Beruf besser vereinbaren können, hat die Bundesregierung eine Akuthilfe beschlossen. Pflegezeit und Familienpflegezeit können flexibler gestaltet werden. Angehörige können mehr Tage bezahlt zu Hause bleiben.
Weitere Informationen: https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/alle-meldungen/akuthilfe-fuer-pflegende-angehoerige-beschlossen/155552
Quelle: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Gesetzliche Neuregelungen im Juni 2020, 29.05.2020
GesundheitswesenInfektionsketten schneller erkennen
Mehr Tests und erweiterte Meldepflichten, um Infektionsketten schneller zu erkennen und zu durchbrechen: Das sind zentrale Ziele des Zweiten Gesetzes zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite. Darüber hinaus gibt es für Beschäftigte in der Altenpflege einmalig eine steuer- und abgabenfreie „Corona-Prämie“. Der öffentliche Gesundheitsdienst wird gestärkt.
Weitere Informationen: https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/corona-gesundheitsschutz-1749338
Quelle: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Gesetzliche Neuregelungen im Juni 2020, 29.05.2020
Pflichteinsätze für Pflegende
Kammer in Niedersachsen gegen Zwangsrekrutierung
27.05.2020 / News – Die Pflegekammer in Niedersachsen hat Pläne von SPD und CDU im Land für eine Zwangsrekrutierung von Pflegenden zur Pandemie-Bekämpfung scharf kritisiert.
Hintergrund ist ein Gesetzesentwurf, den die Fraktionen in den Landtag eingebracht haben. Danach sollen künftig u. a. Pflegende, Ärztinnen und Ärzte in Fällen einer Epidemie zum Dienst in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen behördlich verpflichtet werden können.
„Ein Pflichteinsatz für Pflegende ist der falsche Weg und ein massiver Eingriff in die Persönlichkeitsrechte. Wem nutzt es, wenn Pflegefachpersonen gegen ihren Willen verpflichtet werden und deshalb unmotiviert im Einsatz sind? Das geht zulasten aller Beschäftigten, die im Krisenfall mit viel Herzblut pflegen“, sagte Kammerpräsidentin Nadya Klarmann vor wenigen Tagen.
In den vergangenen Monaten hätten Pflegende eine hohe Bereitschaft gezeigt, an der Eindämmung der Krankheit mitzuwirken. Viele Pflegende setzten sich während der Corona-Pandemie in außerordentlichem Maße für das Gemeinwohl und die Gesundheit ihrer Mitmenschen ein. Die Strukturen müssten so verändert werden, dass weniger Pflegefachpersonen aus dem Beruf frustriert ausstiegen. „Die Aussicht auf Dienstverpflichtung ist hier mehr als abschreckend“, so Klarmann.
Freiwilligenregister aufbauen
Ein Pflichteinsatz untergrabe die Selbstbestimmung der professionellen Pflege. Zielführender sei es, freiwillige und positive Anreize zu setzen, damit sich Pflegefachpersonen in Krisenzeiten zusätzlich engagierten.
Klarmann schlägt z. B. vor, Freiwilligenregister aufzubauen. Freiwillige mit Pflegeerfahrung oder medizinischen Vorkenntnissen könnten sich melden, um im Krisenfall in Klinken und Pflegeeinrichtungen auszuhelfen – ähnlich wie es jetzt während der Corona-Pandemie seitens der Kammer angelaufen ist.
Auch der Marburger Bund Niedersachsen (MB) äußerte sich kritisch zu den Plänen der beiden Landtagsfraktionen.
Ärzteschaft zweifelt Verfassungskonformität an
„In den vergangenen Wochen haben wir bei den Beschäftigten im Gesundheitswesen in Niedersachsen eine überwältigende Bereitschaft erfahren, sich im Rahmen der Bekämpfung der Corona-Pandemie zu engagieren“, sagte der erste Vorsitzende des MB Niedersachsen, Hans Martin Wollenberg.
Es entspreche ärztlichem Denken und Handeln, in Notlagen zu helfen. Dies gelte auch und gerade für Pandemien. Eine drohende Zwangsrekrutierung wäre ein „absolut falsches Signal“ und könne demotivierend wirken, sagte er.
Zudem zweifelt der MB, ob die Regelung verfassungskonform ist. Die Verpflichtung stelle einen erheblichen Eingriff in Grund- und Persönlichkeitsrechte von Beschäftigten im Gesundheitswesen dar.
In Nordrhein-Westfalen hat der Landtag vor Kurzem ebenfalls ein Gesetzespaket zur Bekämpfung von Pandemiefolgen verabschiedet. Aufgrund massiver Proteste ist eine im Entwurf vorgesehene ähnliche Verpflichtungsregelung allerdings kurz vor Verabschiedung gestrichen worden.
Quelle: https://www.bibliomed-pflege.de/news/kammer-in-niedersachsen-gegen-zwangsrekrutierung
