ADS-Wocheninformation, 12.04.2021

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Personalbemessung jetzt regeln!

Deutscher Pflegerat fordert PPR 2.0 und einen gesetzlichen Auftrag für die Entwicklung eines neuen Verfahrens

Berlin (12. April 2021, Nr. 13/2021) – „Nach einem Jahr Pandemie sind alle erschöpft. Jede und jeder sehnt ein Ende herbei, doch die Lage entwickelt sich gerade in die andere Richtung. Wir brauchen umgehend einen harten Lockdown nach klaren Regeln. Gelingt das nicht, werden wir demnächst nicht mehr für alle an COVID-19 Erkrankten Intensivbetten haben,“ mahnt Franz Wagner, Präsident des Deutschen Pflegerats e.V. (DPR).

„Die Pflegenden in den Kliniken – und nicht nur dort – sind erschöpft. Sie erleben hautnah, wie an COVID-19 schwer zu erkranken und zu sterben aussieht. Das ist eine ungeheure Belastung und das verlangt, dass Alle zur Entlastung der Lage beitragen. Deshalb appelliere ich an alle Menschen in Deutschland, die AHA-L-Regeln einzuhalten. Reduzieren Sie Ihre Kontakte, halten Sie Abstand, tragen Sie eine Maske. Sie retten damit Leben – möglicherweise Ihr eigenes!

Die Politik muss jetzt aber auch für die Zeit nach der Pandemie vorsorgen. Mit großer Sorge beobachten wir die Auswirkungen auf die Gesundheit der Pflegenden. Die Berichte, wonach viele daran denken, den Beruf nach der Pandemie zu verlassen, mehren sich. Hier gilt es gegenzusteuern. Deshalb muss jetzt in allen Sektoren in Personalbemessungsverfahren investiert werden, die nachhaltig wirken und mit deren Hilfe die chronische Unterbesetzung beendet wird. Nur wenn es eine glaubhafte Perspektive auf eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen gibt, werden wir Pflegende im Beruf halten und Menschen für den Beruf (zurück)gewinnen können.

Die Instrumente des Bundesgesundheitsministers für das Krankenhaus sind unzureichend. Sie bieten keine Perspektive für die Zeit nach der Bundestagswahl. Deshalb unterstreicht der Deutsche Pflegerat gemeinsam mit den Entwicklungspartnern ver.di und der Deutschen Krankenhausgesellschaft die Forderung, jetzt die PPR 2.0 einzuführen. Zusätzlich ist der gesetzliche Auftrag für ein neues Personalbemessungsverfahren auf den Weg zu bringen. Für beides liegt ein umsetzbarer Vorschlag auf dem Tisch.“

Ansprechpartner: Dr. h.c. Franz Wagner, Präsident des Deutschen Pflegerats

Deutscher Pflegerat e.V. (DPR), Bundesarbeitsgemeinschaft Pflege- und Hebammenwesen, Alt-Moabit 91, 10559 Berlin, Telefon: (0 30) 398 77 303, Telefax: (0 30) 398 77 304, E-Mail: presse@deutscher-pflegerat.de, Internet: www.deutscher-pflegerat.de


ZQP diskurs: Prävention und Sicherheit als zentrale Pflegethemen wahrnehmen

Die neue Ausgabe des kostenlosen Magazins bietet fundierte Einblicke in aktuelle Fragen rund um Prävention und Sicherheitskultur im Kontext Pflege. Dabei verdeutlicht das Heft, wie relevant diese Themen für eine gute Versorgung pflegebedürftiger Menschen sowie die Unterstützung pflegender Angehöriger sind. Nicht zuletzt eröffnet das Stiftungsmagazin Zugang zu über 50 kostenlos zugänglichen Wissensangeboten und Praxisinstrumenten für Pflege- und andere Gesundheitsberufe.

Berlin, 12. April 2021. Das Titelthema der neuen Ausgabe des Magazins ZQP diskurs „Das Virus und die Pflege“ rückt in den Mittelpunkt, welche Herausforderungen die Corona-Pandemie insbesondere für eine gute Pflege älterer Menschen in Deutschland mit sich bringt ­ auch um für vergleichbare zukünftige Katstrophenlagen besser vorbereitet sein zu können. Zu dem Schwerpunkt gehört eine Auswertung der im Frühjahr 2020 vom ZQP initiierten Aktion „Krisenerfahrungen teilen“. Hier konnten Pflegende anonym berichten, was sie in der Pandemie erlebt haben. Zudem beleuchten zwei bundesweite Befragungen der Stiftung mit insgesamt rund 3.000 Interviewpartnern die Situation pflegender und pflegebedürftiger Menschen im Jahr 2020. In der Studie „Pflegende Angehörige in der COVID-19-Krise“ zeigte sich u. a., dass psychosoziale Belastungen pflegender Angehöriger teilweise deutlich zunahmen. Nicht wenige Befragte befürchteten, die Pflege unter Pandemie-Bedingungen nicht mehr zu schaffen, auch weil zentrale Unterstützungsangebote im Umfeld weggefallen waren. Belastende Konflikte in der Pflegebeziehung, Wut und Ärger wuchsen. Besonders schwierig zeigte sich die Situation für Angehörige von Menschen mit Demenz und für solche, die erwerbstätig waren. Die Studie „Die SARS-CoV-2-Pandemie in der professionellen Pflege“ bestätigte u. a., dass in stationären Einrichtungen und ambulanten Diensten Arbeitsumfang und Belastung der Mitarbeitenden deutlich zugenommen hatten. Viele Befragte aus Pflegeheimen berichteten, dass nicht nur die Versorgungsunterstützung durch Externe oft spürbar zurückgegangen war, sondern auch, dass Gesundheit oder Lebensfreude bei vielen Bewohnern durch die Kontaktbeschränkungen gelitten hatten.

Weitere Beiträge jenseits der Corona-Perspektive vertiefen das Themenfeld Prävention und Sicherheit im Kontext Pflege zusätzlich. So werden zum einen zentrale Begriffe für das Gesundheitswesen wie „Verhaltens- und Verhältnisprävention“ oder „Prävention in Pflegesettings“ verständlich erklärt. Zum anderen wird eine Einführung zum aktuellen Wissensstand rund um die Sicherheitskultur in der ambulanten Pflege und ein Überblick zu den diesbezüglich zentralen Arbeitsergebnissen des ZQP geboten. Eine Reportage veranschaulicht überdies was geriatrische Frührehabilitation ist, warum sie so wichtig sein kann, um Pflegebedürftigkeit vorzubeugen und welche Hürden in der Versorgungsrealität zu nehmen sind.

Ein Spezialaspekt von Prävention in der Pflege ist Gewaltprävention. In diesem Zusammenhang werden im Magazin unter anderem Ergebnisse des Kooperationsprojekts RAIL von der Deutschen Hochschule der Polizei und dem ZQP vorgestellt. Dazu gehört das unentgeltlich verfügbare Arbeitsmaterial zur Prävention von Gewalt zwischen Bewohnern von Pflegeeinrichtungen, das etwa für die Ausbildung in Pflegeschulen oder für Fortbildungen in Einrichtungen genutzt werden kann.

Weiteres Thema ist die jüngst gestartete Nationale Demenzstrategie in Deutschland. Diese hat zum Ziel, das Leben von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen bis Ende 2026 mit 162 Maßnahmen in 27 Zielbereichen zu verbessern. Außerdem werden die neuen ZQP-Informationsmaterialien für pflegende Angehörige in türkischer Sprache vorgestellt.

Nicht zuletzt bietet das Heft eine Gesamtübersicht zu sämtlichen kostenlosen Serviceangeboten der Stiftung für Gesundheitsakteure aus Praxis, Forschung und politischem Umfeld.

Erhältlich ist das 52-seitige Magazin auf der ZQP-Internetseite: www.zqp.de/bestellen. Die Printversion kann dort kostenlos bestellt werden. Das PDF-Dokument steht zum Download bereit.

Quelle: PM ZQP, 12.04.2021


Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft e. V. (DGP) zur Schließung der Pflegewissenschaftlichen Fakultät der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV)

Die Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft (DGP) ist entsetzt über die Pläne der Provinzleitung der Pallottiner zur Schließung der Pflegewissenschaftlichen Fakultät der PTHV. Diese hierzulande erste und bis dato einzige pflegewissenschaftliche Fakultät ist seit geraumer Zeit einer der wichtigen Pfeiler universitärer pflegewissenschaftlicher Ausbildung in Deutschland. Neben dem Bachelor Pflegeexpertise und den Masterstudiengängen Pflegewissenschaft und Community Health Nursing, bietet die Fakultät den für die Zukunft der pflegerischen Ausbildung wichtigen Studiengang Lehramt Pflege an Berufsbildenden Schulen sowie eines der wenigen pflegebezogenen Promotionsprogramme an. Der sofortige Aufnahmestopp für die akademische Ausbildung von Pflegeexpert*innen mit unterschiedlichen Schwerpunkten (von der akademisch fundierten pflegerischen Praxis über die Ausbildung bis zur Forschung), ist ein schwerer Schlag für den allenthalben geforderten Aufbau der Akademisierung in der Pflegepraxis, z.B. im Bereich der Gemeinde-nahen Versorgung. Die Schließung des Promotionsprogramms verstärkt zusätzlich den Mangel an potentiellen Kandidat*innen für die in Zukunft dringend benötigten Forscher*innen und Professuren im Bereich der Pflege. Auch geht mit der Schließung der Fakultät einer der wenigen Standorte universitärer Pflegeforschung verloren. In Konkurrenz zu anderen Disziplinen wie Medizin, Psychologie oder Sozialwissenschaften, fehlen in Zukunft gewichtige potentielle Antragsteller*innen um bei Ausschreibungen zu pflegefachlichen Themen mitbieten zu können.
In Zusammenschau mit der prekären Situation der primärqualifizierenden Pflegestudiengänge an den deutschen Hochschulen, auf die die DGP kürzlich zusammen mit dem Deutschen Pflegerat in einem gemeinsamen Positionspapier hingewiesen hat (https://dg-pflegewissenschaft.de/aktuelles/gemeinsames-statement-dgp-und-dpr-zur-situation-der-primaerqualifizierenden-pflegestudiengaenge-an-den-deutschen-hochschulen), geht die Entwicklung der akademischen Strukturen in der Pflege in die falsche Richtung.
Eine der Begründungen zur Schließung lautet Pflegewissenschaft habe „keine Zukunft“ (https://www.pallottiner.org/gemeinschaft/neuigkeiten). Die Akademisierung der Pflege habe sich, anders als im internationalen Kontext, in Deutschland nicht etabliert und mit Pflegestudiengängen können keine Gebühren erzielt werden. Grundsätzlich muss die Frage erlaubt sein, ob die akademische Ausbildung von Pflegenden in erster Linie Gebühren generieren soll oder ob sie nicht vielmehr eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Die Schließung der Pflegewissenschaftlichen Fakultät erfolgt zu einer Zeit, in der Pflegewissenschaft und akademisch fundierte pflegerische Versorgung so notwendig sind wie nie. So waren Pflegewissenschaftler*innen der PTHV federführend bei der Entwicklung von Leitlinien zur Sicherstellung von sozialer Teilhabe und Partizipation in stationären und ambulanten Versorgungsarrangements in Zeiten der COVID-19 Pandemie beteiligt. Zukunftsfähigkeit kann auch dem Masterstudiengang Community Health Nursing an der PTHV bescheinigt werden, der erst kürzlich mithilfe einer finanziellen Förderung durch die Robert Bosch Stiftung und der Agnes Karll Gesellschaft etabliert wurde.
Auch für den Nachwuchs der Pflegewissenschaft ist diese Schließung ein dramatisches Zeichen. Mit der Stilllegung der Pflegewissenschaftlichen Fakultät der PTHV wird ein wichtiger Standort für die akademische Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses eliminiert, dies bedeutet eine weitere Verzögerung der deutschlandweiten akademischen Qualifizierung, die letztendlich auch der Qualität der pflegerischen Versorgung zugutekommen kann. Durch den Wegfall des einzigartigen Promotionsangebotes (Dr. rer. cur.) wird die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuches nachhaltig gebremst. Eine wirkliche Weiterentwicklung in der Pflege kann aber nur erfolgen, wenn Ressourcen zur Verfügung stehen und diese Entwicklung auch gesamtgesellschaftlich gewollt und unterstützt wird.
Für die im internationalen Vergleich deutlich verzögerte Etablierung akademischer Strukturen in Pflegepraxis, -lehre und -forschung muss gelten, die hochschulische Aus- und Weiterbildung zu stabilisieren und auszubauen. Die Entscheidung der Pallottiner geht leider in die entgegengesetzte Richtung. Wir fordern daher die Beteiligten auf die Entscheidung zu überdenken. Auch die Politik ist aufgefordert auf eine Revidierung dieser Entscheidung hinzuwirken. 

Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V. (DGP)
Prof. Dr. Inge Eberl, Vorstandsvorsitzende
Prof. Dr. Sascha Köpke, stellv. Vorstandsvorsitzender
Prof. Dr. Christa Büker, Vorstandsmitglied
Dr. Bernhard Holle, Vorstandsmitglied
Prof. Dr. Annegret Horbach, Vorstandsmitglied

Sektion Nachwuchs Pflegewissenschaft der DGP
Sprecherinnen:  Kathrin Müller, Franziska Jagoda

>>> Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft e. V. (DGP) zur Schließung der Pflegewissenschaftlichen Fakultät der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV)

Quelle: PM DGP, 09.04.2021


Rückschlag für Entwicklung der Pflegeberufe

PTH Vallendar will Fakultät Pflegewissenschaft schließen

Am 31.03.2021 teilte die Provinzverwaltung der Gemeinschaft der Pallottiner als Träger der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV) in einer Pressemitteilung mit, dass die Pflegewissenschaftliche Fakultät aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen werden soll. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) sieht darin einen Rückschritt für die Entwicklung der Pflege in Deutschland.

Berlin, 07. April 2021„Das ist ein herber Schlag für die weitere Entwicklung der Pflegewissenschaft in ganz Deutschland“, bedauert DBfK-Präsidentin Christel Bienstein diesen Schritt. „Das Aus für die Fakultät wird sich negativ auf die Hochschullandschaft der Pflege auswirken. Im internationalen Vergleich ist Deutschland jetzt schon beim Grad der Akademisierung der Pflege ein Entwicklungsland, deshalb braucht es in Zukunft mehr und nicht weniger Angebote für Pflegewissenschaft“, so Bienstein.

Die Pflegewissenschaftliche Fakultät an der PTHV ist die einzige an einer deutschen Universität und hat 2006 ihren Lehrbetrieb aufgenommen. Zurzeit gibt es insgesamt rund 300 Studierende in fünf Studienprogrammen. Sie ist auch ein Hotspot für pflegewissenschaftliche Promotionen mit aktuell mehr als 70 Promovierenden. Etwa 100 Studierende sind im Lehramt Pflege eingeschrieben, das in Kooperation mit der Universität Koblenz angeboten wird. Rund zehn weiteren Promotionswilligen hat man am Tag vor Beginn des Semesters buchstäblich die Tür vor der Nase zugeschlagen. Dies ist von besonderer Bedeutung, da heute schon viele Professuren an Hochschulen im deutschsprachigen Raum nicht besetzt werden können.

„Den Beschluss, die Fakultät zu schließen, so kurz vor Karfreitag zu verkünden, hat eine eigene Symbolik“, so Bienstein. Der DBfK fordert den Träger der Hochschule auf, seinen Beschluss zu überdenken. Die neue Landesregierung in Rheinland-Pfalz, aber auch die Bundesministerien für Bildung und Forschung und für Gesundheit sind aufgerufen, Fördermöglichkeiten zum Erhalt der einzigartigen Fakultät zu prüfen. Wichtig ist dem DBfK, dass den derzeit Studierenden zugesichert wird, ihr Studium abschließen zu können. In der Regelstudienzeit sei dies für Pflegefachpersonen kaum möglich, da die meisten zusätzlich zum Studium in der Praxis arbeiten.

„Es ist erklärtes Ziel der Konzertierten Aktion Pflege, die hochschulische Ausbildung zu fördern und pflegewissenschaftliche Erkenntnisse nutzbar zu machen“, ergänzt Bienstein. „Gerade die Pandemie hat gezeigt, wie sehr wir auf qualifizierte Pflege angewiesen sind und welchen Beitrag professionelle Pflege leisten kann. Das alles braucht aber eine wissenschaftliche Fundierung. Die Pflegewissenschaftliche Fakultät der PTHV hat dazu wesentliche Beiträge geleistet und sollte dies auch weiter tun können.“

Anja Kathrin Hild | Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe – Bundesverband e. V.
hild@dbfk.de | www.dbfk.de | Alt-Moabit 91 | 10559 Berlin | Fon 030-219157- 0 | Fax 030-219157-77


Eine Zusammenfassung der Stimmen zum „Aus“ für die PTHV finden Sie unter:

https://www.bibliomed-pflege.de/news/das-ende-kam-wie-aus-dem-nichts


Westerfellhaus warnt vor Flucht aus dem Pflegeberuf

6. Apr 2021 | Politik – Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, und Intensivmediziner warnen vor einer Massenflucht aus dem Pflegeberuf, sollten die Arbeitsbedingungen nicht durchgreifend verbessert werden. „Wenn wir jetzt nichts tun und die Pflegekräfte gehen, dann bekommen wir ein existenzielles Problem in der Intensivmedizin“, erklärte der designierte Präsident der Deutschen Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Felix Walcher, jetzt in Berlin.

Der Pflegebevollmächtigte Westerfellhaus sagte dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“, die Pflegekräfte seien nach über einem Jahr Dauerstress in der Pandemie körperlich und seelisch erschöpft. Er höre bei Gesprächen oft, dass sich Pflegekräfte nach beruflichen Alternativen umsehen. „Viele haben das Vertrauen verloren, dass sich die Situation grundlegend ändert“, sagte Westerfellhaus. Es gebe Hinweise darauf, dass im vergangenen Jahr Tausende Pflegekräfte in Krankenhäusern und der Altenpflege aufgehört hätten. Der Intensivmediziner Walcher betonte: „Es gibt kein Intensivbett ohne Pflege! Wir Ärzte stehen nicht den ganzen Tag am Bett der Patienten – das sind die Pflegenden.“

Westerfellhaus forderte Personalschlüssel, die sich am tatsächlichen Pflegebedarf orientieren und an der Leistungsfähigkeit der Pflegekräfte, „mit planbaren Arbeitszeiten und ohne Hetze“. Zudem verlangte er mehr Kompetenzen für die Pflegenden. „Examinierte Pflegekräfte können nach ihrer dreijährigen Ausbildung extrem viel, fühlen sich aber oft zu Assistenten der Ärzte degradiert.“ Die Ärzte müssten „begreifen, dass eine flächendeckende Versorgung auch in ländlichen Regionen nur mit einer sinnvollen Arbeitsteilung zwischen Medizinern und Pflegekräften zu schaffen ist“. Der Pflegebevollmächtigte verlangte zudem eine bessere Bezahlung. (epd)

Quelle: https://www.haeusliche-pflege.net/artikel/2021/4_2021/westerfellhaus-warnt-vor-flucht-aus-dem-pflegeberuf


Gesundheitliche Chancengleichheit

DBfK zum Weltgesundheitstag 2021

Berlin, 06. April 2021 – Der Weltgesundheitstag 2021 steht unter dem Motto „Aufbau einer gerechteren und gesünderen Welt für alle“. Weltweit sind die Chancen auf ein gesundes Leben und den Zugang zur Gesundheitsversorgung ungleich verteilt. Auch der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) setzt sich für Chancengleichheit in der Gesundheitsversorgung ein und sieht die professionelle Pflege als wichtigen Baustein zum Erreichen dieses Ziels.

Weltweit unterscheiden sich die Zugangsmöglichkeiten zu gesundheitlicher Versorgung und für viele Menschen sind die Lebensbedingungen wesentlich gesundheitsschädlicher als für andere. „Es darf nicht so bleiben, dass ein großer Teil der Weltbevölkerung erheblich geringere Chancen hat, ein gesundes und sicheres Leben zu führen“, erläutert DBfK-Präsidentin Christel Bienstein. „In der Pandemie haben wir gesehen, wie sehr Lebensumstände, Gesundheitskompetenz und Gesundheitszustand über Leben und Tod entscheiden. Es ist eine Frage der Gerechtigkeit, dieses Problem anzugehen.“

Die WHO ruft daher am Weltgesundheitstag zu einer einjährigen globalen Kampagne auf, bei der sich Menschen zusammenschließen sollen, um Maßnahmen zur Lösung dieses Problems zu entwickeln. Pflegende können hierzu einen maßgeblichen Beitrag leisten.

Christel Bienstein sieht eine wichtige und große Chance darin, Pflegefachpersonen mit erweiterten Rollen und Kompetenzen stärker in die primäre Gesundheitsversorgung einzubinden. „Wir können beispielsweise über die Schulgesundheitspflege viele Kinder und ihre Familien erreichen. Die sogenannten School Nurses, die international bereits weit verbreitet sind, helfen den Kindern Gesundheitskompetenz aufzubauen, sie unterstützen beim Zugang zu Versorgungsangeboten und sie sind vor Ort jederzeit ansprechbar“, so Bienstein. „Auch in Deutschland werden Menschen von guten Versorgungsangeboten nicht erreicht. Man muss zu ihnen gehen, sie beraten und begleiten. Das ist eine Aufgabe für akademisch ausgebildete Pflegefachpersonen mit erweiterten Kompetenzen in Public oder Community Health Nursing. Wenn sie stärker im öffentlichen Gesundheitsdienst verankert wären, könnten viel mehr Menschen erreicht werden und würden von den Beratungs- und Unterstützungsangeboten für ihre Gesundheit profitieren.“

Anja Kathrin Hild | Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe – Bundesverband e. V.
hild@dbfk.de | www.dbfk.de | Alt-Moabit 91 | 10559 Berlin | Fon 030-219157- 0 | Fax 030-219157-77


Übergabe – Der Podcast für die Pflege

ÜG066 – Community Health Nursing: Praxis, Studium und internationale Kooperation

ÜG067 – Pflege in den Medien – Fach- und Massenmedien (Bianca Flachenecker & David


BAFGW: Soziales zukunftsfest machen – Wie weiter mit der Pflege?

Der Deutsche Verein für öffentliche und private Fürsorge (DV) e. V. und die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) e. V. führten eine digitale Veranstaltung „Soziales zukunftsfest machen – Wie weiter mit der Pflege?“ am 23.3.2021 von 18:30 bis 20:30 Uhr durch. Gemeinsam mit Stakeholdern der Kommunen und der Wohlfahrtspflege und Bundesländer sowie Parlamentariern des Bundes und der Länder wurden aktuelle Themen angesprochen. Insbesondere ging es um die notwendige Reform der Pflegeversicherung, aber auch die Themen Pflegeberufe, Digitalisierung der Pflege und Pflege im kommunalen Sozialraum .

Die Veranstaltung ist anzusehen, unter: https://www.youtube.com/watch?v=xsfUtJFWzs4&t=44s


Alles andere als selbstverständlich

Joko und Klaas machen bei Pro 7 eine Sondersendung zum Pflegenotstand

Am Mittwochabend machten Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf in ihrer Sendung Mainz, 1.4.2021- „Joko und Klaas live“ auf die katastrophalen Zustände in der beruflichen Pflege aufmerksam. In einer mehrstündigen Reportage wurden Pflegefachpersonen bei ihrer täglichen Arbeit begleitet. Seit der Ausstrahlung trendet der Hashtag #nichtselbstverständlich in den sozialen Medien. Die Reportage dauert rund sieben Stunden und zeigt Zuschauerinnen und Zuschauern eine gesamte Frühschicht. Dazu Dr. Markus Mai, Präsident der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz:

„Die Corona-Krise hat uns eindrucksvoll gezeigt, wie abhängig das Gesundheitswesen vom Einsatz der Pflegefachpersonen ist. Ein wesentlicher Punkt wird dabei oft vergessen: Schon vor Ausbruch der Pandemie hatten wir mit einer ungerechten Bezahlung und einer viel zu dünnen Personaldecke in Heimen und Kliniken zu kämpfen. Dass unter diesen Bedingungen die Arbeit im Beruf als extrem unbefriedigend wahrgenommen wird, liegt eigentlich auf der Hand. Dies müsste mittlerweile auch dem Letzten bewusstgeworden sein, vor allem da in der Reportage auch über Kollegen berichtet wird, die 23 Tage am Stück arbeiten. Das darf und kann es nicht geben. Auf die Probleme zeigen und gleichzeitig wegsehen bringt keinem was. Hier sind wir auch als Gesellschaft gefordert, da Pflege früher oder später jeden etwas angeht.“

„Der vom Pflegepersonal geleistete „Liebesdienst“ mit den zahlreichen Überstunden und den psychischen als auch körperlichen Herausforderungen wird leider als selbstverständlich betrachtet. Höhere Beiträge und Steuern, um das Schaffen weiterer Stellen zu gewährleisten, als auch eine höhere Bezahlung zu ermöglichen, allerdings nicht. Diese Rechnung wird schon sehr bald nicht mehr aufgehen. Wir kennen die Probleme nicht nur, wir kennen sogar ihre Lösungen. Daher ist es nun endlich an der Zeit, die Pflege auch in den wichtigen Gremien auf der Bundesebene mitreden und aktiv mitgestalten zu lassen. Viel zu lange wurde unsere Stimme überhört, das muss ein Ende haben. Jedes Mal zu nicken, aber nichts zu unternehmen, wenn über die desaströsen Zustände in der Pflege gesprochen wird, führt nicht zum gewünschten Ergebnis. Sollte nicht endlich die Initiative ergriffen werden, wird es eine Frage der Zeit sein, bis uns die nächste Sendung die Versäumnisse der Politik so drastisch vor Augen führt“, so Mai.

Quelle: PM Landespflegekammer Rheinland-Pfalz, 01.04.2021 (https://www.pflegekammer-rlp.de/index.php/news-lesen-130/alles-andere-als-selbstverstaendlich.html?fbclid=IwAR138mUPqWWfUVACkSGEj390b7m9iPuiMSwm6t5NfrxJw6QgnSsnfhlXM0c)

Zur Videozusammenfassung: https://www.youtube.com/watch?v=n7XIeBG5t7w&t=1s

Soziale Einbindung unterstützen:

Tipps gegen soziale Isolation und Einsamkeit

Positive soziale Kontakte fördern die psychische und körperliche Gesundheit und können helfen, Krankheit und Pflegebedürftigkeit besser zu bewältigen. Umgekehrt stellen ungewollte soziale Isolation und Einsamkeitsgefühle erhebliche Gesundheitsrisiken dar. Folgen können zum Beispiel ein hohes Stressniveau durch Sorgen oder Angst, Schlafprobleme, Depressionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein. Einsamkeit lässt sich nicht allein an der Anzahl sozialer Kontakte messen, sie wird subjektiv sehr unterschiedlich wahrgenommen.
Mit dem Alter steigt das Risiko für soziale Isolation. Die Kontaktbeschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie sind hierbei zusätzliche Risikofaktoren. Das ZQP hat daher Tipps zur sozialen Einbindung älterer pflegebedürftiger Menschen zusammengestellt.

Zu den Tipps

Tipps zur Pflegesituation in der Corona-Pandemie erhalten Sie auf unserer entsprechenden Infoseite für Angehörige.

Zur Infoseite

Quelle: ZQP Newsletter | Ausgabe März 2021, 31.03.2021


Zum Verbandswechsel auf den Bodensee?

Erste Folge des neuen Podcasts „Pflege UKHD“

Universitätsklinikum Heidelberg startet neuen Pflege-Podcast / In der ersten Folge geht es um den Effekt einer VR-Brille auf das Schmerzempfinden der Patienten bei großen Verbandwechseln / ab sofort online

Robin Krüger, Gesundheits- und Krankenpfleger in der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg und Moderator des neuen Podcasts „Pflege UKHD“, begibt sich in der ersten Episode in die Chirurgische Klinik. Dort spricht er mit Franziska Glaß, Fachkrankenpflegerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin, über ein innovatives Forschungsprojekt: Während großer, oft schmerzhafter Verbandswechsel machen die Patienten mittels VR-Brille eine virtuelle Schifffahrt über den Bodensee. Doch wie kommt die Ablenkung bei den Patienten an? Welchen Einfluss hat die Brille auf das Schmerzempfinden? Und sind neben der Fahrt über den Bodensee noch weitere Szenarien möglich?

Außerdem sprechen die Beiden über Akademisierung, die Zukunft der Pflege und einen persönlichen Ausgleich zum Beruf.

Hörbar ist der Podcast bei Spotify, weiteren Streaming-Diensten (Apple Podcast folgt) und auf podcast-pflege.ukhd.de. Hier gibt es außerdem Bilder, Texte und weitere Informationen rund um die Themen des Podcast.

Quelle: PM UKHD 31.03.2021


Drube zum Kammer-Aus: Politik ist mitverantwortlich

26. Mrz 2021 | Personal – Patricia Drube, Präsidentin der Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein, hätte sich mehr Zeit und Rückhalt von politischer Seite gewünscht. Die Politik sei mitverantwortlich für die Ablehnung der Kammer durch ihre Mitglieder, sagt sie.

„Aus meiner Sicht ist das Hauptproblem ein Geburtsfehler der Kammer: dass sie nicht von Anfang an durch eine Anschubfinanzierung gestützt wurde.“ Laut Drube habe die Kammer dadurch wenige Möglichkeiten gehabt, ihr Wirken zu präsentieren. „Der Gegenwert war für die Mitglieder also nicht sichtbar, bevor sie sich mit einer Pflichtmitgliedschaft und Mitgliedsbeiträgen beschäftigen mussten.“

Zudem sei der Zeitpunkt der Mitgliederbefragung zum Fortbestand verfrüht gewesen, das habe man im Vorfeld immer wieder betont, sei damit bei der Politik aber auf taube Ohren gestoßen.

„Aus unserer Sicht hätte zu so einer Evaluation nicht nur die Befragung der Mitglieder gehört, sondern auch eine größere Betrachtung“, so Drube. Jetzt sei zwar klar: Pflichtmitgliedschaft und Mitgliedsbeiträge wollen die beruflich Pflegenden in Schleswig-Holstein nicht. Durch das Ergebnis wisse man aber noch nicht, wie die Meinung der Mitglieder zur fachlichen Weiterentwicklung der Pflegeberufe ist.

Quelle: https://www.altenpflege-online.net/artikel/2021_03/2021_03_26_drube_zum_kammer_aus


Gemeinsames Statement:

Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft und Deutscher Pflegerat zur Situation der primärqualifizierenden Pflegestudiengänge an den deutschen Hochschulen

Vor dem Hintergrund veränderter gesellschaftlicher Bedarfe und zunehmend komplexeren Anforderungen an den Pflegeberuf kommt einer hochschulischen Qualifizierung von Pflegefachpersonen eine bedeutsame Rolle zu. Für die Bewältigung der Anforderungen an die Gesundheitsversorgung einer älter werdenden Bevölkerung werden neue und erweiterte Pflegekompetenzen auf wissenschaftlicher Basis benötigt, die nur im Rahmen eines Hochschulstudiums entwickelt werden können. Forschungsergebnisse belegen die Bedeutung der hochschulischen Pflegeausbildung für die Qualität der pflegerischen Versorgung.

Seit 2004 haben sich vor dem Hintergrund der damaligen Öffnungsklausel im Krankenpflegegesetz in 15 Bundesländern (Modell-) Studiengänge mit ca. 600 Studienplätzen in zumeist dualen Strukturen mit Pflegeschulen entwickelt. Im Rahmen der Novellierung des Berufegesetzes (PflBG) hat der Gesetzgeber ab 2020 erstmalig die Gelegenheit geschaffen, Pflege an Hochschulen und Universitäten primärqualifizierend zu studieren. Neue Studiengänge wurden entwickelt oder bisherige duale Studiengänge umgewandelt. Diese Entwicklung steht im Einklang sowohl mit der ausdrücklichen Zielsetzung der Konzertierten Aktion Pflege (KAP), die Anzahl der Studienplätze für eine hochschulische Pflegeausbildung bis Ende 2023 bundesweit deutlich zu erhöhen, als auch mit den Empfehlungen des Wissenschaftsrats, der eine Quote von 10-20 % hochschulischer Qualifikation eines Ausbildungsjahrgangs für sinnvoll erachtet.

Allerdings zeichneten sich im Laufe des Jahres 2020 im Bereich der primärqualifizierenden pflegerischen Studiengänge ein deutlicher Rückgang der angebotenen bzw. besetzten Pflegestudienplätze ab. So waren an vielen Hochschulen mit primärqualifizierenden Pflegestudiengängen weniger als 50% der vorhandenen Studienplätze belegt. Nähere Informationen können bei den Verfasser*innen erfragt werden.

Die Hintergründe für diese besorgniserregende Entwicklung liegen nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft und des Deutschen Pflegerats in fehlenden bzw. unzureichenden Regelungen des Pflegeberufegesetzes und sollen im Folgenden skizziert werden.

a) Fehlende Vergütung der Praxiseinsätze der Studierenden

Ein wesentlicher Grund für den aufgezeigten Negativtrend bei den Studienplätzen wird in der fehlenden Vergütung der Praxiseinsätze gesehen, die in nahezu ebenso hohem Maße zu leisten sind wie in der berufsfachschulischen Ausbildung1. Während dort jedoch eine Ausbildungsvergütung gezahlt wird, haben die Pflegestudierenden keinen Anspruch auf Entlohnung. Der Umfang der vorgeschriebenen Praxiseinsätze mit zu leistendem Schicht- und Wochenenddienst erschwert zudem die Möglichkeit, nebenbei einer Beschäftigung nachzugehen, wie bei anderen Studierenden oftmals üblich. Vor diesem Hintergrund stellt sich für Studierwillige die Frage, ob sie sich nicht doch besser für eine berufsfachschulische Ausbildung mit gesichertem Einkommen entscheiden sollten.

b) Verhaltene Kooperationsbereitschaft bei Praxispartnern aufgrund fehlender Refinanzierung der Praxisanleitung

Mit der Alleinzuständigkeit der Hochschulen sowohl für die theoretischen als auch für die praktischen Anteile des Pflegestudiums ist die Notwendigkeit verbunden, schriftliche Kooperationsverträge mit Praxispartnern aus dem Gesundheitsbereich zu schließen. Darin müssen sich die Kooperationspartner verpflichten, eine 10%ige Praxisanleitung der Studierenden durch (hochschulisch) qualifizierte Anleiter*innen sicherzustellen. Allerdings erfährt die Praxisanleitung keine Refinanzierung aus dem Ausbildungsfonds. Sie muss von den Einrichtungen selbst finanziert werden – ein Umstand, der von den Pflegeeinrichtungen vielfach kritisiert wird und der die Kooperationsbereitschaft nicht unbedingt fördert.

c) Unzureichende Ausstattung der Hochschulen

Die Errichtung eines primärqualifizierenden Pflegestudiengangs geht für die Hochschulen mit einem erheblichen Investitionsbedarf einher. Der hohe Praxisanteil erfordert eine personelle Aufstockung insbesondere im akademischen Mittelbau für die Koordination der Praxiseinsätze und fachliche Begleitung der Studierenden in ihren Praxiseinsätzen. Ressourcen werden ferner für die Einrichtung und Ausstattung von Skills Labs (Simulationslaboren) benötigt, wo die Studierenden in kleinen Gruppen pflegerische Handlungen einüben und reflektieren können. Bislang erfahren die Hochschulen allerdings nur unzureichende finanzielle Unterstützung bei dem Auf- und Ausbau der Studiengänge.

Um zu verhindern, dass mangels Studierwilliger, fehlender Kooperationspartner und unzureichender Ausstattung der Hochschulen primärqualifizierende Studiengänge wieder eingestellt werden, besteht aus Sicht der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft und des Deutschen Pflegerats folgender dringender Handlungsbedarf:

  • Eine Vergütung der Studierenden für die zu leistenden umfangreichen Praxiseinsätze. Der Bundesgesetzgeber wird aufgefordert, die Rahmenbedingungen für ein primärqualifizierendes Pflegestudium mit gleichzeitigem Erhalt der derzeitigen Umlagefinanzierung der praktischen Ausbildungskosten analog dem
    Hebammenreformgesetz zu schaffen. Dies ermöglicht eine Integration sowie Anerkennung der intensiven praktischen Ausbildungszeit in das wissenschaftliche Studium und unterstützt somit eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis.
  • Eine Refinanzierung der Praxisanleitung. Um Kooperationspartner in ausreichender Anzahl zu gewinnen und auch kleineren Unternehmen, z.B. aus dem ambulanten Bereich, eine Kooperation zu ermöglichen, darf den Einrichtungen nicht länger die Eigenfinanzierung der Praxisanleitung aufgebürdet werden. Eine Finanzierung der Praxisanleitung sollte über den Ausbildungsfonds erfolgen.
  • Eine Unterstützung der Hochschulen für den Auf- und Ausbau primärqualifizierender Pflegestudiengänge. Bund und Länder müssen Bedingungen schaffen, die es den Hochschulen ermöglichen, Studiengänge personell und materiell angemessen auszustatten und weitere, dringend benötigte Studienplätze zu schaffen.

Um eine höhere Akademisierungsquote entsprechend der Zielsetzung der Konzertierten Aktion Pflege und den Empfehlungen des Wissenschaftsrats zu erreichen, müssen Berechnungen zufolge in den nächsten zehn Jahren ca. 10.000 Studienplätze zusätzlich geschaffen werden. Aktuell verringert sich jedoch deren Anzahl in einigen Bundesländern. In Bezug auf die Akademisierung der klinisch Pflegenden lässt die derzeitige Situation nicht den erhofften Aufschwung, sondern vielmehr eine Abwärtsbewegung erkennen. Damit wächst die Gefahr einer weiteren Deprofessionalisierung in der Pflege. Die Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft und der Deutsche Pflegerat fordern die Bundesregierung und alle politischen Parteien auf, sich dieser Problematik unverzüglich anzunehmen.

Nicht zuletzt bedarf es der Gründung pflegewissenschaftlicher Fakultäten sowie der Förderung von Kooperationen von Hochschulen für angewandte Wissenschaften und Universitäten (Stichwort: Gesundheitscampus) mit der damit verbundenen Einstellung entsprechender finanzieller Mittel in die Länderhaushalte.

>>> Gemeinsames Statement Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft und Deutscher Pflegerat zur Situation der primärqualifizierenden Pflegestudiengänge an den deutschen Hochschulen

Quelle: PM DGP, 30.03.2021


Pandemie-Welle brechen!

DBfK appelliert an Politik und Bevölkerung

Berlin, 30. März 2021 – Nach dem abgesagten Oster-Lockdown folgte keine alternative Strategie, um die Infektionswelle mit der mutierten Virusvariante B.1.1.7 zu bremsen. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) appelliert nun an Politik, Wirtschaft und Bevölkerung im Kampf gegen die Pandemie nicht aufzugeben, damit das Gesundheitssystem und die beruflich Pflegenden nicht endgültig in die Überlastung getrieben werden.

„Die Kolleginnen und Kollegen auf den Intensivstationen schlagen Alarm, da die Belegungszahlen schon wieder rapide ansteigen“, mahnt DBfK-Präsidentin Christel Bienstein. „Die Teams sind längst am Ende ihrer Kräfte und sie befürchten, dass sie die vielen an der hochgefährlichen Variante erkrankten Menschen nicht hinreichend versorgen können, wenn die Zahlen weiter so ansteigen.“

Der DBfK kritisiert scharf, dass keine wirksamen Maßnahmen ergriffen wurden und sich stattdessen einige Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder in Diskussionen um Lockerungen überböten. Das Interview mit der Kanzlerin am Sonntag bei Anne Will in der ARD habe diesen Eindruck noch einmal verdeutlicht und ließe befürchten, dass der Welle mit B.1.1.7 viel zu spät etwas entgegengesetzt werde.

„Man kann die Entscheidung, wie man die Menschen in diesem Land schützen soll, nicht den Einzelnen oder den Unternehmen überlassen, solange man nicht geschafft hat für ausreichend Impfstoff zu sorgen“, ergänzt Bienstein. „Wenn ich sehe, dass noch immer bundeseinheitliche Strategien zur Eindämmung der weiteren Ausbreitung der gefährlichen Virusvarianten fehlen, frage ich mich, ob es überhaupt einen Plan gibt. Man muss den Menschen die notwendigen Schritte viel deutlicher erklären, dann wächst auch die Bereitschaft, Maßnahmen mitzutragen. Schon die Zeit vor Ostern hätte genutzt werden müssen, um der laufenden Welle entgegenzutreten. Hier einfach an die Eigenverantwortung zu appellieren, ist viel zu schwach und die beruflich Pflegenden müssen das ausbaden. Ich kann nur hoffen, dass die Menschen sich weiterhin von der Vernunft leiten lassen, statt das Erlaubte auszureizen.“

Anja Kathrin Hild | Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe – Bundesverband e. V.
hild@dbfk.de | www.dbfk.de | Alt-Moabit 91 | 10559 Berlin | Fon 030-219157- 0 | Fax 030-219157-77


10. Konsensus-Konferenz „Mundgesundheit“ findet online statt

Aufgrund der aktuellen Corona-Lage und der damit verbundenen Unsicherheiten haben wir uns dafür entschieden, die 10. Konsensus-Konferenz in der Pflege zum Thema „Förderung der Mundgesundheit“ am Freitag, den 28. Mai 2021 ausschließlich als Online-Veranstaltung durchzuführen.
Alle bisherigen Anmeldungen für eine Online-Teilnahme bleiben bestehen, die bereits angemeldeten Präsenzteilnehmer*innen werden von uns gesondert per E-Mail informiert.
Ein Anmeldung zu Konferenz ist noch bis zum 16. April 2021 auf unserer Homepage möglich.

 Quelle: DNQP-Newsletter – März 2021, 30.03.2021


Hochschulische Pflegeausbildung bricht ein

Deutscher Pflegerat und Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft fordern massives Gegensteuern

Berlin (30. März 2021, Nr. 12/2021) – „Weniger als 50 Prozent der vorhandenen Studienplätze für die hochschulische Ausbildung von Pflegefachpersonen sind aktuell belegt. Die akademische Ausbildung der Pflege bricht ein“, mahnt Christine Vogler, Vize-Präsidentin des Deutschen Pflegerats e.V. (DPR). Zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V. hat der DPR ein gemeinsames Statement zur prekären Situation der akademischen Ausbildung der Pflege veröffentlicht.

„Die Gründe für diese besorgniserregende Entwicklung liegen in fehlenden bzw. unzureichenden Regelungen des Pflegeberufegesetzes“, weist Vogler hin. „Erstens fehlt eine Vergütung der Praxiseinsätze der Studierenden. In der berufsfachschulischen Ausbildung gibt es diese. Die Pflegestudierenden haben dagegen keinen Anspruch auf Entlohnung.

Zweitens fehlt die Refinanzierung der Praxisanleitung der Studierenden. Sie muss von den Ausbildungseinrichtungen selbst finanziert werden. Das senkt deren Kooperationsbereitschaft zur Ausbildung. Drittens werden die Hochschulen finanziell unzureichend ausgestattet. Der akademische Mittelbau für die Begleitung der Studierenden sowie für die nötigen Skill Labs fehlt daher.“

Der Deutsche Pflegerat fordert zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft, massiv gegenzusteuern. Erstens benötigen die Studierenden eine Vergütung für die zu leistenden umfangreichen Praxiseinsätze. Der Bundesgesetzgeber muss die Rahmenbedingungen für ein primärqualifizierendes Pflegestudium analog dem Hebammenreformgesetz schaffen.

Zweitens muss die Praxisanleitung refinanziert werden. Dadurch wird die Bereitschaft der praxisorientierten Ausbildungseinrichtungen zur Ausbildung gesteigert. Eine Finanzierung der Praxisanleitung sollte über den Ausbildungsfonds erfolgen.

Drittens müssen die Hochschulen für den Auf- und Ausbau primärqualifizierender Pflegestudiengänge finanziell unterstützt werden. Bund und Länder müssen Bedingungen schaffen, die es ermöglichen, Studiengänge personell und materiell angemessen auszustatten und weitere, dringend benötigte Studienplätze schaffen.

Vogler: „Benötigt werden in den nächsten zehn Jahren 10.000 Studienplätze zusätzlich. Derzeit sind diese nicht in Sicht. Nur dann, wenn der akademischen Berufsausbildung die Fesseln genommen werden, kann die derzeitige Abwärtsbewegung umgekehrt werden“.

Der Deutsche Pflegerat und die Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft fordern die Bundesregierung und alle politischen Parteien auf, sich dieser Problematik unverzüglich anzunehmen.

Das „Gemeinsame Statement der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft und des Deutschen Pflegerats zur Situation der primärqualifizierenden Pflegestudiengänge an den deutschen Hochschulen“ liegt der Anlage bei. Zum Download finden Sie es hier.

Ansprechpartnerin: Christine Vogler, Vize-Präsidentin des Deutschen Pflegerats

Deutscher Pflegerat e.V. (DPR), Bundesarbeitsgemeinschaft Pflege- und Hebammenwesen, Alt-Moabit 91, 10559 Berlin, Telefon: (0 30) 398 77 303, Telefax: (0 30) 398 77 304, E-Mail: presse@deutscher-pflegerat.de, Internet: www.deutscher-pflegerat.de