Verbändebündnis fordert nationalen Strategieplan zur Digitalisierung in der Pflege
Berlin (04. August 2020)
- Sechs Verbände aus dem Gesundheits- und Sozialwesen haben sich zusammengeschlossen, um die Digitalisierung in der Pflege voranzubringen.
- In einem Grundsatzpapier benennt das Bündnis vier konkrete Handlungsfelder, die politisch Priorität haben müssen. Übergeordnete Forderung ist ein nationaler Strategieplan zur Digitalisierung in der Pflege.
Vom steigenden Bedarf an Pflegedienstleistungen bis hin zum Fachkräftemangel – die Herausforderungen des demografischen Wandels treten im Pflegebereich schon heute deutlich zutage. Digitale Lösungen bieten ein großes Potenzial bei der Bewältigung dieser Aufgaben. Sie können das Pflegepersonal von bürokratischen Tätigkeiten entlasten, eröffnen den Pflegebedürftigen neue Chancen der Teilhabe und erhöhen die Qualität und Sicherheit. Bislang bremsen ungeklärte rechtliche, technische und ökonomische Fragen die Digitalisierung in diesem Bereich jedoch aus.
Um die Entwicklung voranzutreiben, hat sich das neue Verbändebündnis „Digitalisierung in der Pflege“ (getragen von bvitg e. V., DEVAP e. V., DPR e. V., FINSOZ e. V., vediso e. V. und VdDD e. V) gegründet und zentrale Handlungsfelder in einem gemeinsamen Grundsatzpapier zusammengefasst:
Strategische Weichenstellungen für die Zukunft
Um den nachhaltigen und umfassenden Wandel der Pflegeversorgung nutzenstiftend zu gestalten, sprechen sich die Verbände für einen koordinierten Ansatz bei der Digitalisierung der Pflege aus. Zentrales Ziel muss die Erarbeitung eines nationalen Strategieplans sein. Ausgearbeitet werden könnte dieser von einem Kompetenzzentrum analog zum Health Innovation Hub (hih) des Bundesgesundheitsministeriums. Dieses kann darüber hinaus die Digitalisierung unter Einbeziehung aller beteiligten Gruppen konzeptionell und koordinierend unterstützen. Bestandteil dieser Organisationseinheit wäre ein interdisziplinäres Expertengremium, das aufbauend auf einer Erhebung des Digitalisierungsgrads verbindliche Standards und Leitlinien erarbeitet.
Technische Infrastruktur und Innovationen
Begleitet werden muss diese Strategie laut dem Grundsatzpapier von einem entschlossenen Ausbau der zugrundeliegenden Infrastruktur: vom Breitbandausbau über ein Mobilfunknetz, mindestens im 4G-Standard, bis hin zur technischen Ausstattung in den Einrichtungen selbst. Um mehr Anreize für Innovationen zu schaffen, schlagen die Verbände darüber hinaus die Einrichtung eines zentralen Innovationsfonds für digitale Innovationen in der Pflege vor. Dieser könnte deutlich einfacher und unbürokratischer als bisher Einrichtungen bei der Einführung neuer Technologien unterstützen. Ein besonderer Schwerpunkt sollte dabei auf Telemedizin und Telepflege und Smart-Homecare-Lösungen liegen, da diese besonders große Mehrwerte versprechen.
Refinanzierung von Investitionen und personellen Ressourcen
Die Digitalisierung der Pflege wird aus Sicht des Bündnisses nur dann an Fahrt aufnehmen, wenn die gesetzlichen Regelungen zur Refinanzierung der Pflegeeinrichtungen angepasst bzw. ergänzt werden. In angemessenem Umfang zu refinanzieren sind demnach Investitionen in die digitale Infrastruktur (beispielsweise in die Vernetzung von Gebäuden oder den Erwerb von Endgeräten), die aus der Digitalisierung resultierenden Betriebskosten (beispielsweise Wartungsgebühren und neue Lizenzierungsmodelle) sowie vor allem die personellen Ressourcen, die nötig sind, um die Potenziale der Digitalisierung auch tatsächlich zu heben. Veraltete Kostenrichtwerte der Förderbehörden bzw. Kostenträger seien anzupassen.
Digitale Kompetenzen und Teilhabe fördern
Für einen langfristigen Erfolg der Digitalisierung betonen die Verbände die zentrale Rolle der Akzeptanz und damit eine durchgehende Einbindung aller an der Pflegeversorgung Beteiligten. Daher muss aus Sicht des Bündnisses der Aufbau digitaler Kompetenzen stärker als bisher in die pflegerischen Ausbildungs-Curricula integriert und auch später durch regelmäßige Fort- und Weiterbildungen befördert werden. Darüber hinaus sind auch ganz neue Tätigkeitsprofile und Berufsbilder denkbar – etwa in Form eines „Pflege-Digital-Begleiters“ als Vermittler zwischen Pflegenden und IT. Die Möglichkeiten einer Aus-, Fort- bzw. Weiterbildung mit Hilfe digitaler Methoden sollten bei all diesen Maßnahmen konsequent mitgedacht werden.
Über das Bündnis „Digitalisierung in der Pflege“
Um die Digitalisierung auch in der Pflege in Deutschland voranzubringen, haben sich sechs Verbände aus dem Gesundheits- und Sozialwesen zum Bündnis „Digitalisierung in der Pflege“ zusammengeschlossen. Übergeordnete Forderung ist ein Kompetenzzentrum sowie ein nationaler Strategieplan zur Digitalisierung der Pflege.
Das Bündnis setzt sich zusammen aus dem Bundesverband Gesundheits-IT (bvitg) und dem Verband diakonischer Dienstgeber in Deutschland (VdDD) als Initiatoren sowie dem Deutschen Pflegerat (DPR), dem Deutschen Evangelischen Verband für Altenarbeit und Pflege (DEVAP), dem Fachverband Informationstechnologie in Sozialwirtschaft und Sozialverwaltung (FINSOZ) und dem Verband für Digitalisierung der Sozialwirtschaft (Vediso). Weitere Informationen sowie das gemeinsame Grundsatzpapier finden Sie auf den Internetseiten der Verbände.
Pressekontakte:
Valentin Willaredt (bvitg), Tel. +49 30 206 22 58 -18, E-Mail: presse@bvitg.de
Alexander Wragge (VdDD), Tel. +49 30 88 47 170 -17, E-Mail: alexander.wragge@v3d.de
Wissen, über wen und worüber man redet
DEVAP fordert Pflegeexperten in den Krisenstäben
Der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege e.V. (DEVAP) beobachtet seit Beginn der Corona Pandemie eine Diskussion um das Thema älter werdender Menschen, die er für nicht immer zielführend erachtet.
Vor Ort wurde in kommunalen Krisenstäben der Umgang mit der Pandemie besprochen, beleuchtet und regional spezifische Regelungen gefunden. Was weitestgehend einheitlich im gesamten Bundesgebiet blieb: Menschen ab sechzig werden Covid-bedingt pauschal als (Hoch)Risikogruppe eingestuft. Dies widerspricht dem vor der Pandemie gesellschaftlich etablierten differenzierten Altersbild massiv.
„Zu Beginn der Pandemie wurden bundesweit kommunale Krisenstäbe gebildet, in denen Expertinnen und Experten sitzen und neben vielem auch darüber befinden, was gut und was schlecht für ältere und alte Menschen bei der Lebensführung in Covid 19 Zeiten ist“, bemerkt Dr. Bodo de Vries, Vorsitzender des DEVAP. „Zwar sind Experten aus vielen unterschiedlichen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens an den Tischen dieser Krisenstäbe, jedoch fehlt uns die flächendeckende Einbeziehung von Pflegeexperten und Stimmen aus der Seniorenarbeit.“
„Es bedarf einer differenzierten Betrachtungsweise“, so Dr. de Vries weiter. „Es müssen Expertinnen und Experten in diese Debatte einbezogen werden, die wissen, über wen und über welche Herausforderungen hier gesprochen wird. Beschäftigte ab sechzig und multimorbide 80jährige Pflegebedürftige in stationären Pflegeeinrichtungen können und dürfen nicht gleichermaßen als Risikogruppe betrachtet werden. Wir fordern daher, dass die Rechte auf Teilhabe, auf Selbstbestimmung und Mitverantwortung alter Menschen in den veränderten politischen Diskurs der aktuellen Situation bundesweit einbezogen werden.“
Quelle: DEVAP-Pressemitteilung, 29.07.2020
Pflegekammer Niedersachsen
Bochumer Bund: „Pflegende sollten für unabhängige Kammer stimmen“
31.07.2020 / News – Die im Mai gegründete Pflegegewerkschaft BochumerBund empfiehlt den Pflegenden in Niedersachsen, sich in der aktuell laufenden Mitgliederbefragung für eine Pflegekammer mit Pflichtbeitrag auszusprechen. Nur so könne die Kammer ihre Unabhängigkeit von politischer Einflussnahme sichern, sagte der Vorstandsvorsitzende der Pflegegewerkschaft Benjamin Jäger, am Donnerstag.
„Wir benötigen unabhängige Selbstverwaltungen in Form von Pflegekammern“
Er appellierte an alle wahlberechtigten Pflegefachpersonen in Niedersachsen: „Wir Pflegekräfte müssen unsere Angelegenheiten in die eigene Hand nehmen – und wir dürfen sie uns nicht wieder entreißen lassen. Wir benötigen unabhängige Selbstverwaltungen in Form von Pflegekammern. Dies sollte allen Pflegenden der Pflichtbeitrag einer Kammermitgliedschaft wert sein.“
Abstimmung gegen eine Pflegekammer wäre ein „fatales Signal“
Der Ausgang der Befragung hat nach Überzeugung des BochumerBunds erhebliche Auswirkungen auf die niedersächsischen Pflegefachpersonen. „Bei einer Mehrheit gegen eine Pflegekammer oder für das rechtlich obskure Konstrukt einer dauerhaft beitragslosen Kammer würde sich unser Berufsstand in Niedersachsen erneut der Politik ausliefern“, befürchtet Jäger. „Dies wäre ein fatales Signal.“
Denn seiner Ansicht nach hat die Politik die Pflegenden in den vergangenen Jahrzehnten „mit Vollgas vor die Wand“ fahren lassen.
Eine Vereinigung von Pflegenden ist keine Alternative
Niemand bestreite, dass die Pflegekammer Niedersachsen Fehler gemacht habe; Teile der Kritik seien berechtigt und ernst zu nehmen. „Allerdings war diese Kammer oft auch extrem unsachlicher und unfairer Agitation ausgesetzt, insbesondere durch Verdi“, verdeutlichte Jäger. „Deren Stimmungsmache ging oft mehr als nur knapp an den Fakten vorbei.“
Die von Verdi ins Spiel gebrachte freiwillige Vereinigung von Pflegenden werde keinerlei Probleme lösen. Eine solche Vereinigung dürfe anders als eine Pflegekammer nicht einmal eine Berufsordnung beschließen. Die Mitgliederzahl der Vereinigung der Pflegenden in Bayern beispielsweise sei mit rd. 1.400 „extrem überschaubar“. Außerdem hänge sie am Tropf des bayerischen Haushalts und somit der Landtagsmehrheit: „Was in Bayern eindrucksvoll vor sich hin scheitert, soll in Niedersachsen funktionieren? Es ist für den Berufsstand verheerend, dass Verdi uns Pflegenden dies weismachen will“, so die deutliche Kritik von Jäger.
Erst vor wenigen Tagen verdeutlichte Markus Mai, Mitglied im Präsidium der Bundespflegekammer und Präsident der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz, gegenüber BibliomedPflege, warum Pflegekammern für die Profession Pflege so wichtig sind.
Quelle: https://www.bibliomed-pflege.de/news/bochumerbund-pflegende-sollten-fuer-unabhaengige-kammer-stimmen
Gestiegene Eigenanteile: Die Reform der Pflegeversicherung ist überfällig
Berlin, 31. Juli 2020 – Für die Betreuung im Heim müssen Pflegebedürftige immer mehr selbst bezahlen. Die Eigenanteile sind nach Angabe des Verbandes der Ersatzkassen jetzt über die Marke von 2000 Euro im Monat gestiegen.
Dazu sagt Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik in der Diakonie Deutschland: „Eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung ist längst überfällig. Schon lange dringen wir darauf, dass die Eigenanteile für die Pflege mindestens begrenzt werden. Die Pflegeversicherung sollte das Pflegerisiko absichern. Davon sind wir heute weit entfernt. Dahin müssen wir aber zurückkommen. Zügiges politisches Handeln ist angesichts der demographischen Entwicklung alternativlos.
Außerdem braucht es eine neue Investitionsförderung durch die Länder, die sich nicht aus der Verantwortung für eine Pflegeinfrastruktur stehlen dürfen.“
Die Eigenanteile, die Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen selbst bezahlen müssen, setzen sich zusammen aus den Kosten für Unterkunft und Verpflegung sowie aus der Beteiligung an den Investitionskosten des Heimträgers und an den Kosten für die Pflege im Heim. Die Eigenanteile an den Pflegekosten sollten durch eine Reform der Pflegeversicherung im ersten Schritt gesenkt und perspektivisch wieder vollständig über die Pflegeversicherung finanziert werden.
Quelle: PM Diakonie Deutschland, 31.07.2020
Corona-Weckruf für die Pflege – Reform der Pflegeversicherung jetzt umsetzen
Radebeul, den 6. August – Diakonie-Präsident Ulrich Lilie dringt auf eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Pflegekräften und eine umfassende Reform der Pflegeversicherung. Im Rahmen seiner Sommerreise sagte Lilie am Donnerstag bei einem Besuch im Bethlehemstift Zwönitz (Erzgebirge):
„Leider droht mit dem Sinken der Covid-19-Infektionen dem politischen Rückenwind für die Pflegekräfte schon wieder eine Flaute. Dabei ist zu Beginn der Pandemie doch für alle mehr als offensichtlich geworden: Das Pflegesystem balanciert seit Jahren auf Messers Schneide und muss jetzt endlich reformiert werden. Die pflegebedürftigen Menschen müssen die Versorgung erhalten, die sie brauchen und nicht eine, die sie sich gerade noch leisten können. Dafür braucht es eine sehr viel bessere finanzielle Ausstattung der Pflegeversicherung.“
Die diesjährige Sommerreise von Diakonie-Präsident Ulrich Lilie steht im Zeichen der Corona-Pandemie. Er besucht vom 3. bis 7. August 2020 diakonische Träger, die in besonderem Maß von Covid-19 betroffen waren. Im Bethlehemstift traf Lilie mit Rainer Sonntag, Vorstand der Diakonie Aue/Schwarzenberg, Einrichtungsleiterin Steffi Tscheuschner, sowie Mitarbeitenden und Bewohnerinnen und Bewohnern des Pflegestiftes zusammen. Im Bethlehemstift waren 53 der 70 Bewohnerinnen mit dem Virus infiziert, 15 starben. Auch weit über die Hälfte der Mitarbeitenden waren positiv getestet worden. Hier hatten der Mangel an notwendiger Schutzkleidung und der knappe Personalschlüssel in der Altenpflege dramatische Auswirkungen auf alle Betroffenen.
Lilie sprach den Angehörigen der Verstorbenen seine tiefe Anteilnahme aus. Er dankte im Namen der Diakonie Deutschland allen Mitarbeitenden für ihren großartigen Dienst, den sie während der Krise mit größtem Engagement und hohem persönlichem Einsatz geleistet haben: „Trotz allen Leids, trotz der Probleme bei der zeitnahen Beschaffung von Schutzausrüstung, trotz aller Unsicherheiten haben Sie bis an ihre körperlichen und psychischen Erschöpfungsgrenzen und darüber hinaus zum Wohle der Bewohnerinnen und Bewohner gearbeitet! Die Gesellschaft schuldet ihnen und allen anderen viel zu oft überhörten Alltagsheldinnen und -helden nicht nur Dank, sondern faire Arbeitsbedingungen und eine angemessene Bezahlung. Dazu brauchen wir dringend den politischen Willen zu einer zukunftssicheren Pflegereform.“
Lilie verwies dabei auf das vor einem Jahr von der Diakonie und dem Evangelischen Verband für Altenhilfe und Pflege (DEVAP) erarbeitete Pflegereformkonzept. Es soll die bisherige Pflegeversicherung in eine Pflegevollversicherung mit begrenzter Eigenbeteiligung überführen. „Doch dazu muss mehr Geld in die Pflege“, sagte Lilie: „Und das erfordert einen echten Systemwechsel bei der Finanzierung und daher auch eine öffentliche Diskussion, die wir jetzt endlich führen müssen.“
Auch Rainer Sonntag warnt: „Die Pflege muss bezahlbar bleiben. Es kann nicht so weitergehen, dass jede Qualitätsverbesserung, jede Erhöhung des Personalschlüssels oder jede Vergütungssteigerung von den Versicherten selbst getragen werden muss. Auch der Pflegeberuf muss aufgewertet werden – vor allem durch verbesserte Arbeitsbedingungen und mehr Zeit! Wenn nichts geschieht, gehen wir sehr ungepflegten Zeiten entgegen!“
Quelle: PM Diakonie Deutschland, 06.08.2020
Übergabe – Der Podcast
ÜG049 – Transformationale Führung & Pflegewissenschaft in der Praxis (Interview mit Sabine Brase & Rebekka Stetzenbach)
Der Podcast für die Pflege ist anzuhören unter: https://uebergabe.de/podcast/ug049/?mc_cid=6b54a71bf3&mc_eid=f2bce588f0
ÜG050 – Expertenstandard Beziehungsgestaltung bei Menschen mit Demenz (Interview mit Prof. Dr. Martina Roes)
Der Podcast für die Pflege ist anzuhören unter: https://uebergabe.de/podcast/ug050/?mc_cid=c8b654d9cd&mc_eid=f2bce588f0
Neu: BGW-Podcast „Herzschlag – Für ein gesundes Berufsleben“
Hamburg – Wie gelingt gesundes Arbeiten in der Pflege? Darum geht es im neuen Podcast „Herzschlag – Für ein gesundes Berufsleben“ der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW).
Zu Wort kommen Fachleute, Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, Führungskräfte und Beschäftigte. Sie schildern ihre Sichtweisen und Erfahrungen, geben Tipps und Hinweise. Der Podcast richtet sich an alle Akteurinnen und Akteure im Arbeitsfeld Pflege: Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, Führungskräfte, Beschäftigte und Auszubildende – sowie an alle anderen Interessierten. Viele Informationen lassen sich auch auf Arbeitsfelder jenseits der Pflege übertragen.
Bereits mehrere Folgen zu hören
Die ersten Folgen dieses neuen BGW-Podcasts sind schon online. Eine widmet sich beispielsweise den psychischen Herausforderungen der Pflege in Corona-Zeiten: Wie lassen sich diese meistern? Über den Umgang mit der Krisensituation sprechen eine Pflegedienstleiterin und eine Psychologin.
In der ebenfalls bereits veröffentlichten Episode „Ein Leben lang in der Pflege“ geht es um das gesunde Älterwerden im Pflegeberuf: Was für Erkenntnisse gibt es aus der Forschung und welche Chancen ergeben sich daraus? Zwei Fachleute der BGW berichten aus einem Projekt zum Thema.
Verfügbar ist auch schon ein Themenschwerpunkt zur Aggression und Gewalt gegen Pflegekräfte: Wie kommt es dazu? Wie kann die Gefahr vermindert und wie betroffenen Menschen geholfen werden? Eine Altenpflegerin und eine Psychologin sprechen über Erfahrungen und den professionellen Umgang mit dieser Gefährdung für Pflegende und weitere Berufsgruppen, die hilfebedürftige Menschen betreuen.
Alle zwei Wochen neue Folgen
Die Folgen des BGW-Podcasts erscheinen künftig in der Regel jeden zweiten Montag. Geplant sind vielfältige Beiträge, beispielsweise zur Personalgewinnung und Ausbildung in der Pflege, zur Hautgesundheit im Beruf und zur interkulturellen Zusammenarbeit.
Zu finden ist „Herzschlag – Für ein gesundes Berufsleben“ in verschiedenen Podcast-Portalen und über www.bgw-online.de/podcast.
S1-Leitlinie „Soziale Teilhabe und Lebensqualität in der stationären Altenhilfe unter den Bedingungen der Covid-19 Pandemie“
Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft veröffentlicht Leitlinie. Diese ist abrufbar unter folgendem Link abrufbar: https://dg-pflegewissenschaft.de/leitlinien-2/, weitere Details zur Leitlinie unter: https://www.awmf.org/leitlinien/aktuelle-leitlinien.html
Prävention von Gewalt zwischen Pflegeheimbewohnern
Konflikte und Gewalt zwischen Bewohnerinnen und Bewohnern von Altenpflegeeinrichtungen stellt die professionelle Pflege vor besondere Herausforderungen. Darum hat das ZQP Schulungsmaterial entwickelt. Es wurde in der Praxis getestet und ist kostenfrei zugänglich.
Berlin, 11. August 2020. Gewaltprävention in der Pflege ist ein relevantes Thema für die Pflegepraxis, die Ausbildung und Forschung. Im Fokus steht dabei meist das Verhalten Pflegender gegenüber pflegebedürftigen Menschen. Aber auch zwischen Bewohnerinnen und Bewohnern von Pflegeeinrichtungen sind Konflikte und Aggressionen bis hin zu Gewalt keine Seltenheit. Dies kann für die Opfer schwerwiegende Folgen haben und sich negativ auf die gesamte Einrichtung auswirken. Vor diesem Hintergrund hat das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) Arbeitsmaterial für Schulungen in der professionellen Pflege erarbeitet. Damit sollen Wissen und Handlungskompetenzen vermittelt werden, um Konflikten und Gewalt zwischen pflegebedürftigen Menschen in stationären Einrichtungen vorzubeugen oder angemessen damit umzugehen.
Grundsätzlich kann jede pflegebedürftige Person in einer Einrichtung Gewalt durch Mitbewohnerinnen oder Mitbewohner erfahren. Dies geschieht zum Beispiel durch körperliche Übergriffe – aber auch durch Drohen, Herumkommandieren oder Schikanieren. Mutmaßlich bleiben viele solcher Vorfälle unbemerkt. Denn die Betroffenen möchten oder können vielleicht nicht darüber sprechen. Mitarbeitende der Einrichtung werden nicht unbedingt Augenzeugen. Anzeichen für Gewalt sind oft nicht direkt ersichtlich oder uneindeutig.
„Das neue Arbeitsmaterial kann einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, Wissen über Ursachen, Auslöser und Anzeichen von Gewalt aufzubauen und für das Thema zu sensibilisieren. Bislang gibt es deutschlandweit nichts Vergleichbares“, erklärt der Vorstandsvorsitzende des ZQP, Dr. Ralf Suhr. Obwohl die Prävention von Gewalt zwischen Bewohnerinnen und Bewohnern hoch relevant ist, wird dies in der Pflegeausbildung und Pflegepraxis bisher oft noch zu wenig konkret behandelt.
Das Material umfasst eine Informationsbroschüre für Pflegende, Präsentationsfolien für eine Schulung und Arbeitsblätter für Gruppendiskussionen. Durch interaktive Elemente wird eine involvierende und dialogoffene Auseinandersetzung mit dem Thema gefördert und zur Reflexion eigener Erfahrungen angeregt. Verschiedene pflegealltags-typische Situationen und Problemkonstellationen werden aufgegriffen.
In erster Linie richtet sich das Lernpaket an professionell Pflegende und Auszubildende für Pflegeberufe. „Idealerweise sollte aber das gesamte Personal zum Thema geschult werden. Daher sind die Inhalte so aufbereitet, dass sie für alle in Pflegeeinrichtungen tätigen Berufsgruppen verständlich sind und in interdisziplinären Schulungen eingesetzt werden können“, so Suhr. Ebenso werde die Leitungsebene angesprochen. Denn Veränderungsprozesse müssten vom Führungspersonal ausgehen und kontinuierlich getragen werden. Andernfalls drohe eine entsprechende Intervention erfolglos zu bleiben.
Um die Handhabbarkeit des Arbeitsmaterials sowie Verständlichkeit und Nutzen zu testen, hat das ZQP Pilot-Schulungen in Pflegeeinrichtungen durchführen und evaluieren lassen. Nach Einschätzung der Teilnehmenden hat die Schulung ihr Wissen über Gewalt zwischen Bewohnerinnen und Bewohnern und angemessene Handlungsoptionen verbessert. Für die Schulungsleitung erwies sich das Material als sehr geeignet und gut einsetzbar. Rückmeldungen wurden zur Finalisierung des Angebots genutzt.
Entstanden ist das Schulungspaket im Rahmen eines Forschungsprojekts zu Gewalt zwischen Bewohnerinnen und Bewohnern von Pflegeeinrichtungen. Das Projekt wurde von der Deutschen Hochschule der Polizei (DHPol) und dem Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) durchgeführt und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert.
Mehr Informationen zu dem neuen, kostenfrei zugänglichen Arbeitsmaterial und zum Thema Gewaltprävention in der Pflege gibt es auf dem ZQP-Portal www.pflege-gewalt.de. Dort findet sich weiteres umfassendes Schulungsmaterial zum Thema Prävention von Gewalt gegen pflegebedürftige Menschen. Dies kann ebenfalls kostenlos in Organisationen genutzt werden.
Quelle: PM ZQP, 11.08.2020
Klima geht uns alle an – auch die Pflege!
Broschüre mit hilfreichen Informationen und Tipps zu Hitzewellen veröffentlicht
Berlin, 31.07.2020 – Es gibt einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Klima und Gesundheit – und so haben die Auswirkungen des Klimawandels auch direkten Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden von Menschen. Zugleich trägt der Gesundheitssektor selbst zum Klimawandel bei. Er verursacht z.B. einen deutlich größeren CO2-Fußabdruck als die Luftfahrt.
Für die Versorgung von Personen mit Pflegebedarf ist das Thema deshalb höchst relevant. Insbesondere bei Hitzewellen rückt das Problem verstärkt in unser Bewusstsein. Hitzewellen stellen auch Gesundheits- und Pflegeinrichtungen vor große Herausforderungen. Besonders ältere, kranke oder pflegebedürftige Menschen sind gefährdet. Wegen der großen Hitzewelle 2003 sind in Europa geschätzt 70.000 Menschen gestorben.
Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) hat zum Thema eine Broschüre veröffentlicht. Unter dem Titel ‚Pflege im Umgang mit dem Klimawandel‘ gibt es insbesondere zu Hitzewellen umfassende Informationen und Tipps was pflegerisch dabei getan werden kann.
Der DBfK unterstützt die Aktion ‚Health for Future‘ (healthforfuture.de) und wirbt für ihre Ziele. Es ist eine Aktionsplattform der übergeordneten Initiative KLUG (Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit) für die Gesundheitsberufe.
Die Broschüre ist auf der Website des DBfK als Download erhältlich: www.dbfk.de
DBfK Bundesverband, Alt-Moabit 91, 10559 Berlin, Ansprechpartnerin: Susanne Adjei, T +49 30 219 157 – 0, F +49 30 219 157 – 77, presse@dbfk.de, www.dbfk.de
Pflege braucht Solidarität in der Krise
Seit Beginn der Pandemie ist die enorme Belastung der Pflegefachpersonen bekannt. Es gab Anerkennungsbekundungen, aber von den vielen Versprechungen ist bislang nichts umgesetzt worden. Die Pflege fühlt sich weiterhin alleingelassen.
Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) e. V. appelliert daher an die Bevölkerung, Solidarität mit den professionell Pflegenden zu üben. „Bislang gab es für die Pflege keine Verschnaufpause“, sagt Professorin Christel Bienstein, Präsidentin des DBfK. „Eine zweite Welle würde auf Kolleginnen und Kollegen treffen, die seit sechs Monaten mit Schutzausrüstung arbeiten, soweit diese ausreichend vorhanden ist, und für die Arbeitsschutz und Arbeitszeitgesetz ausgesetzt waren. Eine sogenannte zweite Welle träfe auf erschöpftes Pflegepersonal.“
Der DBfK fordert daher – auch aus Solidarität mit den Mitarbeitenden im Gesundheitswesen – auf die Abstands- und Hygieneregeln zu achten. „Eine regelmäßige Händereinigung ist für Pflegefachpersonen konsequentes Verhalten. Das durchgängige Tragen einer Maske und Schutzkleidung ist anstrengend, aber machbar. Problematisch ist die Abstandsregel, da Patientinnen und Patienten körpernah betreut werden müssen und damit sie wie auch Pflegende gefährdet sind“, so Bienstein.
Es muss aber mehr geschehen, damit der Fachkräftemangel in der Pflege nicht noch weiter verschärft wird: Die Pflegefachpersonen fordern eine politische Stimme in den Gremien, in denen ihre Belange verhandelt werden. Die Arbeitsbedingungen müssen besser werden und es braucht eine angemessene Bezahlung in allen Bereichen der professionellen Pflege. Ohne deutliche Verbesserungen rechnet der DBfK sonst mit massiven Abwanderungen aus dem Beruf. „Wir können es uns nicht leisten, auf die pflegerische Expertise zu verzichten“, so Bienstein. „Wenn wir weiterhin professionelle Pflege auf hohem Niveau haben wollen, müssen wir dafür etwas tun. Das wird auch etwas kosten: Langfristig kostet es Geld und aktuell eben auch ein wenig persönlichen Einsatz für die Eindämmung der Pandemie. Für beides brauchen wir die Solidarität der Bürgerinnen und Bürger.“
Anja-Kathrin Hild, Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V. (DBfK), Alt-Moabit 91, 10559 Berlin, Tel.: 030-2191570 , Fax: 030-21915777, hild@dbfk.de, www.dbfk.de
Pflegemangel
Staatssekretär Westerfellhaus fordert mehr Geld für Pflegekräfte
News des Tages / 12.08.2020 – Der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, fordert in der „Rheinischen Post“ eine verbesserte Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte.
„Die Pflegekräfte sind zu Beginn der Corona-Krise hochgejubelt und für systemrelevant erklärt worden“, sagte Westerfellhaus. Es müsse sich jetzt dringend etwas an der Situation in der Pflege verbessern. „Schon jetzt gibt es sehr großes Unverständnis, dass aus der Anerkennung bisher zu wenige nachhaltige Taten erwachsen“, so Westerfellhaus. In der Corona-Krise haben bisher nur Altenpfleger eine Prämie erhalten. Westerfellhaus sieht da die Arbeitgeber in den Kliniken in der Pflicht.
Westerfellhaus mahnt in dem Artikel: „Wenn es jetzt nicht ein klares Signal gibt, dass sich etwas ändert an Tarifen und Löhnen sowie an den Arbeitsbedingungen, können wir nach der Pandemie in die Situation kommen, dass wir nicht über zusätzliche Auszubildende sprechen, sondern über eine weitere Abwanderung von Personal. Das wäre fatal.“ Viele Pflegekräfte seien unter den aktuellen Umständen zudem nicht mehr bereit oder in der Lage, Vollzeit in diesem Beruf zu arbeiten. 21 Prozent der Jugendlichen könnten sich grundsätzlich vorstellen, in der Pflege zu arbeiten. Aber nur vier Prozent seien ernsthaft interessiert, betonte der ehemalige Pflegelobbyist Westerfellhaus. „Abschreckend ist dabei offenbar vor allem die schlechte Bezahlung und wohl auch die oftmals suboptimalen Arbeitsbedingungen.“
