ADS-Wocheninformation 10.06.2024

ADS-Wocheninformation 10.06.2024

Selbstverwaltung: Quorum verfehlt

Keine Pflegekammer für Baden-Württemberg

10.06.2024 / News – Monatelang hatte das Sozialministerium in Baden-Württemberg die Einwände gegen die Errichtung einer Pflegekammer geprüft. Nun ist klar: Es sind zu viele – und das Projekt ist gescheitert. Das sogenannte notwendige Quorum sei um knapp 3.400 Stimmen verfehlt worden, teilte das Ministerium am Montag in Stuttgart mit. Die Kammer wäre nur eingerichtet worden, wenn mindestens 67.757 Pflegende keine Einwände gegen die Einrichtung der Kammer erhoben hätten. Dies hätten aber bis Ende Februar nur 64 380 von rund und 120 000 angeschriebenen Pflegenden getan.

Sozialminister Manne Lucha zeigte sich enttäuscht. „Es ist kein Geheimnis, dass ich mir die Errichtung einer Pflegekammer gewünscht hätte“, sagte der Grünen-Politiker. Man habe dieser mit dem vorgeschalteten Quorum eine starke Legitimation geben wollen. „Dies ist nach dem Ergebnis des Registrierungsverfahrens leider nicht der Fall. Jetzt gilt es, dieses Ergebnis zu akzeptieren.“

Sozialminister Lucha: „Ergebnis akzeptieren“

Offenbar sei die Gruppe derer, die eine Pflegekammer wollen, und derer, die keine Pflegekammer wollen, im Südwesten fast gleich groß, so Lucha. „Dennoch wurde das notwendige Quorum verfehlt, eine Pflegekammer wird in Baden-Württemberg also nicht kommen. Jetzt gilt es, und das vereint alle Pflegekräfte und politischen Verantwortlichen, die berufspolitischen Fragen der Zukunft auch ohne Pflegekammer engagiert und mit größter Kraft zu bearbeiten.“

Der Landtag hatte im vergangenen Mai den Weg für eine Pflegekammer frei gemacht. Die grün-schwarze Landesregierung hatte damals argumentiert, die Kammer könne den Pflegefachpersonen eine Stimme geben und das Berufsbild schärfen.

Gründungsausschuss kam zu anderem Ergebnis

Der Gründungsausschuss für eine Einrichtung der Pflegekammer sei in seinem Bericht vom 4. April 2024 zu dem Ergebnis gekommen, dass das Quorum knapp übertroffen wurde – und damit die Voraussetzungen für die Einrichtung einer Landespflegekammer erfüllt seien, gab das Sozialministerium Bad Württemberg ferner bekannt.

Dieses knappe Ergebnis habe das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration dazu bewogen, alle vom Gründungsausschuss als unwirksam beurteilten Einwendungen im Einzelfall zu überprüfen. Zusätzlich sei auch eine Stichprobenprüfung von 1.000 Fällen aus der Gesamtzahl aller Einwendungen vorgenommen worden. So habe das Ministerium anders als Gründungsausschuss deutlich weniger Einwendungen als unwirksam gewertet.

Zudem hätte 3.066 Pflegefachpersonen kein Anschreiben des Gründungsausschusses zugestellt werden können. Entgegen der vom Gründungsausschuss vertretenen Auffassung, dass diese Fälle als Zustimmung zur Pflegekammer zu werten seien, da diese Personen auch ohne postalische Zustellung hätten Einwendungen erheben können, kam das Ministerium zu dem Schluss, dass diese keine offizielle Kenntnis vom Registrierungsverfahren erlangt hätten und somit für die Berechnung des Quorums von den 120.619 angeschriebenen Pflegefachpersonen abzuziehen seien.

Einrichtungsprozess der Pflegekammer beendet

„Mit der Verkündung des Ergebnisses und des Nichterreichens des Quorums findet der Errichtungsprozess einer Landespflegekammer nun sein Ende. Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben wird der Gründungsausschuss aufgelöst, alle personenbezogenen Daten werden gelöscht“, hieß es in der Presseaussenndung des Ministeriums weiter

Quelle: https://www.bibliomed-pflege.de/news/errichtung-der-pflegekammer-ist-gescheitert


Über Kompetenzen und Wertschätzung in der Pflege sprechen

  1. Juni 2024, 15:00 Uhr

Pflegerinnen und Pfleger sind gut ausgebildete, kompetente Fachkräfte, die in einem komplexen Arbeitsumfeld tätig sind. Mit ihrer Fachkompetenz, ihrer Professionalität, aber auch ihrem Einsatz und ihrer Leidenschaft für den Beruf, spielen sie eine zentrale Rolle bei der Versorgung von Pflegebedürftigen und Kranken. Allerdings klaffen die gesellschaftliche Bedeutung des Pflegeberufs und die öffentliche Wertschätzung oft deutlich auseinander. Die Kompetenzkommunikation von Pflegekräften steigern – das war das Ziel des vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Forschungsprojekts „Kompetenzkommunikation und Wertschätzung in der Pflege (KoWeP)“. Im Rahmen des Projektes wurde dafür ein Schulungskonzept zur Professionalisierung und Verbesserung der Kompetenzkommunikation entwickelt, um so das hohe Anspruchsniveau und die Komplexität von Pflegearbeit sichtbar zu machen sowie die öffentliche Wertschätzung des Berufs nachhaltig zu verbessern.

Prof. Dr. Klaus Müller, Studiengangsleiter für Berufspädagogik für Pflege- und Gesundheitsberufe an der Frankfurt University of Applied Science berichtet im Praxisdialog am 11. Juni um 15 Uhr als einer der Projektbeteiligten zu den Ergebnissen und wie die Schulungsmaterialien genutzt werden können. Seien Sie dabei und melden Sie sich an: https://pflegenetzwerk-deutschland.de/austauschen/praxisdialoge/ueber-kompetenzen-und-wertschaetzung-in-der-pflege-sprechen


DKI

Umfrage: Klinikatlas voller Fehler

Der neue Klinikatlas spielt für vier von fünf Krankenhäuser fehlerhafte Daten aus. Das betrifft auch die Darstellung der Pflegequalität. Lesen

Quelle: NL BibliomedPflege, 07.06.2024


Ende des Jahres geht der Pflegeversicherung das Geld aus

Trotz der Beitragserhöhung im vergangenen Jahr hat die soziale Pflegeversicherung bald kein Geld mehr. Dies rechnet Anne-Kathrin Klemm (Foto), Vorständin des Dachverbands der Betriebskrankenkassen, vor. Die Ausgaben der Pflegeversicherung stiegen kontinuierlich an, allein im letzten Jahr um 6,5 Prozent. Deshalb werde ihr „bereits Ende 2024 das Geld ausgehen“. Es sei mit einem Defizit von rund 1,4 Milliarden Euro zu rechnen. Care vor9

Quelle: Care vor9, 07.06.2024


Rheinland-Pfalz fördert digitale Tools in der Pflege

Rheinland-Pfalz startet in den Pflegeschulen eine digitale Bildungsoffensive. Bis Ende 2026 sollen rund 500 Lehrkräfte, Schulleitungen und Verantwortliche für das Curriculum in den Pflegeschulen in digitalen Techniken und Methoden fortgebildet werden. Ziel ist, digitales Lernen und Lehren in der Pflegeausbildung zu verankern, damit die Nutzung digitaler Tools für die angehenden Pflegefachkräfte zur Selbstverständlichkeit wird. FAZ

Quelle: Carvor9e , 07.06.2024


Hauptprogramm Deutscher Pflegetag 2024

Es ist so weit: Das Hauptprogramm des DPT24 steht fest! Werfen Sie jetzt einen Blick auf die vielfältigen Veranstaltungen der sechs Programmsäulen Pflege.kompetent, Pflege.nachhaltig, Pflege.up-to-date, Pflege.menschlich, Pflege.selbst gestaltet und Pflege.vernetzt.
Dort finden Sie außerdem eine Kalenderübersicht pro Tag, Informationen zu unseren hochkarätigen Referent:innen und Abstracts zu den Sessions.
Wir stellen Ihnen im Newsletter und auf unseren Social Media-Kanälen einige der Programm-Highlights in den kommenden Monat vor – folgen und abonnieren lohnt sich!
Stellen Sie sich schon mal Ihr persönliches Kongressprogramm zusammen und sichern Sie sich Ihr Frühbucherticket bis zum 31.07.! Zum Programm

Quelle: NL DPT, 06.06.2024


Priorität für Pflegekrise!

DBfK fordert Lösungen von der Gesundheitsministerkonferenz

Berlin, 06.06.2024 – Am 12. und 13. Juni tagt die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) im Ostseebad Lübeck-Travemünde. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) appelliert eindringlich an Bundesgesundheitsminister Lauterbach und die Gesundheitsminister:innen der Länder, die Pflegekrise mit Priorität zu behandeln und nachhaltige Lösungen auf den Weg zu bringen.

„Noch vor wenigen Tagen zeigte sich Bundesgesundheitsminister Lauterbach vom rapiden Anstieg der Menschen mit Pflegebedarf überrascht und verschob die Reform der Pflegeversicherung. Etwa zeitgleich hat Brasilien das Anwerbeabkommen für Kolleg:innen aus Brasilien ausgesetzt“, fasst DBfK-Bundesgeschäftsführerin Bernadette Klapper die Situation der professionellen Pflege zusammen. „Die Pflegekrise ist das Riesenthema, das kontinuierlich verdrängt, ignoriert oder verschoben wird. Wir tun in Deutschland so, als würde uns das Problem mangelnder pflegerischer Versorgung nicht betreffen oder auf wundersame Weise gelöst werden. Das ist nicht der Fall. Die demografische Entwicklung ist klar: Mehr Menschen mit Pflegebedarf treffen auf immer weniger Pflegefachpersonen. Ausschließlich auf Unterstützung aus anderen Ländern zu setzen, ist unethisch und nicht nachhaltig.“

Der DBfK drängt darauf, dass strukturelle Reformen mit Priorität angegangen werden müssen. Professionelle Pflege muss viel früher wirken können, meint Klapper: „Wir kommen nicht umhin, den Pflegebedarf zu senken, indem wir viel stärker auf Prävention und Gesundheitsförderung setzen und gezielt gegen Pflegebedürftigkeit vorgehen. Das gelingt nur, wenn die Fachlichkeit der Pflege gestärkt und mit erweiterten Kompetenzen ausgestattet wird. Bereits in der Schule können Schulgesundheitspflegende die Gesundheitskompetenz von Kindern fördern, Community Health Nurses erreichen im ländlichen Raum und in städtischen Quartieren auch die schwer erreichbaren Bevölkerungsgruppen, die häufig ein erhöhtes Krankheitsrisiko mit folgender Pflegebedürftigkeit aufweisen. Außerdem brauchen pflegende Angehörige begleitende fachliche Unterstützung, auch um nicht selber krank zu werden.“

Das Pflegekompetenzgesetz, das gerade in Arbeit ist, sei die Chance, die professionelle Pflege zu stärken und die großen Potenziale dieses Berufes zu heben. „Ich appelliere daher an die Gesundheitsminister:innen: Nutzen Sie diese Chance, nachdem bereits alle Regelungen, die der professionellen Pflege Auftrieb gegeben hätten, im Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz und im Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz gestrichen wurden. Es ist keine Zeit zu verlieren im Hin und Her zwischen Bund und Ländern. Pflege braucht jetzt Lösungen, die wirken“, so Klappers Forderung.

Anja Kathrin Hild | Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Bundesverband e. V., Alt-Moabit 91 | 10559 Berlin, Telefon +49 30 219157-30 | Telefax +49 30 219157-77 | hild@dbfk.de, www.dbfk.de


Debatte um Arbeitszeitmodell 4‑Tage-Woche in der Pflege: Widerspruch oder Lösung?

Es klingt nach einem Widerspruch, wenn in einer von Personalmangel geplagten Branche an weniger Tagen gearbeitet werden soll. Doch die 4‑Tage-Woche soll den Pflegeberuf attraktiver für neue Bewerber machen und für mehr Zufriedenheit bei vorhandenen Mitarbeitern sorgen. Warum letztendlich individuelle Faktoren entscheidend sind, lesen Sie in dieser Zusammenfassung: https://www.rechtsdepesche.de/4-tage-woche-in-der-pflege/ ­/ (Quelle)


„Notfall Kindermedizin“

DBfK zum Schwerpunkt im aktuellen Stern

Berlin, 06.06.2024 – Im aktuellen Magazin Stern wird der Schwerpunkt mit dem Titel „Notfall Kindermedizin“ aufgegriffen. Dort wird auf die dramatische Versorgungssituation insbesondere auf pädiatrischen Intensivstationen hingewiesen, die vor allem einem Mangel an qualifiziertem Pflegepersonal geschuldet ist. Dass diese Situation nicht neu ist und nur mit nachhaltigen Reformen im Gesundheitswesen verbessert werden kann, betont Bernadette Klapper, Bundesgeschäftsführerin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK), in ihrem Statement: „Seit Jahrzehnten wurde versäumt, in die professionelle Pflege zu investieren. Das rächt sich. Und zwar nicht ‚nur‘ in Pflegeheimen, sondern auch in der Pädiatrie.

Durch die generalistische Ausbildung haben wir nun mehr Kolleg:innen, die eine solide Grundausbildung haben, mit allen Altersgruppen arbeiten und sich für die hochspezialisierten Bereiche weiterqualifizieren können. Neben vertiefenden Weiterbildungen brauchen wir eine höhere Quote akademisch ausgebildeter Kolleg:innen, beispielsweise Advanced Practice Nurses für Pädiatrie, die eine strukturierte Einarbeitung und Spezialisierung in der Praxis ermöglichen. Dafür müssen die entsprechenden Strukturen geschaffen werden. Wir fordern als Berufsverband seit langem, neue Rollen für akademisch ausgebildete Kolleg:innen zu schaffen, ihre Kompetenzen zu erweitern und damit die Pflegefachlichkeit zu stärken. Das angekündigte Pflegekompetenzgesetz lässt zu lange auf sich warten, dabei wurde die zunächst darin enthaltene Einführung der Advanced Practice Nurse auf später verschoben. Das kann so nicht bleiben, denn darunter leiden alle: Die beruflich Pflegenden, Menschen, die auf professionelle Pflege angewiesen sind, und eben auch schwererkrankte Kinder, wie der Schwerpunkt im Magazin Stern sehr deutlich zeigt.“

Anja Kathrin Hild | Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Bundesverband e. V., Alt-Moabit 91 | 10559 Berlin, Telefon +49 30 219157-30 | Telefax +49 30 219157-77 | hild@dbfk.de, www.dbfk.de


Krankenhausreform: Änderungen angekündigt

Berlin – Bei der Krankenhausreform wird es im parlamentarischen Verfahren noch Änderungen am vorliegenden Gesetzentwurf geben. Das kündigten gestern Gesundheitspolitiker der Ampelfraktionen beim parlamentarischen Abend des Kongresses des… [mehr]

Quelle: NL Deutsches Ärzteblatt, 06.06.2024


Wieder mehr neue Auszubildende in der Pflege in Sachsen-Anhalt

Im vergangenen Jahr sind in Sachsen-Anhalt wieder mehr Ausbildungsverträge in der Pflege abgeschlossen worden.

05.06.2024 – 1542 Auszubildende begannen 2023 (Stichtag: 31. Dezember) ihre Ausbildung zur Pflegefachkraft, wie das Statistische Landesamt jetzt mitteilte. 2022 waren es demnach 1347 Ausbildungsverträge. Dennoch liegt die Zahl unter der von 2020, als mit der Erhebung begonnen wurde: Damals wurden 1671 Neuabschlüsse gezählt. Unter den neuen Auszubildenden waren 2023 insgesamt 384 Männer und 1161 Frauen. Die Anfängerinnen und Anfänger waren durchschnittlich 19 Jahre alt.

Die dreijährige Ausbildung zur Pflegefachfrau beziehungsweise zum Pflegefachmann wird seit 2020 angeboten. Damals wurden die bis dahin getrennten Ausbildungen in den Berufen Gesundheits- und Krankenpfleger, Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger sowie Altenpfleger zusammengeführt.

Zum Jahresende 2023 befanden sich in Sachsen-Anhalt über alle Ausbildungsjahre hinweg 4293 Auszubildende in der generalistischen Pflegeausbildung. Im vergangenen Jahr fanden die ersten Abschlussprüfungen statt, 945 von 972 Prüflingen bestanden ihre Prüfung in Sachsen-Anhalt. (dpa)

Quelle: https://www.altenpflege-online.net/wieder-mehr-neue-auszubildende-in-der-pflege-in-sachsen-anhalt


Bund-Länder-Runde

Länder fordern Änderungen bei Reform, Klinik-Atlas bleibt fehlerhaft Beim Treffen mit Lauterbach drängen die Länder weiter auf Änderungen bei der Klinikreform. Der Klinik-Atlas steht auch nach dem Update in der Kritik. Weiterlesen

Quelle: kma NL, 05.06.2024


Widerspruchslösung bei Organspende: Gesetzesinitiative im Bundesrat

Düsseldorf – Nordrhein-Westfalen und weitere Bundesländer wollen mit einer Gesetzesinitiative im Bundesrat die Bereitschaft zu Organspenden in der Bevölkerung erhöhen. Der Gesetzentwurf, den die Länder am 14. Juni in den Bundesrat einbringen wollen,… [mehr]

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 04.06.2024


Neue Broschüre: Rückengerecht arbeiten in der Pflege

Was hält den Rücken gesund? Bewegung! Diese Broschüre zeigt Unternehmensleitungen und Beschäftigten in der Pflege, wie man Muskel-Skelett-Belastungen vorbeugt.

Quelle: BGW Newsletter Juni 2024, 04.06.2024


Hitzeaktionstag am 05.06.2024

Deutschland hitzeresilient machen – wir übernehmen Verantwortung

Berlin, 04.06.2024 – Unter dem Motto „Deutschland hitzeresilient machen – wir überneh­men Verantwortung“ ruft anlässlich des morgigen Hitzeaktionstags ein breites Bündnis aus Akteuren des Gesundheitswesens und weiterer Organisationen dazu auf, Hitzegefahren noch ernster zu nehmen und den gesundheitsbezogenen Hitzeschutz konsequent umzusetzen. Der gemeinsamen Initiative von Bundesärztekammer, Deutscher Allianz Klimawandel und Gesundheit, AWO Bundesverband, Deutscher Krankenhausgesellschaft, Deutschem Pflegerat, GKV-Spitzenverband und Hausärztinnen- und Hausärzteverband haben sich über 50 Institutionen und Verbände angeschlossen (https://hitzeaktionstag.de/partner).

Das Jahr 2023 war das bisher wärmste Jahr in Deutschland und in Europa seit dem Beginn regelmäßiger Messungen. Europa ist der Kontinent, der sich am schnellsten erwärmt. Der Temperaturanstieg beträgt fast das Doppelte des weltweiten Anstiegs. Gleichzeitig gibt es auf­grund der demographischen Entwicklungen deutlich mehr Risikopersonen als auf anderen Kontinenten. Das führt dazu, dass die Gesundheitsgefahren durch Hitze in Deutschland besonders hoch sind. So zeigt eine aktuelle Studie, dass etwa 10 Millionen Beschäftigte während Hitzewellen stark belastet sind. Zudem muss auch Deutschland sich in Zukunft auf deutlich gefährlichere meteorologische Hitzeszenarien einstellen.

In einem gemeinsamen Forderungskatalog sprechen sich die Organisationen dafür aus, einen klaren gesetzlichen Rahmen für gesundheitlichen Hitzeschutz auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene zu schaffen, in dem Hitzeschutz als Pflichtaufgabe verankert und von Bundes- und Landesebene ausreichend finanziell unterstützt wird. Neben der Verankerung im Gesundheitsrecht ist der Hitzeschutz auch in Gesetzen und Rechtsverordnungen anderer Sektoren zu berücksichtigen, wie etwa dem Bau- oder dem Arbeitsrecht. Darüber hinaus sollte Hitze als zentrale Herausforderung in den Zivil- und Katastrophenschutz integriert werden. Auch aus wirtschaftlicher Perspektive ist die Dringlichkeit sehr hoch, Deutschland hitzeresilient zu machen. Daher fordert das Hitzeschutz-Bündnis die politischen Entscheidungs­träger dazu auf, die dazu nötigen Investitionen unverzüglich in den entsprechenden Haushalten und Budgets einzustellen.

Der Hitzeaktionstag 2024 verdeutlicht aber auch, dass sich viele Akteure bereits aus eigener Initiative auf den Weg gemacht haben, Deutschland hitzeresilienter zu machen. Zu den Best Practice Beispielen, die bei der zentralen Fachveranstaltung des Hitzeaktionstags am BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin vorgestellt werden, gehören u. a. Projekte aus Bereichen wie der stationären Pflege, Kindertagesstätten oder dem Sport. Darüber hinaus finden im Rahmen des Hitzeaktionstags bundesweit Pressekonferenzen, Symposien und Aktionen statt, die von einer Vielzahl von gesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren getragen werden.

Den vollständigen politischen Forderungskatalog zum Hitzeaktionstag 2024 finden Sie hier.

 

Zum Hitzeaktionstag 2024 erklären

Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer:

„Es ist unsere Pflicht als Ärztinnen und Ärzte, die gesundheitlichen Auswirkungen des Klima­wandels darzulegen und Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit nicht nur zu fordern, sondern aktiv zu unterstützen. Mit dem Hitzeaktionstag wollen wir nicht nur auf die hitzebedingten Gesundheitsrisiken aufmerksam machen. Im Fokus steht die Frage, wie gut Deutschland auf die in Zukunft noch längeren und intensiveren Hitzeperioden vorbereitet ist. Ziel muss es sein, hitzebedingte Erkrankungen und Todesfälle zu vermeiden und das Gesund­heitssystem vor einer Überlastung zu bewahren.“

 

Kathrin Sonnenholzner, Vorsitzende des Präsidiums des AWO Bundesverbandes:

„Die AWO setzt sich dafür ein, dass vulnerable und benachteiligte Bevölkerungsgruppen beim Thema Hitzeschutz besonders in den Blick genommen werden. Die Klimakrise ist ungerecht: Diejenigen, die am wenigsten dazu beitragen, leiden schon jetzt am meisten unter ihren Folgen und haben keine kaum Ressourcen, um sich entsprechend anzupassen. Die AWO hat sich deswegen auf den Weg gemacht, ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Hierfür brauchen wir aber einen klaren gesetzlichen Rahmen – und kein Hin-und-her zwischen Kostenträgern, Kommunen, Ländern und dem Bund.

 

Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth, Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes:

„Klimasensible Beratung ist ein wichtiger Teil unserer hausärztlichen Arbeit. In unseren Praxen erreichen wir tagtäglich einen großen Teil der Risikopatientinnen und Risikopatienten und können dabei präventiv, aber auch in der Versorgung von Hitzeerkrankungen viel leisten. Mit dem Klimawandel erlangen diese Aufgaben einen immer wichtigeren Stellenwert, benötigen dabei aber auch mehr und mehr Zeit. Wir können in unseren Praxen viel bewirken, brauchen dafür aber auch die entsprechenden Ressourcen. Daher erwarten wir, dass die Politik Wort hält und die klimasensible Beratung endlich finanziert wird.“

 

Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes:

„Wir als gesetzliche Krankenversicherung übernehmen auch beim Hitzeschutz Verantwortung. Die Krankenkassen können mit ihren Präventionsangeboten Versicherte, Verantwortliche in Lebenswelten und Betrieben sowie Kommunen beim Hitzeschutz unter­stützen. Hitzeschutz vor Ort muss aber auch als kommunale Aufgabe verbindlich gemacht und von Bund und Ländern ausreichend finanziell unterstützt werden. Nur so können Kommunen Hitzeaktionspläne entwickeln und umsetzen, an denen alle relevanten Partner – auch die Krankenkassen – beteiligt sind und die weit über den Hitzeaktionstag hinaus wirken.“

 

Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft:

„Wir setzen heute gemeinsam ein starkes Zeichen, denn Hitzeschutz darf keine Frage einer einzelnen Organisation sein, sondern muss flächendeckend im deutschen Gesundheitswesen gedacht und umgesetzt werden. Für die Kliniken sind die immer längeren Hitzeperioden und ihre Folgen schon lange ein Thema. Zugleich sind Klimawandel und -anpassung für die Krankenhäuser eine personelle und finanzielle Herausforderung. Krankenhäuser benötigen ein groß angelegtes Investitionsprogramm, um bei Umbau und Sanierung der oft sehr alten Gebäude Hitzeschutz umsetzen zu können. Nur so können die Kliniken ihren Beitrag leisten und Patientinnen und Patienten sowie Beschäftigte vor den Folgen des fortschreitenden Klimawandels schützen.“

 

Jana Luntz, Präsidiumsmitglied Deutscher Pflegerat:

„Pflegefachpersonen stehen im kontinuierlichen und engen Kontakt zu Bürgerinnen und Bürger. Das ermöglicht es ihnen, den Hitzeschutz passgenau an gefährdete Betroffene auszu­richten. Die Aufgabenverteilung der Gesundheitsfachberufe muss ressourcenschonend und an Krisensituationen, wie extreme Hitzebelastung, angepasst werden. Das bedeutet, dass beruflich Pflegende mehr Mitspracherechte und Handlungsautonomien benötigen. Wir können den Herausforderungen nur gemeinsam begegnen.“

 

Dr. Martin Herrmann, Vorsitzender KLUG – Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit:

„Der Hitzeaktionstag ist ein Appell an alle, Hitzegefahren ernst zu nehmen und Hitzeschutz konsequent umzusetzen. Wir übernehmen Verantwortung für ein hitzeresilientes Deutschland, und fordern daher von den politischen Entscheidungsträgern Hitzeschutz gesetzlich und in den Haushalten zu verankern. Auch aus wirtschaftlichen Gründen können wir es uns nicht leisten schlecht auf die steigenden Gesundheitsgefahren durch Hitze vorbereitet zu sein.“ (…)

Deutscher Pflegerat e.V. (DPR), Bundesarbeitsgemeinschaft Pflege- und Hebammenwesen, Alt-Moabit 91, 10559 Berlin, Telefon: (030) 398 77 303 | Telefax: (030) 398 77 304, E-Mail: presse@deutscher-pflegerat.de | Internet: www.deutscher-pflegerat.de

Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung Bundesärztekammer, Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit, AWO Bundesverband, Deutsche Krankenhausgesellschaft, Deutscher Pflegerat, GKV-Spitzenverband, Hausärztinnen- und Hausärzteverband; 04.06.2024


Hitzebelastung erkennen und vermeiden: wichtige Verantwortung für beruflich Pflegende

DBfK zum Hitzeaktionstag 2024

Berlin, 04.06.2024 –  Anlässlich des diesjährigen Hitzeaktionstags am 5. Juni 2024 bietet der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) in Kooperation mit dem Deutschen Pflegerat und der Pflegekammer Nordrhein-Westfalen eine digitale Informationsveranstaltung für beruflich Pflegende an und macht mit einer Videobotschaft auf die umfassende Bedeutung des Themas aufmerksam.

Prof. Christel Bienstein, die Präsidentin des DBfK, appelliert in diesem Zusammenhang an die politisch Verantwortlichen und die Berufsgruppe: „Bei allen Hitzeschutzmaßnahmen und -plänen muss die Profession Pflege von Anfang an eingebunden werden. Professionell Pflegende sind in allen Settings – vom Krankenhaus über die stationäre und insbesondere die ambulante Langzeitpflege – am nächsten an den pflegebedürftigen Menschen dran und sehen, was getan werden muss. Denn es sind die Menschen mit Pflegebedarf, die besonders unter Hitzeperioden leiden und sich am wenigsten davor schützen können. Es wird vor allem wichtig, in den Kommunen die vulnerablen Gruppen und Menschen zu kennen und seitens der Pflege zugehende Maßnahmen anzubieten ¬– dafür brauchen wir flächendeckend Community Health Nurses.

Hitzeassoziierte Gesundheitsprobleme wie Dehydratation, Kreislaufstörungen und Erschöpfung gehören zu den gravierendsten und häufigsten Folgen des Klimawandels – und zu denen, die wir sehr gut lindern und vermeiden können.

Daher mein Appell an die Kolleg:innen: Informieren Sie sich und schauen Sie, wie Sie Ihre Patient:innen, Klient:innen und Bewohner:innen, aber vor allem auch sich selbst schützen können. Die Hitzebelastungen werden klimabedingt zunehmen und sollten keinesfalls unterschätzt werden.“

Die Onlineveranstaltung „Hitzebelastung von beruflich Pflegenden“ findet am 6. Juni um 18.00 Uhr statt. Registrierungen sind unter folgendem Link noch möglich: https://us02web.zoom.us/meeting/register/tZApdO6sqjMrE9132JJj1FmL9SYH7u77Z-T5#/registration

Die Videobotschaften können auf unserem YouTube-Kanal abgerufen werden.

Beachten Sie gerne die Broschüre „Pflege im Umgang mit dem Klimawandel“, die der DBfK bereits im Jahr 2020 veröffentlicht hat.

Anja Kathrin Hild | Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Bundesverband e. V., Alt-Moabit 91 | 10559 Berlin, Telefon +49 30 219157-30 | Telefax +49 30 219157-77 | hild@dbfk.de, www.dbfk.de


Stellungnahme zur geplanten Schließung des IPW/Bielefeld

Das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) hat mit Bestürzung und großer Sorge die geplante Schließung des Instituts für Pflegewissenschaft an der Universität Bielefeld (IPW) zur Kenntnis genommen.

Die Arbeit des DNQP zur Entwicklung, Konsentierung, Implementierung und Aktualisierung evidenzbasierter Expertenstandards zur Entwicklung und Sicherung der Pflegequalität ist abhängig von der Kooperation mit pflegewissenschaftlichen Instituten und Institutionen im deutschsprachigen Raum, an denen zu zentralen Qualitätsfragen der Pflegepraxis in allen Settings der Pflege (Krankenhäuser, stationäre und teilstationäre Pflegeeinrichtungen, ambulante Pflegedienste und andere) geforscht wird und konzeptionelle Grundlagen entwickelt werden. Angesichts der gesellschaftlich zu erwartenden Herausforderungen in der pflegerischen Versorgung wäre mit einem Ausbau der pflegewissenschaftlichen Infrastruktur und nicht mit ihrem Abbau zu rechnen, um pflegewissenschaftliche Forschung und Konzeptentwicklung zu gewährleisten.

Das IPW hat maßgeblich zur Konzeption und Entwicklung des viel genutzten und zitierten DNQP-Expertenstandards „Entlassungsmanagement in der Pflege“ beigetragen. Auch der nach dem mittlerweile abgeschafften § 113a SGB XI entwickelte Expertenstandard zur „Erhaltung und Förderung der Mobilität“ wurde durch Arbeiten des IPW geprägt. Beteiligt war das IPW darüber hinaus an der Entwicklung des Expertenstandards zum „Schmerzmanagement bei akuten Schmerzen“.

Eine Schließung des IPW wäre für die Pflegewissenschaft in Nordrhein-Westfalen, aber auch darüber hinaus, ein nicht zu ersetzender Verlust. Auch die Arbeit des DNQP, die keinerlei öffentliche Förderung erfährt, wäre unmittelbar betroffen und würde geschwächt.

Das DNQP unterstützt daher den offenen Brief an die Mitglieder des Landtags-Ausschusses für Arbeit, Gesundheit und Soziales und fordert dazu auf, das IPW zu erhalten.

Offener Brief „Gute Pflege braucht gute Pflegewissenschaft“ , Liste der Erstunterzeichner*innen

Quelle: DNQP NL Juni, 04.06.2024


Vorläufige Bilanz

Was hat die Ampel für die Pflege geschafft?

03.06.2024 / News – Arne Evers, Pflegedirektor am St. Josef-Hospitals Wiesbaden, kommentiert die Bilanz der Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung, Claudia Moll, zum Sachstand der Pflege in der aktuellen Legislaturperiode.

Tariftreueregelung. Zustimmen möchte ich zu den Ausführungen Molls, dass über das Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz eine verpflichtende tarifliche Bezahlung in der stationären und ambulanten Langzeitpflege eingeführt wurde. Das war notwendig und richtig. Allerdings wurde das Gesetz in der 19. Legislaturperiode beschlossen und ist bereits im Juli in 2021 in Kraft getreten. Das Pflegeberufegesetz, das – so Moll – den „Grundstein für eine zukunftsfähige und qualitativ hochwertige Pflegeausbildung“ gelegt habe, was absolut zutrifft, stammt aus dem Jahr 2020 und fällt somit ebenfalls nicht in die Amtszeit der jetzigen Bundesregierung.

Pflegebonus. Erschütternd finde ich Molls Aussage zum Pflegebonusgesetz unter der Überschrift „Professionelle Pflege stärken“. Auch wenn der Pflegebonus sicherlich ein gut gemeintes Vorhaben war, hat die Einmalzahlung für die Profession Pflege keine nachhaltige Verbesserung bewirkt, sondern innerhalb der Berufsgruppe für viel Unverständnis gesorgt und Politikverdrossenheit gefördert. Als Pflegedirektor, der vielen seiner Beschäftigten, etwa Pflegefachpersonen in der Notaufnahme oder Pflegehilfskräften, persönlich erklären musste, wieso diese keine Einmalzahlung erhalten, kann ich nie und nimmer zu der Aussage kommen, dass der Pflegebonus für eine Stärkung der professionellen Pflege gesorgt hätte.

Pflegestudiumstärkungsgesetz. Positiv hervorzuheben ist in der Tat das Pflegestudiumstärkungsgesetz, das inhaltlich wie fachlich richtig ist – auch wenn wahrscheinlich mehr möglich gewesen wäre. Dennoch: Die dringend benötigte Finanzierung der hochschulischen Pflegeausbildung ist ein Meilenstein, den es nun weiter auszubauen gilt. Aus aktuellem Anlass ist hier allerdings auf widersprüchliche Landespolitik hinzuweisen, die vom Bund schweigend gebilligt wird: die auslaufende Förderung des Instituts für Pflegewissenschaft an der Universität Bielefeld. Akademisch ausgebildete Pflegefachpersonen ja, Pflegewissenschaft nein – das passt nicht zusammen!

Projekt GAP. Moll lobt das Projekt „GAP – Gute Arbeitsbedingungen in der Pflege zur Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf“, das nicht von ihr, sondern von ihrem Amtsvorgänger Andreas Westerfellhaus initiiert wurde. Prinzipiell ist GAP sehr sinnhaft. Kritisch ist allerdings zu sehen, dass seit der ursprünglichen Initiierung keine Weiterentwicklung oder Übertragung auf andere Settings wie das Krankenhaus erfolgt ist – aus meiner Sicht eindeutig ein Versäumnis.

Klinikreform. Was Molls Bilanz fehlt, ist die Einbettung in den Gesamtkontext – und in der 20. Legislaturperiode gibt es da einiges einzuordnen. Was die Pflegebevollmächtigte völlig außen vor lässt sind die vielfach verpassten Chancen für eine echte, nachhaltige Stärkung der Pflegeprofession im Rahmen der Krankenhausreform. Der Bundesregierung muss man vorwerfen, dass sie sämtliche Vorschläge der Regierungskommission zur Aufwertung des Pflegeberufs bis zum heutigen Tag nicht aufgegriffen haben. Dieses Versäumnis ist allenfalls als Stagnation der Pflege zu bezeichnen und sicher nicht als Stärkung. Ganz lebendig sieht man dies im Umgang mit akademischen Pflegekräften: Im ersten Entwurf zur Klinikreform gab es noch eine Berücksichtigung und Eigenständigkeit akademischer Pflege im Rahmen eigener Versorgung in Level-1i-Häusern. Dieser Fortschritt wurde kontinuierlich heruntergewertet: erst Selbstständigkeit, dann Abhängigkeit, jetzt die komplette Streichung. Zwar war der angedachte § 115h „medizinisch-pflegerische Versorgung“ in der praktischen Umsetzung mehr als fraglich, so hätte er dennoch für die Eigenständigkeit der Pflegekräfte und damit der Professionalisierung einen Schub bedeutet. Davon ist heute nichts mehr vorhanden.

Gesundheitskioske. Ähnlich verhält es sich mit den Gesundheitskiosken. Ursprünglich waren diese Einrichtungen als eigenständiges Tätigkeitsgebiet für Pflegefachpersonen gedacht; das Berufsbild der Community Health Nurse wäre endlich etabliert worden. Auch das wäre ein echter Meilenstein für die pflegerische Autonomie gewesen. Mittlerweile ist Community Health Nursing vollumfänglich gestrichen, das Gesetz wird gemeinhin als „Hausärztebefriedungsgesetz“ tituliert, von Aufwertung der Pflege ist auch hier nichts mehr vorhanden.

Berufsständische Selbstverwaltung. Was ich in Molls Bilanz ebenfalls vermisse, sind Aussagen zum Thema Selbstverwaltung. Laut Koalitionsvertrag sollte es hier deutliche Fortschritte geben, passiert ist bislang kaum etwas. In Baden-Württemberg ist die Haltung und der Umgang der Landespolitik mit der beschlossenen Landespflegekammer sehr fragwürdig. Nach dem Hin und Her der vergangenen Monate ist heute noch immer nicht klar, ob das Quorum zur Gründung der Kammer erreicht wurde oder nicht. Auch das gehört zur Einordnung dazu und darf in einem Zwischenfazit nicht fehlen.

Klinikatlas. Abschließend sei noch auf den Klinikatlas des Bundesgesundheitsministeriums und der Darstellung des Pflegepersonalquotienten verwiesen, der für massive Irritation sorgt: Ein Tacho zur Differenzierung von „guter oder schlechter Pflegepersonalausstattung“, bei dem die gesamte Klinik über einen Kamm geschoren wird, kann weder für Patient:innen noch für dort arbeitende Pflegepersonen ein Stärkungsfaktor sein. Wer die Pflegepersonalausstattung einer Kinderklinik, einer Geriatrie, einer allgemeinen Chirurgie und einer Station für Knochenmarkstransplantation zusammengewürfelt abbildet, der hat die Differenziertheit der Abbildung von Pflegeleistung schlicht und einfach ignoriert.

Was können wir in dieser Legislatur noch erwarten?

Größere Gesetzesvorhaben hat die Bundesregierung noch auf der Agenda. Zu nennen sind hier insbesondere das Pflegekompetenzgesetz in zwei Teilen und die generalistisch ausgerichtete, bundeseinheitliche Pflegeassistenzausbildung. Bis zur nächsten Bundestagswahl ist nicht mehr allzu viel Zeit. Insofern ist zu befürchten, dass die Reform der Pflegeassistenzausbildung ähnlich wie die beiden angedachten Teile des Pflegekompetenzgesetzes mit heißer Nadel gestrickt werden oder den bevorstehenden Fachdiskurs nicht unbeschadet überstehen. Somit könnten wesentliche Aspekte zur Aufwertung des Pflegeberufs gestrichen oder abgemildert werden. Auf die angekündigte Progressivität des Pflegekompetenzgesetzes im Abgleich mit den bereits veröffentlichten Eckpunkten bin ich mehr als gespannt und dem daraus entstehenden Diskurs mit anderen Leistungserbringen des Gesundheitswesens blicke ich energisch entgegen.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass das in dieser Legislatur Erreichte im Hinblick auf eine Stärkung der Profession Pflege als dürftig zu bezeichnen ist. Viele Chancen wurden verpasst. Hierzu passt auch das Ende von Molls Bilanz – die Aufforderung, Pflege neu zu denken und gemeinsam zu gestalten. Das liest sich fast wie eine Zuweisung von Schuld, dass der Pflegeberuf derzeit nicht mitmachen würde. Für mich und ganz viele andere Kolleg:innen gilt: Wir wollen! Dann lasst uns aber auch.

Quelle: https://www.bibliomed-pflege.de/news/viele-chancen-wurden-verpasst


Wichtige Termine:

11.Deutscher Pflegetag

07.-08.11.2024; https://www.deutscher-pflegetag.de/


15. DGP-Hochschultag: Pflegewissenschaft im Dialog

15.11.2024, 10:30 – 17:00 Uhr, Ernst-Abbe-Hochschule Jena, Fachbereich für Gesundheit und Pflege, Hier gelangen Sie zur Anmeldung